XXII. Reizen

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„Du willst also nicht mit deiner Freundin tanzen?" Bokutos gelbe Augen leuchteten belustigt. Er hatte Gefallen daran gefunden, Kageyama zu ärgern.

Schnaubend schüttelte Tobio seinen Kopf. Er legte sein Kinn auf meine Haare, beschützend hielt er mich in einer Umarmung. Der Kapitän der Fukurodani sollte bloß nicht auf die Idee kommen sich mir anzunähern.

Das Gefühl, beobachtet zu werden, beschlich mich, jedoch grundlos. Niemand in der großen Halle interessierte sich für ein paar Jugendliche, die ihren Spaß hatten.

„Dann hast du doch bestimmt nichts dagegen, wenn ich mich um ihre... Bedürfnisse kümmere, oder?" Bokuto griff nach meinem Handgelenk.

Als Reaktion darauf knackte Tobios Kiefer. So fest hatte er die Zähne zusammengepresst. Ich öffnete bereits meinen Mund, als Tobio den Kapitän an meiner Stelle zurechtwies.

„Finger weg!", zischte er Bokuto an, und tatsächlich verschwand der Druck an meinem Arm. Etwas sanfter an mich gewandt hörte ich ihn fragen: „Würdest du gerne tanzen?" Eine kurze Pause entstand. „Also, mit mir?"

Verblüfft hob ich mein Gesicht. Er war bereit für mich über seinen Schatten zu springen. Warme Wellen rollten über mich hinweg und ließen mich entzückt lächeln.

Unsicher lächelte er zurück, sein Unbehagen bei dem Gedanken tanzen zu müssen, schien greifbar.

„Im Moment würde ich lieber zuschauen", antwortete ich ausweichend und wurde mit einem entrüsteten Seufzen Bokutos gestraft.

„Hey Kuroo! Wir müssen den beiden Turteltauben mal zeigen, was sie verpassen!" Bokuto packte seinen Freund am Kragen seines T-Shirts und zog ihn auf die Fläche. Er duldete keine Widerrede. Wenig später blinkten die Quadrate unter ihren Füßen in diversen Farben, laute Musik dröhnte aus den Lautsprechern.

„Danke... Ich hoffe, du weißt, dass du das nicht hättest tun müssen." Besänftigt wiegte er mich hin und her, das Kinn wieder auf meinem Scheitel abgelegt.

„Ich weiß, aber ich wollte dich nicht quälen. Außerdem musste ich mich doch eben erst vor Tanaka beweisen." Der Mittelblocker alberte mit Noya, Yaku und Shoyo herum. Sie schenkten uns keine Beachtung.

„Fühlst du dich fit für die Spiele morgen?" Wechselte ich elegant das Thema.

„Allzeit bereit." Ein vorfreudiges Grinsen schien in der Melodie Tobios Stimme mitzuschwingen.

„Irgendwie merkwürdig, dass morgen der letzte komplette Tag ist." Wenn ich so darüber nachdachte, waren die Tage im Trainingscamp in einem Wimpernschlag vorbeigegangen.

„Ich bin froh, wieder nach Hause zu kommen", stimmte Tobio meinem stillen Gedanken zu.

„Ich irgendwie auch. Wann willst du denn meine Eltern kennenlernen?"

Mein Freund verwandelte sich in eine Statue. Leblos, starr. Er regte sich nicht mehr. Die Frage hatte ihn wohl unerwartet getroffen. Entsetzt stellte ich fest, dass er die Luft angehalten hatte. Lachend löste ich mich von ihm, lehnte mich etwas nach hinten und hoffte auf ein Lebenszeichen.

„D... Deine Eltern?" Sein Blick sprach Bände. Er hatte nicht darüber nachgedacht, dass auch das Teil einer Beziehung war.

„Klar, meinst du, ich will dich nur in der Schule und zwischen dem Training sehen?"

Ok, er hatte absolut nicht darüber nachgedacht.

Schulterzuckend blickte er auf mich hinab, unsicher, darauf bedacht, meine Erwartungen mit seiner Antwort nicht mit Füßen zu treten. „Also... Nein. Ich will dich ja auch so oft wie möglich sehen."

Nicht genug (Kageyama x OC) | Haikyuu Fanfiction | AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt