5 - Hilfeschrei

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Ein frischer Wind erfasste mich, als ich das Dach betrat. Hier oben war es ruhig, nur das leise Rauschen des Windes und die entfernten Geräusche der nächtlichen Straße war zu vernehmen.

Vorsichtig bewegte ich mich über den dunklen Boden und sah mich um. Hier war niemand. Hatte ich mich etwa getäuscht und die Diebin war bereits entkommen? Nein, mein Gefühl sagte mir, dass sie noch hier war. Und zwar ganz in meiner Nähe.

„Oh", konnte ich plötzlich eine Stimme hinter mir vernehmen. Es war die gleiche, die ich unten im Ausstellungsraum gehört hatte. Die Stimme von Magic Aoko.

Vorsichtig wandte ich mich zu ihr um. Sie stand auf dem Dach des Treppenhauses, in ihrem Rücken war der volle Mond platziert. Wenn ich sie so vor mir sah, kam mir diese ganze Szenerie sehr vertraut vor. Etwa, weil sie mich an Kaito KID erinnerte?

„Ich hätte nicht erwartet, dass du so schnell hier sein würdest, meine Liebe", meinte die Diebin und sprang elegant von der Erhöhung hinunter.

Ich nahm eine gefasste Haltung ein, als sie sich ein Stück weit auf mich zu bewegte. So wie Kaito KID es normalerweise tat, trug auch sie einen weißen Anzug und einen altmodischen Umhang, auf ihrem Kopf war der für den Phantomdieb typische Zylinder zu erkennen. Und wie nicht anders zu erwarten war, bedeckte auch bei ihr ein Monokel das rechtes Auge.

Sie war wie eine weibliche Version des Meisterdiebes. Aber was hatte das nur zu bedeuten? Zudem wirkte sie irgendwie, nun ja, kindlicher. Oder war das nur meine Einbildung? Aber egal, wie sie hier vor mich trat, ich würde sie fassen und dann direkt an den Kommissar ausliefern!

Also nahm ich meine Kampfhaltung ein, was mein Gegenüber wieder einen Schritt zurückweichen ließ.

„Komm mir nicht wieder mit deinen teuflischen Karatetricks!", meinte sie leicht panisch, doch ich lächelte nur selbstsicher. Scheinbar hatte sie schon Bekanntschaft mit meinen 'Tricks' gemacht.

„Heute heißt es hier Endstation für dich, Magic Aoko!", meinte ich und ich fühlte, wie mich eine Art Stärke erfüllte, während ich so vor ihr stand. Es war eine wirklich nervenaufreibende Atmosphäre. Wie häufig schon konnte man vor einer Diebin stehen, die weltweit gesucht wurde und sich scheinbar von einfachen Karate-Kenntnissen einschüchtern ließ?

Auch wenn es normalerweise wohl eher Shinichi war, der solcherlei Begegnungen erlebte, so empfand ich es als äußerst spannend, selbst ein Teil eines solchen Ereignisse zu sein. Das sollte jedoch nicht heißen, dass ich sie entkommen lassen würde.

„Das glaube ich aber nicht!", rief sie grinsend und rannte geradewegs auf den Rand des Daches zu, während sie ihren schneeweißen Hängegleiter ausbreitete. Verdammt, wenn ich nicht schnell etwas tat, würde sie mir tatsächlich entkommen!

Also rannte auch ich los, so schnell ich konnte. Und als ich sie fast erreicht hatte, versuchte ich, sie am Bein zu fassen und sie so an der Flucht zu hindern. D

Doch ich griff ins Leere.

Eine gewaltige Ladung Adrenalin durchflutete mich, als ich den Halt verlor und schließlich in die Tiefe fiel. Ich schaffte es nicht, mich am Dach festzuhalten, meine Arme waren viel zu kurz. Und so fiel ich, tiefer und tiefer, immer weiter in die Dunkelheit hinein.

Was... Was sollte ich tun?! Irgendjemand, bitte, hilf mir!!

Panisch versuchte ich die Diebin auszumachen, in der Hoffnung, dass sie mich mit ihren weißen Schwingen auffangen und mich vor dem Aufprall bewahren würde.

Doch das tat sie nicht.

Alles, was ich sah, war, wie die sie mit ihrem Drachengleiter in der Stille der Nacht verschwand und mich keines Blickes mehr würdigte.

Nun war alles vorbei.

„Ran!", konnte ich plötzlich jemanden hinter mir schreien hören, doch im freien Fall schaffte ich es nicht, eine andere Person auszumachen. „Ran!", rief sie noch einmal und erst jetzt erkannte ich, wer da meinen Namen rief. Es war Shinichi.

„Ran! Ran!!", rief er immer weiter, solange, bis mich die Dunkelheit, in die ich fiel, schließlich verschluckte. Sollte das wirklich das Ende sein?

Verdrehte WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt