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La presencia - Die Gegenwart

Valencias POV:

Ich traf Riccardo nicht bei seinem Anwesen, welches in diesem Moment nichts anderes als Schutt und Asche war. Ich traf ihn in einer Halle am Rande der Stadt, welche er und seine Männer nach eigenen Angaben von Julian noch vor kurzen zu ihrem Eigen erklärten.

Als ich ausstieg, joggten die Männer gruppenweise an mir vorbei, als wäre dies ein Militärstützpunkt und sie würden sich für den nächsten Einsatz vorbereiten. 

Julian öffnete mir die Tür und wartete höflich ab, bis ich voraus lief. 

"Wo ist Riccardo?"

"Drinnen, Signorina Valencia."

Ich erreichte ein heruntergekommenes, staubiges Zimmer, das vermutlich zu seiner Zeit ein kleines Büro war. An den Wänden klebte Blut und viele Stühle hier waren gelöchert.

Riccardo saß bereits mit einer schutzsicheren Weste auf dem Stuhl, stützte seinen Kinn auf seine Fäuste ab und blickte finster auf irgendwelche Grundrisse. 

Eine Furche bildete sich auf seiner Stirn und für einen Moment sah ich nicht Riccardo vor mir, sondern einen leblosen Psychopathen. 

Der zu vertieft in seiner Sache war.

Es zu sehr wollte.

Ohne den Kopf anzuheben, wanderten seine Augen hinauf, bis sie mich erkannten. Er ließ die kalte Masche nicht vollständig fallen, stand aber auf und schob die Papiere beiseite. 

"Julian? Danke, dass du sie hergeholt hast."

"Gerne, padrino."

"Nein, das heißt, du sollst dich verpissen. Ich habe mit der Dame ein Wörtchen zu reden."

Ich schränkte die Arme ein und hob die Braue.

Die eingerissene Tür fiel ins Schloss.

"Was ist so wichtig?"

Er stand weit entfernt von mir und wieder einmal wurde mir bewusst, wie muskulös er war und er umso anziehender auf mich wirkte. 

Er lehnte sich mit dem Gesäß an den Tisch an und steckte die Hände in die Hosentaschen.

"Ich gebe dir eine letzte Chance aus der Sache auszusteigen. Du musst mich nicht verstehen, um hinter mir zu stehen."

"Doch."

"Was?"

Doch, ich muss dich verstehen und dich  von diesen Dingen abhalten, bevor die Romeros dir den Kopf abreißen.

"I-ich muss das tun. Sonst werde ich nie aus tiefem Herzen hinter dir stehen. Ich muss verstehen, warum du diese Dinge tust."

"Und mich dann davon abhalten?"

Ich lächelte. 

Ja, er war ein guter Menschenkenner. 

Leider.

"Vielleicht?", fragte ich unschuldig und zuckte mit den Schultern.

Als Antwort prustete er los und lief dann um mich herum.

"Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, Schönheit", quälend langsam lief er sogar um mich herum. Dabei sprach er leise, drohend leise, "Keine Frau wird mich aufhalten, Spanien für mich zu beanspruchen. Das heißt, wenn dir was zustößt und du ächzend auf dem Boden verblutest, bist du für mich in diesem Moment nichts anderes, als einer meiner Männer."

R O M E R O {Riccardo Mancini} [ABGESCHLOSSEN] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt