Mozart

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Setting

Felix und Tommi sind auf Hack-Live-Tour. Sie sind vor ein paar Stunden in der Venue angekommen, in der sie am Abend auftreten werden. Im Moment warten beide auf grünes Licht für den Soundcheck. Es ist ein schönes altes Theater mit einer Art Foyer in dem ein Flügel steht.

POV Tommi

Felix saß auf der Couch im Backstage Bereich und starrte auf sein Handy. Er wirkte nicht besonders konzentriert als er fahrig herumscrollte. Ich saß am anderen Ende des Raumes an einem Tisch und hatte ebenfalls mein Telefon in der Hand. Allerdings schenkte ich dem Gerät wenig Beachtung.

Meine Aufmerksamkeit galt Felix, der in seiner typischen Haltung mit dem Sofa zu verschmelzen schien, als hätte er keine funktionsfähige Wirbelsäule. Wie das bequem sein kann werd ich wohl nie verstehen. Ich richtete mich bei dem Gedanken auf und streckte meinen Rücken durch. Felix war nicht schlecht drauf, aber er wirkte trotzdem nicht wirklich glücklich oder entspannt. Ich konnte seine Stimmung nicht so recht einschätzen. Wir sind zusammen in seinem Auto zur Venue gefahren und es schien schon während der Fahrt so als würde ihn etwas beschäftigen. Ich rätselte ob ich ihn darauf ansprechen sollte, entschied mich aber dagegen. Er würde es mir schon sagen wenn er ein Problem hat. Schließlich machte er zwischendurch wieder Witze und alles schien in bester Ordnung zu sein. Plötzlich öffnete sich die Tür und Julian betrat den Raum. Felix sah vom seinem Handy auf und warf seinem Bruder einen fragenden Blick zu. Der erklärte dass es sich mit dem Soundcheck wohl noch etwas hinziehen würde. Felix quittierte diese Info mit einem kurzen Nicken und blickte wieder auf das Display seines Handys. Julian schaute etwas irritiert durch Felix' Reaktion zu mir und ich sagte lächelnd ,,Kein Problem, danke." Daraufhin stand ich auf und verließ den Raum mit einem knappen ,,Ich seh mich mal ein bisschen um." Ich wartete auf eine Antwort von Felix. Als nur ein gemurmeltes -ok- von ihm kam, ging ich in den Flur und schloss die Tür hinter mir. Er hatte ja nicht einmal aufgesehen. Ich wusste wirklich nicht was er hatte. Wenn seine Laune so komisch bleibt, wird das ja eine richtig anstrengende Show.

Als ich das Foyer betrat, fiel mein Blick sofort auf den Flügel. Er stand mitten in Raum. Weit und breit war kein Mensch zu sehen. Ich habe schon seit meiner Kindheit Klavier gespielt und trat näher an das schöne Instrument heran. Ich setzte mich auf die Bank vor dem Flügel und legte meine Finger auf die Tasten. Dann zog ich meine Hände schnell zurück und blickte mich hastig im Raum um. Eigentlich albern dachte ich. Der Flügel wird hier ja nicht nur als Dekoration herumstehen und außerdem war sowieso niemand hier der mich sehen oder hören konnte. Da konnte ich ich ruhig ein bisschen darauf spielen. Und das tat ich dann auch. Ich spielte eine ruhige Melodie vor mich hin und schwelgte in Gedanken an Felix und den heutigen Auftritt. Die Akustik in der Eingangshalle war wirklich gut und ich genoss die klaren Töne, die durch den Raum hallten.

POV Felix

Als die Tür hinter Tommi ins Schloss fiel atmete ich tief durch und legte mein Handy beiseite. Ich setzte mich auf und vergrub das Gesicht in meinen Händen. Es tat mir ja irgendwie leid, dass ich Tommi heute immer wieder so abweisend behandelt hatte. Er konnte ja nichts dafür. Er war bestimmt verwirrt. Aber er konnte ruhig verwirrt sein! Eigentlich konnte er ja schon etwas dafür! Schließlich war ich seinetwegen verwirrt! Ich rieb mir die Augen und stand auf. In meinem Selbstmitleid zu zerfließen brachte mich jetzt auch nicht weiter, also beschloss ich mir etwas zu Trinken zu holen. Ich hatte irgendwo auf dem Weg in den Backstagebereich einen Getränkeautomaten gesehen. Ich machte mich auf den Weg und als ich den Flur entlang lief hörte ich immer lauter werdende Klaviermusik. Ich wunderte mich, weil momentan außer meinem Team und Tommi nur der Leiter der Venue im Gebäude war und der Herr fiel sicher nicht in die Kategorie Klaviervirtuose... Neugierig lief ich der Musik entgegen und bog um die Ecke zum Foyer. Ich blieb abrupt stehen als ich sah wer da am Flügel saß. Ich wusste zwar das Tommi Klavier spielen kann, aber daneben zu stehen und zu sehen wie er voller Hingabe diese wunderschöne Melodie spielte ließ mir einen angenehmen Schauer über den Rücken laufen. Ich lief die letzten Schritte bis zum Rahmen der großen Tür und lehnte mich mit meiner Schulter dagegen. Die Hände steckte ich in meine Hosentaschen und auf mein Gesicht schlich sich ein Lächeln. Es war wirklich beeindruckend. Ich bewunderte Tommi ohnehin oft, was ich mir aber nicht immer anmerken lies, aber jetzt in diesem Moment, reichte Bewunderung vielleicht schon gar nicht mehr aus um das zu beschreiben, was ich empfand. Tatsächlich begann mein Herz etwas schneller zu schlagen. In diesem Moment drehte Tommi seinen Kopf leicht zur Seite und sah mich im Türrahmen stehen. Er hörte sofort auf zu spielen und die letzten Töne, die er angeschlagen hatte, verhallten. Ich stieß mich sofort vom Türrahmen ab und blickte zu Boden. Ich fühlte mich ertappt und stotterte etwas von -Trinken holen-. Tommi schien zunächst etwas erschrocken. Seine Gesichtszüge entspannten sich aber schnell und er stand langsam von der kleinen Bank auf und lief in meine Richtung. ,,Wie lange stehst du denn schon da?" fragte er mich und ich blickte zu ihm auf. Er stand jetzt direkt vor mir und ich wusste wirklich nicht was ich darauf sagen sollte. Es waren bestimmt einige Minuten vergangen seit ich mich an den Rahmen gelehnt hatte, aber ich wollte aus irgendeinem Grund nicht zugeben, dass ich ihn so lange beobachtet hatte. Also sagte ich: ,,Ach... ähm, nicht lange. Ich hab mich nur gewundert wer hier einen auf Mozart macht." und lachte. Tommi schaute kurz so als hätte er mit einer anderen Antwort gerechnet, musste aber dann auch lachen und wir liefen gemeinsam den Flur weiter entlang auf der Suche nach dem Getränkeautomaten. Ich hätte mich am liebsten selbst geohrfeigt. Warum zum Teufel konnte ich denn nicht einfach zugeben, dass mich der Anblick von Tommi am Flügel irgendwie eingefangen hat. Vielleicht würde es meiner Verwirrung ja sogar gut tun mal etwas ehrlicher zu Tommi zu sein... Aber auf der anderen Seite stand da auch einfach zu viel auf dem Spiel. Ich war mir ja nicht einmal sicher. Eben. Ich war verwirrt und mehr nicht. Verwirrungen sind manchmal auch nur vorübergehend und klären sich von ganz alleine auf. Naja...  Wie auch immer.

Lasst mir in den Kommentaren gerne eure Meinung da, damit ich weiß ob ich dieses Experiment weiter schreiben soll 😆

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 26, 2020 ⏰

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