Als Konsequenz der letzten Aktion, blieb V/N die nächsten Tage von ihrem Training fern. Das bedeutete zwar nicht, dass sie komplett von den Mädchen in Ruhe gelassen wurde, aber es hatte eine seltsam magische Wirkung, wenn sie ihr gerade einen Spruch an den Kopf werfen wollten und ich plötzlich an V/Ns Seite stand. Auch, dass sie subtiler versuchten, ihr Missfallen zu zeigen, in dem sie V/N zum Beispiel allein den Fegedienst in der Klasse erledigen ließen, blieb erfolglos, weil ich dann einfach den zweiten Part übernahm und ihr half. Anfangs wollte V/N noch etwas gegen einwenden, doch ließ sie es schließlich zu, und aus der ersten schweigsamen Aufräumarbeit, wurden die weiteren dafür genutzt, uns in Ruhe zu unterhalten oder Pläne für die Wochenenden zu schmieden.
Allerdings konnte ich nichts dagegen machen, was das Nichttraining mit V/N anrichtete: Ihre Laune wurde schlechter, sie wurde unausgeglichener. Konnte ich nachvollziehen, mir würde es da nicht anders ergehen. Im Unterricht hing sie wie ein nasser Sack im Stuhl und starrte gedankenverloren Löcher in die Luft oder blickte verträumt aus dem Fenster. Und wenn ich mich nach Schulschluss zum Training aufmachte, winkte sie mir zwar mit einem gut gemeintem „Ganbare!!" hinterher, aber ihr war das gebrochene Herz anzusehen. Ich konnte es ihr ansehen.
Die dämlichen Kühe waren dann sogar noch so mies und ließen mit einem gehässigen Blick Sätze fallen wie „Das wird heute wieder ganz schön anstrengend!" oder „Wollten wir heute nicht den C-Angriff üben?" Denn selbst, wenn V/N nicht hinguckte, wussten sie ganz genau, dass sie hinhörte.
Nachdem die dritte Woche auf diese Art vergangen war, fragte ich V/N immer mal wieder, ob sie nicht wenigstens zu unserem Training mitkommen wollte? Sie kannte durch die Unterrichtspausen bereits einige der Jungs, und der Coach hätte gewiss nichts dagegen, solange sie nicht quatschte oder gar auch mal für einen fehlenden Spieler einsprang?
Doch jedes Mal wies mich V/N ab, dass sie etwas zu tun hätte. Besorgungen, lernen, Zahnarzttermin ... Viele, viele Ausreden, von denen vielleicht die Hälfte wahr waren.
Im Grunde bereute sie es, nachgegeben und damit ihren inoffiziellen Austritt bestätigt zu haben. Einzig und allein ihr Stolz war es jetzt, der sie nicht zu den Mädchen zurückgehen ließ, egal wie sehr sie litt. Es tat ihr weh, nicht spielen zu können, weil man ihr damit etwas Wichtiges genommen hatte. Das war kein Geheimnis, und ich konnte es sehr gut nachempfinden: Volleyball war für V/N mehr als nur ein Sport. Mehr als nur eine Leidenschaft. Es war ihr Ventil zum Luftablassen. Um ihr Gleichgewicht wiederzufinden, wenn sie einen schlechten Tag hatte. Den Kopf freizubekommen. Entsprechend schwierig war es für sie also, die aktuelle Lage zu akzeptieren.
* * *
„Glaub mir, ich kann ihr Gesicht nicht mehr sehen!"
Ich stand an meinem Schuhfach im Eingangsbereich der Schule, der Unterricht war aus und ich war auf dem Weg zur Turnhalle, als ich Miyaka von dem Schuhregal eine Reihe hinter mir sprechen hörte.
„Eh, ich weiß, was du meinst! Diese Dauerfresse ist unerträglich!", ergänzte eine andere, deren Stimme ich allerdings nicht zuordnen konnte. War aber auch egal. Allein schon diese drei Sätze nervten mich.
„Hey, Kuroo! Bist du fertig?", kam Yakkun um die Ecke, und ich wies ihn mit einer kleinen Handbewegung an, ruhig zu sein. Verwundert hob er die Augenbrauen.
„Ach, ist mir egal, wie sie dreinschaut", meinte Miyaka, die ursprünglich gut mit V/N gekonnt hatte, jetzt aber wie ihre Erzfeindin erschien. „Sie kotzt mich einfach an, wenn sie ständig um Kuroo herumtänzelt. Garantiert drückt sie bei ihm auf die Tränendrüse! Ach, unsere arme kleine Schwalbe hat sich wohl die Flügel gebrochen! Bitte, bitte, rette mich, Tetsurou! Die Mädchen sind sooo~ böse zu mir! Ekelhaft!"
DU LIEST GERADE
Katze & Schwalbe - (B-Side: Kuroo Tetsurou)
Любовные романыDass ausgerechnet die Volleyballfreaks nebeneinander sitzen mussten... Viel haben Kuroo Tetsurou und seine Banknachbarin im ersten Schuljahr an der Nekoma-Oberschule bisher nicht zu reden. Da sie aber beide Volleyball spielen, kommen sie unweigerlic...