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Valencias POV:

Ich öffnete die Augen, die klinikähnlichen Deckenlichter dieses robusten Gebäudes blendeten meine Sicht. Alles war auf einmal unpassend. Unangenehm. Unerträglich. 

Dabei war es nur eine Sache. Der Schuss in meinem Schenkel. 

"Sie verliert Blut", glaubte ich Julian zu hören, "Gib mir einen Gürtel!", hörte ich jemand anderen.

Ich stützte mich auf den Händen ab, weil ich versuchte aufzustehen. Oder tat ich es doch nicht?

Es war so schwer, die Erde zog mich wie ein Magnet wieder zurück auf meinen Hintern. Aber ich wollte doch aufstehen und weiter machen. 

Meine Taten hinkten meinen Gedanken nach, plötzlich wusste ich gar nicht mehr, was ich tun wollte.

Wieso wollte ich nochmal aufstehen?

Was machte ich hier?

Mit wem war ich hier?

Und wo war ich eigentlich?

Dann fiel es mir ein. Ich wollte doch nicht die Schwache spielen. Ich durfte den Mancinis keinen Grund geben, mich beim nächsten Mal auszuschließen. 

Ich wurde an der Weste hochgezogen, knallte mit dem Rücken allerdings gegen die Wand.

Ich sah drei Julians, die auf mich einredeten. Seine Stimme echote in meinen Ohren und ich wollte sie mir am liebsten zuhalten. Währenddessen schnürte sich mein Schenkel zu und ich dachte, ich könnte für einen Moment wieder aufatmen.

Ich hörte Gerenne, als ich dieses schöne Gesicht vor mir hatte. Seine Augen blickten mich schmerzerfüllt an, aber ich wusste nicht mehr, wer das war. 

War er ein Engel?

Kam er, um mich zu retten?

Wo waren Julian eins, zwei und drei?

"Ich bringe dich hier raus", flüsterte er und vermutlich glitten seine Hände zu meinen Knien hinunter. Mit einem festen Griff hob er mich hoch und nahm mich in seine Arme. In Sicherheit.

"Julian, finde den verfickten Bastard und sezier' ihn lebendig."

Diese Stimme kannte ich doch.

"Riccardo?", fragte ich vernuschelt und bemühte mich darum, den Kopf anzuheben, der noch vor kurzem auf seiner Brust ruhte. 

"Shh, nicht reden."

Seine Augen schimmerten, aber ich war mir nicht einmal sicher.

Ich legte meine Hände um seinen Nacken und drückte mich enger an ihn. Dabei spürte ich, wie er hastiger atmete und mit mir das Gebäude verließ. 

Irgendwann hörte ich den Motor des Autos, der aufheulte, als ich beschloss, für eine Sekunde die Augen zu schließen. Als ich sie öffnete, war ich plötzlich in einem ziemlich farblosen Raum. 

Kalte Finger strichen mir über den Oberarm, als ich das Abbild eines Arztes über mich sah. Meine Augen wanderten und ich sah, wie Riccardo in Gedanken versetzt auf meinen Körper starrte und seine Hand an meinem Arm lehnte.

Dann klappten meine Lider wieder zu.

Bis ich endlich stark genug war, um wach zu werden. 

Mit Mühe öffnete ich die Augen, es musste noch früh sein. Ich riss den Wecker vom Tisch und entdeckte, dass ich eineinhalb Tage durchgeschlafen hatte. 

Ich musste in einer Klinik sein. Nach nicht langer Überlegung beschloss ich aufzustehen und humpelte zur Tür, als ich Stimmen wahrnahm. Es war beinahe unmöglich, schon so schnell auf beiden Füßen zu sein, doch ich knallte die Zähne aufeinander und ignorierte den Stich im Bein. Ich folgte den Stimmen und fand mich in einem Raum vor, in dem eine Hand voll Ärzte sich um Riccardo und eins oder zwei seiner Männer scharrten und ihn unterhielten. Es sah wie ein Rückzugsort für Ärzte aus.

R O M E R O {Riccardo Mancini} [ABGESCHLOSSEN] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt