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°•○Eine unerwartete Begegnung○•°

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Völlig erledigt stieg er ins Auto. Er wollte nur noch entspannen und für einen Moment sein trostloses, ereignisloses und vor allem einsames Leben vergessen. Wie oft? Wie oft hat er sich benutzen lassen, nur weil er nicht allein sein wollte? Wie oft hat er sich bewusst anlügen lassen, aber nichts dagegen unternommen? Wie oft hatte er gewusst, dass sein Freund ihn betrogen hatte, aber es dabei beließ? Das waren für ihn endlose Zahlen, die in seinem Kopf rumirrten. Er sah dieses Schweigen immer als ein notwendiges Übel, nur um nicht allein sein zu müssen. Zu spät hatte er gemerkt, dass seine Entscheidungen ihm nicht guttaten und ihn nur noch mehr kaputt machten. Seine Psyche war da schon längst nicht mehr die, die sie einmal war.

Er war glücklich, hatte ein tolles Leben. Wären da nur nicht bestimmte Ereignisse geschehen, die alles ins Schwarze zogen. Wären diese nicht passiert... dann hätte er normal leben können. Naja, bis er 15 war, war es ja auch so. Es hatte mit dem Mord an seinen Eltern angefangen und folgte dann von falschen Freunden, einer falschen Umgebung. Und zum Schluss noch... seiner Schwester. Sie war immer für ihn da gewesen und hatte ihn gestützt. Aber seit ein paar Jahren hatte er nichts mehr von ihr gehört. Manchmal fragte er sich, ob sie überhaupt noch lebte.

"Scheiße...!", fluchte er leise und hämmerte mit seiner Faust auf das Lenkrad. Er war am Ende seiner Nerven. Wieder einmal hatte er sich eine Standpauke von seinem Boss anhören müssen, wie schlecht seine Leistung wäre und er um Verbesserung willt. Er konnte es nicht mehr ertragen. Er war schon immer das schwarze Schaf. Leute benahmen sich von Grund auf bei ihm anders, nur selten verhielten sich andere ihm gegenüber 'normal'. Kam darauf an, welche Rasse diese andere Person war. Wegen unerklärlichen Gründen erschienen übernatürliche Wesen auf der Erde. Keiner konnte gegen sie was unternehmen, also lernten sie einfach, miteinander umzugehen. Es war für alle das Beste.

Mit einem angespannten Gemüt startete Levi den Wagen und lenkte ihn durch die befahrenen Straßen der Stadt. Er wollte mal was trinken gehen, um mal abzuschalten. Er hatte nicht gerade viel Geld und konnte sich sowas daher nicht oft erlauben. Aber seine Geldprobleme waren ihm dieses Mal egal. Dann würde er eben das darauffolgende Tagen weniger Essen und auch mal hier und da nach einer Aushilfe fragen. All das kannte er schon. So lebte er einige Zeit, bis er einen Job fand, der ihm zusagte und dessen Boss ihn auch einstellen wollte. Da war er 25. Für dieses Unternehmen arbeitete er schon Jahre und noch nicht einmal hatte er das Gefühl dort auch willkommen zu sein. Es war ihm aber auch egal, solange er genug Geld zum Leben verdiente.

Ein emotionsloses Gesicht begleitete den Schwarzhaarigen mit ins Gebäude. Eine schlichte Bar. Sie wurde sowohl von Menschen als auch von übernatürlichen Wesen besucht. Menschen aber eher weniger. Sie lag in einer abgelegeneren Gegend und war auch etwas versteckt. "Redway" war der Name dieser. Levi ließ sich davon aber nicht im Geringsten abschrecken und setzte sich direkt an die Theke.

„Oh, einen Menschen habe ich schon länger hier nicht mehr gesehen", kam es überrascht vom Barkeeper. Levi ließ dies unkommentiert und bestellte ein Bier. Er wurde nicht so schnell betrunken, leider. Manchmal war es nur scheiße, eine so hohe Toleranz was Alkohol anbelangt zu haben. Wie dieses Mal. Einen kurzen Augenblick später wurde ihm eine Flasche Bier vor die Nase gestellt. Er nahm daraus einen Schluck und stellte sie wieder auf den Untersetzer. Dann wich sein Blick kurz durch die Masse. Zum Großteil waren es Werwölfe und ein paar andere Rassen. Levi konnte noch nie viel mit ihnen anfangen. Damals nicht und heute auch nicht. Er versuchte sie immer möglichst zu meiden. Ging leider nicht immer so gut.

Als er zu einem neuen Schluck ansetzten wollte, wurde hörbar ein Platz neben ihm besetzt. Er wendete seinen Blick aber nicht von seiner Flasche ab und nahm einen Schluck. Aus dem Augenwinkel konnte er breite Schultern und blonde Haare erkennen. Diese waren aber nichts im Gegensatz zu diesen stark leuchtenden, blauen Augen, die dieser Typ besaß und Levi kontinuierlich musterten. „Was ist?", zischte er bissig. Er hatte einfach gerade keinen Bock auf Gesellschaft. „Nichts", meinte der andere nur. Darauf wurde es still, aber die Augen des Fremden lagen immer noch auf den Schwarzhaarigen. Er atmete genervt aus und wandte sich dann doch zum Blonden um. „Hören Sie, wenn Sie keinen berechtigten Grund haben, mich so anzustarren, dann sollten Sie das besser lassen. Ich habe auf sowas heute keinen Bock." Der Fremde lachte darauf kurz auf. „Was ist daran denn so witzig?!" Levi verstand überhaupt nicht, was an seiner klaren Aussage so lustig gewesen sein soll. „Ach, es ist nichts. Ich habe mich nur gefragt, wieso ein Mensch allein in so einer Bar sitzt", erklärte der Blonde und bestellte sich auch ein Bier. „Aber bitte mit Extra!", rief er dem Barkeeper noch zu verstehen hinterher, worauf er auch schon verschwand und das Spezialgetränk für den Mann vorbereitete. Levi seufzte. „Ich kann doch hingehen, wo ich will. Also sollte es Sie auch nicht interessieren, was ich mache" Er stellte die nun leere Flasche weg und bestellte sich sogleich die nächste. Mit seiner Flasche bekam der Fremde auch sein Getränk, wovon er gleich einen großzügigen Schluck genoss.

„Ist ja nichts dabei. Nur... die wenigen Menschen, die hierherkamen, waren in den meisten Fällen... nicht wieder gegangen. Nur damit Sie es wissen." – „Ist das so?", er machte eine kurze Pause, in der er einen neuen Schluck nahm. „...Dann war meine Entscheidung dieses Mal vielleicht ja gar nicht so falsch", kam es ihm über die Lippen, als wäre es nichts.

Forever In Love [Eruri]✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt