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°•Ein verzwicktes Angebot•°

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Nachdem Levi sich die Sachen angezogen hatte, rief er Petra wieder zu sich rein. „Schön. Dann können wir jetzt gehen", merkte sie sorglos lächelnd an. Zusammen verließen sie den Raum und traten sogleich in einen großen, weiten Flur. Auch in diesem waren deckenhohe Fenster mit Vorhängen. Und der Boden wurde von einem langen, dunkelroten Teppich bedeckt. Hin und wieder standen an den Seiten Regale oder Sitzmöglichkeiten. Alles sehr edel. Levi fühlte sich hier etwas fehl am Platz. Für ihn war so eine pompöse Einrichtung neu. Wie viel Geld musste Erwin Smith haben, um sich so etwas leisten zu können?, fragte sich Levi selbst.

Das klärt aber noch lange nicht, warum ich hier bin. Ich will unbedingt den Grund wissen. Das Ganze ist mir hier nicht geheuer. Am liebsten will ich einfach von hier weg.

„Wissen Sie, mit Mr. Smith ist nicht zu diskutieren. Es hätte ihn sehr wütend gemacht, hätten Sie sich geweigert", sprach dann auf einmal die kleine Frau und guckte die ganze Zeit über gerade aus. Levi erwiderte darauf nichts. Er überlegte, was das hier alles sein könnte. „Hat er Sie auch im "Redway" gefunden?", kam es dann überraschend von ihr. Levi sah sie fragend an. Woher wusste sie das? „Warum denken Sie das?", fragte Levi dann schließlich. „Das kann ich Ihnen leider nicht so einfach sagen. Er hat es uns strengstens verboten, Neuankömmlingen zu informieren, bevor er es tut. Das Einzige was Sie wissen müssen ist, dass es Ihnen hier nichts passieren wird. Sie können es hier wirklich schön haben, wenn Sie sich nur darauf einlassen. Es hat am Anfang uns allen schwergefallen, da es so neu war. Aber das legt sich." Levi verstand nur Bahnhof. Was meinte sie mit 'Neuankömmlingen' und 'darauf einlassen'? Nur noch mehr Fragen, die er beantwortet haben will. Was ist das hier für ein Ort? Wovon redet das Gör eigentlich?

„So, wir sind da", meinte dann Petra, als sie vor einer massiven Tür standen. Levi blieb etwas weiter weg stehen und schaute sie sich genauer an. „Sie gewöhnen sich schon an diese Einrichtung", sagte Petra freundlich und klopfte dann an die Tür. „Mr. Smith. Der Neuankömmling ist erwacht und steht hier bei mir", rief sie gegen die Tür. Ein stumpfes 'Lass Ihn rein' erklang durch das Holz und kurz darauf wurde ihm die Tür geöffnet. Ein blonder Riese mit einem leichten Bart stand vor ihm und zeigte mit der Hand, dass er eintreten könne. Etwas zögerlich betrat er das anmutige Büro. An einem mächtigen Schreibtisch am anderen Ende des Raumes saß Erwin. Dieser hatte die Hände ineinander gefaltet und war wissend am Lächeln. Levi verdrehte genervt die Augen und trat an den Schreibtisch heran. „Setz dich doch", meinte der Blonde und wies auf einen Stuhl vor sich. Die Tatsache ignorierend, dass er ihn gerade geduzt hatte, ließ er sich erwartungsvoll auf den Stuhl sinken und verschränkte die Arme.

„Schön, dass du endlich aufgewacht bist, Levi", sprach Erwin ruhig. „Tch", kam es von Levi. „Ich wusste nicht, dass wir schon beim 'du' sind", gab er monoton an und überkreuzte auch seine Beine. „Was soll ich sagen? Mein Haus, meine Regeln", war seine pure Antwort und lehnte sich nun in seinen Boss-Schreibtischstuhl zurück. „Na schön, Erwin. Dann würde ich jetzt gerne von dir wissen, weshalb ich hier bin und was das hier soll! Ich merke an, dass ich gerne wieder gehen will!", sagte er schroff und schenkte dem Blonden einen kalten Blick. Ihm war es zwar bewusst, dass er hier entführt worden war, aber da er Situationen gut einschätzen konnte, wusste er, dass er erstmal abwarten sollte. Wenn die Zeit kommen wird, würde er gehen. Er hatte keinen Bock länger als nötig hier zu bleiben. „Du bist hier, weil ich dir eine zweite Chance bieten will. Du wirst dein altes, armes und vor allem einsames Leben hinter dir lassen können." – „Wie 'zweite Chance'?", fragte Levi nach. „Ein neues Leben. Du musst nie wieder zurückkehren. Du kannst nochmal komplett von neu anfangen und... glücklich sein", erklärte Erwin dann darauf mit einem etwas ernsteren Blick. Levi hatte schon so eine Ahnung, worauf es hier hinauslaufen würde. „Petra hat dir bestimmt schon etwas erzählt, denn das kann sie gut. Sie hatte dich als 'Neuankömmling' bezeichnet. Und sicher hat sie dir auch gesagt, dass dir hier nichts passieren würde und dass du dich nur darauf einlassen musst." Levi erwiderte darauf nichts. Zu tief war er gerade am Nachdenken. „Weißt du, Levi. Das hier ist mein Haus. Hier kann ich machen was ich will und wie ich es will. Alle paar Wochen gehe ich in diese Bar, namens 'Redway', und sehe mir die Menschen an, wenn welche da sind. Nachdem sie mir ein bisschen von ihrem Leben erzählt haben, fälle ich dann ein Urteil. Ob sie für eine zweite Chance geeignet sind oder eben nicht. Die geeignet sind, nehme ich mit zu mir und erzähle ihnen genau das Gleiche, wie ich dir jetzt. Sie können frei entscheiden was sie wählen, nur ob ich dann damit zufrieden bin, ist eine andere Sache. In den meisten Fällen nehmen sie das Angebot an und leben hier, sind glücklich. Und die, die es dann doch nicht angenommen haben, die...", Erwin unterbrach sich kurz. „Was passiert mit ihnen?", hakte Levi schroff nach. Erwin zuckte kurz hoch und fuhr dann fort.

„Die werden nie wieder die Sonne sehen können", sprach er mit einem diabolischen Grinsen. Ein kalter, unangenehmer Schauer überkam Levi. Was hatte er gerade gesagt? 'Nie wieder die Sonne sehen'? So langsam fügten sich alle Teile zu einem Ganzen zusammen. „Und was ist dieses Angebot jetzt genau?" – „Levi...Werde einer von uns oder stirb."

Forever In Love [Eruri]✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt