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„Draco, entschuldige, aber wie lautet eigentlich dein vollständiger Name?", unterbrach mein Vater die Stille. Ich verschluckte mich an einer der Delikatessen, die auf dem Tisch standen und hustete. Es war zwar klar gewesen, dass das irgendwann kommen würde, aber ich war trotzdem nicht darauf vorbereitet. Gerade jetzt nicht, beim gemütlichen Abendessen.
Nach dem Aufstellen des Tannenbaums hatte meine Mutter sich sofort in die Küche verzogen, um etwas zu kochen. Wie immer hatte sie unserer Hauselfe verboten, ihr dabei zu helfen. Auch wenn das meinem Vater gar nicht gefiel, sie tat es gerne und ließ sich nicht davon abbringen. Außerdem, das gab auch er zu, konnte sie unglaublich gut kochen.

Draco blickte kurz nach links zu mir. Dann drehte er seinen Kopf wieder nach vorne zu meinem Vater und sagte mit ausdruckslosem Gesicht: „Draco Lucius Malfoy."

Jetzt schien mein Vater sich verschluckt zu haben und auch Mum sah Draco geschockt an, fing sich aber schnell wieder und sah besorgt zu meinem hustenden Vater.
„Malfoy?", fragte er nochmal nach. „Ja, Malfoy."
Draco sagte es, als wäre sein Nachname das Normalste der Welt, aber sein jetzt eisiger Blick verriet, dass er wusste, er war es nicht. Er zeigte, dass er sich nicht für seinen Namen entschuldigen oder deswegen angestarrt werden wollte.

„Lyn, kommst du bitte kurz?", fragte mein Vater nach einer kurzen, unangenehmen Stille, aber behielt Draco dabei weiterhin im Auge. „Ähm, ja, natürlich", murmelte meine Mutter.
Sie standen auf und Mum warf Draco im Rausgehen noch einen entschuldigenden Blick zu, folgte meinem Vater aber schnell in den Flur.

Einzelne Worte wie 'Lucius Malfoy', 'im Ministerium' und 'Du-weißt-schon-wer' drangen durch die Tür zu mir durch.
Draco war still. Er tat mir leid. Es war unfair, ihn wegen seiner Familie zu verurteilen. Allein ihn ab jetzt anders zu behandeln wäre unfair, doch ich hatte das starke Gefühl, dass das unvermeidlich sei. Mein Vater kannte Lucius Malfoy, Dracos Vater, garantiert aus dem Ministerium und allgemein war bekannt, dass der, dessen Name nicht genannt werden darf, den Malfoys nicht ganz unbekannt ist.

„Tut mir leid", sagte ich leise.
Draco sah von seinem Teller zu mir auf. Er hatte ihn angestarrt, seit meine Eltern den Raum verlassen hatten. Ich erkannte Zorn in seinen Augen.
„Warum muss ich wegen meinem Namen anders behandelt werden? Ich kann doch nichts dafür. Ich bin mit meinem Vater verwandt, aber deshalb nicht gleich wie er!"
Ich sah ihn erst etwas schockiert an, damit hatte ich jetzt auch nicht gerechnet, aber dann nickte ich. Er hatte ja Recht. Seine Familie konnte man sich nicht aussuchen.

Er sah mich nachdenklich an und seine Gesichtszüge entspannten sich wieder etwas. Dann drehte er seinen Kopf wieder nach vorne und redete etwas leiser weiter: „Ich bin es einfach leid. Egal, was ich gemacht habe, kaum kommt meine Familie ins Spiel, werde ich anders behandelt. Dabei kann ich ja wirklich nichts dafür, ein Malfoy zu sein."
Auch wenn ich sein Gesicht nicht richtig sehen konnte, wusste ich, dass er Tränen in den Augen hatte. Er sprach nicht oft über seine Eltern, aber wenn er es tat, war er oft ziemlich traurig.

„Weißt du, mein Vater sagt immer, es wäre eine Ehre, ein Malfoy zu sein. Ich müsse diesen Titel mit Stolz tragen", fuhr er noch leiser fort. „Aber langsam glaube ich nicht mehr daran. Manchmal fühlt es sich eher wie eine Last an."
Seine Stimme zitterte, als er den letzten Satz sagte und obwohl er sich von mir weggedreht hatte, konnte ich sehen, wie eine Träne über seine Wange rollte. Auch in meinen Augen hatten sich welche gebildet, so viel Mitleid, wie ich für ihn empfand.

Ich rutschte mit meinem Stuhl etwas näher an ihn heran und umarmte ihn von der Seite. Seine linke Hand legte er um mich, aber mit der anderen wischte er sich schnell die Träne weg.
„Hey, es ist okay", flüsterte ich. „Nein, es ist schwach", gab er zurück, aber ich merkte, dass er nicht hinter dieser Aussage stand.
„Das denke ich nicht. Ich weiß, dass dein Vater dir das immer beigebracht hat, aber ich glaube das nicht. Jeder hat mal diese Momente, ich auch und das weißt du." „Ja, die habe ich bei dir das ein oder andere Mal miterlebt", meinte er schmunzelnd. Das hatte er. Oft. Sehr oft.
Wenn es mir mal nicht gut ging und Cleo nur wieder meine Emotionalität bemängelte, ging ich immer zu Draco. Er war, auch wenn viele das nicht glaubten, ein wirklich guter Zuhörer und konnte mich immer aufheitern, wenn meine Tränen verflossen waren.

„Dann weißt du auch, dass es einem besser geht, wenn man darüber geredet hat." „Stimmt", sagte er nachdenklich.
Dann zog er mich noch einmal an sich heran und wisperte: „Danke, Rose." „Ich bin immer für dich da." Ich lächelte und schloss meine Augen.

Ich genoss diesen Moment. Natürlich empfand ich auch Mitleid, aber es war schön, zu wissen, dass er sich mir 'schwach' zeigte. Dass er mir vertraute. Dass er wusste, dass er mit mir darüber reden konnte.
Solche Momente schweißten einen auch irgendwie zusammen und das fand ich schön.

Irgendwie fand ich es auch schön, dass er seine Emotionen zeigte, weil er es so selten tat.
Ich dagegen ziemlich oft. Ich erinnerte mich an meine Tränen am King's Cross und musste ungewollt grinsen. Das waren jetzt wirklich

Emotionale Weihnachten.

Fröhliche Weihnachten? | A Draco Malfoy FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt