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Ein heiterer Vogel nahm sich das Recht, mich und meinen dröhnenden Kopf aufzuwecken, als ich noch gar nicht so weit war. Es war viel zu früh und als ich meine trägen Lider aufschlug, sah ich Riccardo neben mir liegen. 

Er spielte mit einer Haarsträhne von mir und als ich ihn ansah, grinste er aufgeweckt.

"Seit wann bist du wach?"

"Kriege ich keinen Guten-Morgen-Kuss?"

"Ich habe dir noch nicht verziehen?"

"Nicht? Was?! Valencia, komm schon!", da ich schnell aus dem Bett sprang, spurtete er lachend hinterher, bis er mich von hinten zurück in seine Arme zog. Mein Rücken fiel ihm gegen die Brust und da stand ich. Er strich mir die Wange von meinen Haaren frei und drückte seine Lippen darauf: "Buongiorno, amore", nuschelte er dabei.

Ich erschauderte und konnte nicht anders, als die Augen zu schließen. Mein Herz schlug so laut, dass er es vermutlich pochen hörte.

Als ich mich entschied, weicher zu werden, hörte ich Schlüssel rasseln. Im nächsten Moment öffnete sich die Haustür und ehe ich ins Badezimmer flüchten konnte, standen wir beide ertappt im Wohnzimmer und erwarteten ein unangenehmes Gespräch mit zwei außerordentlich verliebten Menschen.

Julian und Rebecca traten herein, Julian raufte sich verzweifelt die ungebändigten Haare, um sie noch irgendwie retten zu können, Rebecca scherte sich um nichts. Sie sah kaputt, aber glücklich aus.

"Hallo ihr beiden", schmunzelte Riccardo und wackelte mehrmalig mit den Augenbrauen, "Entspannt?"

Rebecca schüttelte lächelnd den Kopf und warf ihre kleine Tasche auf die Couch, ehe sie zu mir lief und mir ein Kuss auf die Wange drückte.

Ich erwiderte ihn.

Sie schüttelte Riccardos Hand. während Julian stocksteif dastand. Wie ein Garderobenständer, nahe der Tür und verängstigt wie ein scheues Reh.

"Valencia, habe ich dir erzählt, dass Julian sich verliert, wenn er trinkt? Das war schon immer lustig."

"Nein, hast du nicht", spielte ich das Spiel mit. Es machte Spaß zu sehen, wie viel roter er noch wurde, obwohl ich dachte, er hätte sein Maximum erreicht.

Rebecca verschwand kurz in mein Zimmer, um sich umzuziehen.

"Signorina Valencia, ich sollte...mich an erster Stelle bei dir entschuldigen. Ich weiß nicht, was- was in mich gefahren war, gestern Nacht", schluckend näherte er sich uns. 

Ich unterdrückte zu Lachen.

"Laber nicht, ich weiß doch, dass du die Gefahr genossen hast, Kollege", Riccardo zwinkerte ihm wissend zu.

"Ich...ich habe nichts gesehen, ehrlich!", er hob kapitulierend die Arme in die Luft.

Riccardos Handy klingelte, als er den Zeigefinger in die Luft hob und kurzerhand in die Küche lief, um zu telefonieren.

"Ich auch nicht", gestand ich und dachte nach, "Außer deine Pobacken."

Julian wollte im Erdboden versinken, als ich nur harmlos mit den Schultern zuckte: "D-du hast mir den Rücken gekehrt, deswegen. A-also währen du da...äh, ach, was soll's. Empfindest du was für Rebecca?"

Er sah in Richtung der Schlafzimmertür, als würde er sie durch die Tür hindurch betrachten können.

"Sie ist was Besonderes. Ich mag ihren Charakter, Signorina Valencia."

"Sie würde nicht ertragen, verletzt zu werden. Nicht noch einmal. Kann ich mich darauf verlassen, dass du die Sache ernst mit ihr meinst?"

"Selbstverständlich", er beugte sich leicht hinunter und ich entschied mich, ihm zu glauben. 

R O M E R O {Riccardo Mancini} [ABGESCHLOSSEN] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt