Kapitel 13 - Vivian

28 6 2
                                    

Vivians PoV:
Frustriert saß ich auf dem Sofa und wusste nicht, was ich nun tun sollte. Karo war wieder nicht da und hatte wieder nicht bescheid gesagt, dass sie geht. Vielleicht hatte sie mir bescheid gesagt, aber da ich geschlafen hatte, hatte ich sie einfach nicht gehört. Dennoch muss sie doch gemerkt haben, dass ich nicht geantwortet hatte und daraufhin hätte sie mir doch einfach eine Nachricht hinterlassen können. Hatte sie aber nicht, trotz meiner Bitte an sie. Sie muss mir nicht unbedingt sagen wohin sie geht, aber immerhin das sie geht. Wo geht man überhaupt um diese Uhrzeit noch hin? Es war schließlich schon kurz kurz vor zwölf Uhr Abends und ich würde eigentlich schon längst im Bettliegen und schlafen, aber da ich in der Badewanne eingeschlafen war, war ich überhaupt nicht müde und da ich nicht wusste, wo Karo war, hätte ich mir sowieso viel zu viele Gedanken darüber gemacht.

Als Karo um zwölf Uhr immer noch nicht zu Hause war, beschloss ich mir einen Film anzusehen und danach dann ins Bett zu gehen, falls Karo nicht vor Ende des Films schon zu Hause sein würde. Ich guckte mir„Die Schöne und das Biest" an, während Lucie langsam neben mir, ihren Kopf auf meinen Beinen abgelegt eingeschlafen ist. Ich krauelte ihr abwesend den Kopf, während ich mich probierte auf den Film zu konzentrieren, doch dies gelang mir eher weniger. Da mich das mit dem Vater von Belle, als dieser vom Biest gefangen genommen wurde, zu sehr an Karo denken ließ. Mir war schon bewusst, dass sie wohl kaum von einem zum Biest verfluchten Prinzen in einem großen Schloss gefangen gehalten wurde, dennoch hatte ich Angst, dass sie auch hätte entführt worden sein können.

Vielleicht wollte sie nur noch schnell einen Brief an ihre Freundin aus Amerika verschicken und wurde auf dem Weg zum Briefkasten, der zwei Straßen weiter steht, brutal in einen Van gezerrt, wie das Mädchen aus meinen Träumen. Dann wäre Karo jetzt diejenige, die in einen alten Schuppen gesperrt wäre.

Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte wahrscheinlich einfach nur zu viel Fantasie und die Träume machten mich noch dazu paranoid. "Hoffentlich ist es nur das", dachte ich und atmete einmal tief ein und aus. „Ich mache mir einfach nur zu viele Gedanken, weil ich in letzter Zeit schlecht geträumt habe."
Diese Sätze wiederholte ich mantrahaft in meinem Kopf, um mich zu beruhigen. Es brachte nicht sonderlich viel, aber ein wenig half es mir schon mich zu beruhigen.

Ich hörte ein leises klacken an der Wohnungstür und wie jemand die Wohnung betrat. Am liebsten wäre ich direkt aufgesprungen und in den Flur gerannt, gäbe es da nicht noch Lucie. Ich musste ihren Kopf erst einmal vorsichtig von meinen Beinen runter schieben, ohne sie aufzuwecken. Als ich dies geschafft hatte, lief ich in den Flur und siehe da, Karo stand dort und war gerade dabei ihre Schuhe in den Schuhschrak zu stellen. Sie drehte sich zu mir um und fragte überrascht: „Warum bist du denn noch wach? Ich dachte du müsstest doch schon längst schlafen."
„Erstens bin ich aus versehen in der Badewanne eingeschlafen und war daher nicht müde. Zweitens ist meine große Schwester und gleichzeitig Vormund mal wieder ohne eine Nachricht zu hinterlassen verschwunden,weswegen ich mir sorgen gemacht hatte. Drittens ist es schon sehr spät Abends und dunkel draußen, weshalb dir hätte sonst etwas passiert sein können", antwortete ich vorwurfsvoll und kam mir ziemlich stark wie eine Mutter vor, die ihr Kind zur Rede stellt, nachdem es Abends zu spät nach Hause gekommen ist.
„Aber ich hatte dir doch einen Zettel geschrieben und auf den kleinen Tisch vor dem Sofa gelegt", erwiderte sie komplett verwirrt.
„Da war zu hundert Prozent kein Zettel", meinte ich mürrisch. Schließlich saß ich vorhin die ganze Zeit auf dem Sofa und hätte einen Zettel auf dem Tisch bemerken müssen.
Karo verdrehte die Augen. „Genau so sicher, wie du dir bist, dass da kein Zettel liegt, bin ich mir sicher, dass ich dort einen hingelegt habe."
„Dann zeig mir mal wo dieser Zettel liegen sollte", erwiderte ich vielleicht ein wenig zu zickig.
„Das kann ich gerne machen, aber auch nur wenn du ab sofort nicht mehr in diesem Ton mit mir sprichst."
„Okay", meinte ich daraufhin mürrisch und folgte ihr ins Wohnzimmer.
Vor dem Tisch, der vor dem Sofa steht bleibt Karo stehen und schaute ihn verdattert an. „Da lag ein Zettel ich bin mir ganz sicher", murmelte sie.
„Dann  täuscht du dich halt, denn ich habe da nie einen Zettel gesehen und es ist ja auch nicht so, dass er unter dem ganzen Zeug auf dem Tisch hätte verschwinden können, denn hier steht nur eine Obstschale und eine kleine Blumenvase. Du musst dich getäuscht haben."
Karo schüttelte den Kopf, um meiner Aussage Widerstand zu leisten.
„Hör mal zu Vivi! Ich habe mir deine Bitte bescheid zu sagen, wenn ich mal wiederspontan weg gehe, zu Herzen genommen und die einen Zettelgeschrieben."
„Offensichtlich ja nicht", murmelte ich so leise, dass sie es nicht hören konnte, denn das würde nur zu weiterem Streit führen.

Karo seufzte und sagte: „An der Situation können wir jetzt auch nichtsmehr ändern. Allerdings warum läuft der Fernseher Madame? Hatten wir nicht besprochen, dass der spätestens um 23 Uhr aus sein und bleiben soll, bis nach dem Frühstück am nächsten morgen? Außerdem, sollte Lucie nicht eigentlich ebenfalls, ab spätesten 23 Uhr in ihremKörbchen sein?"
„Ja", murmelte ich und schaute dabei Schuldbewusst auf meine Füße.
„Warum haltest du dich dann nicht daran?", fragte sie mich streng.
„Ich konnte nicht schlafen und hatte mir Sorgen um dich gemacht, darum habe ich mir vorgenommen, dass wenn du nach dem Film nicht nach Hause gekommen bist, ich schlafen gehe. Das mit Lucie hatte ich einfach vergessen", antwortete ich entschuldigend.
„Okay, das mit dem Film verstehe ich so einigermaßen, kann es aber dennoch nicht gut heißen, darum musst du zur Strafe nun die nächsten drei Tage lang den Abwasch machen."
Ich nickte nicht gerade begeisterT, aber ich hatte mich nun einmal nicht an unsere Vereinbarungen gehalten und nun musste ich mit den Konsequenzen leben.
„Ach so, du darfst noch dazu dich jetzt darum kümmern, das Lucie in ihr Körbchen kommt." Mit diesen Worten verließ sie den Raum.

Na toll. Lucie fand es gar nicht lustig, wenn man sie weckte. Sie ist ziemlich nachtragend und dann muss man die nächsten Tage damit rechnen immer mal wieder von ihr ignoriert zu werden. Ich seufzte und rüttelte vorsichtig an Lucie, um sie zu wecken. Sie reagierte nicht.Daraufhin rüttelte ich ein wenig doller. Wieder nichts. Dieser Hund schlief echt, wie ein Stein. Da nichts half beschloss ich sie einfach rüber zu tragen. Es waren schließlich nur etwas mehr als einen Meter Strecke, die ich sie tragen musste.

Ich hob sie vorsichtig hoch und bewegte mich langsam und vorsichtig Richtung Körbchen. Allerdings war Lucie echt schwer und fand es in meinen Armen wohl nicht so bequem, weshalb sie aufwachte. Sie winselte und wand sich umher weshalb ich sie auf dem Boden absetzte. Nun wo sie schon einmal wach war konnte sie die letzten paar Schritte auch selber laufen.
Lucie blickte mich vorwurfsvoll aus ihren sonst so niedlichen Hundeaugen an.
„Ist schon gut Lucie ich weiß was ich verbrochen habe", meinte ich genervt. „Und jetzt geh in dein Körbchen."
Lucie dachte gar nicht daran, denn anstelle das zu tun was ich ihr sagte, schleckte sie sich genüsslich die Pfote ab. Ich stöhnte genervt auf.
Da ich wusste, dass nichts anderes helfen würde, ging ich in die Küche und holte ein paar Leckerlies aus dem Schrank. Ich warf sie in das Körbchen und schwubdiwub war Lucie auch dort. Es ging also doch einfacher als gedacht.

Als Lucie sich hingelegt hatte bemerkte ich etwas kleines blaues unter ihrer Pfote. Ich zog es vorsichtig hervor. Es war ein kleines zerknittertes Stück Papier. Ich strich es glatt und betrachtete es. Es war die Notiz von Karo, von der sie geredet hatte. Sie hatte sich nicht geirrt, sondern Lucie hatte einfach nur den Zettel geklaut. Ich schüttelte fassungslos den Kopf und ging in mein Zimmer.
Dort zog ich mir meinen Schlafanzug an und legte mich hin.

The Girl in my headWo Geschichten leben. Entdecke jetzt