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~Acht Wochen später~

Riccardo mutierte immer weiter zu dem Paten, von dem ich mir immer erhofft hatte, es wäre nur eine reine Vorstellung gewesen. Statt mehr durch ihn hindurch zu dringen, wurde mir klar, wie sehr er diese Rolle lebte. Er war der geborene Massenmörder, Rächer und Vollstrecker. Ich hatte eine Menge Respekt und ich versuchte es zu verdrängen, aber Furcht spielte da auch eine Rolle.

Ich bangte nicht mehr länger um ihn.

Sondern um die Romeros.

Akils Angaben zufolge zogen sich vereinzelte Polizeireviere zurück und dienten weder der einen noch der anderen Seite. Dabei waren sie meinem Vater eine stets treue Gefolgschaft. 

Dadurch merkte ich bald, dass die Mancinis dabei waren, die Oberhand zu gewinnen. Sie hatten etwas erreicht, was niemand geschafft hatte.

Meine Frist dem Don gegenüber neigte sich dem Ende zu und Riccardo und ich kamen kein Stück weiter. In meinem Plan ihn zu stoppen, liebestechnisch - kein einziges Stück. 

Es gab den ein oder anderen flüchtigen Kuss, aber wenn wir ehrlich sind, waren wir alle so am Ende nach jedem Einsatz, dass wir einfach nur noch schlafen wollten. 

Ein einziger Einsatz war hier nämlich anspruchsvoller als meine gesamte Zeit bei den Romeros.

Ein anderer Punkt war, dass er von nun an von meiner sexuellen Unterfahrenheit Bescheid wusste. Das machte mich sicherlich uninteressant für ihn.

Ich entwickelte während der letzten Wochen Respekt für diesen Mann. Riccardo war zwar rachsüchtig und blutrünstig, aber seine Pläne waren genau durchdacht und intelligenter als erwartet. Ich fragte, woher er sich all das Wissen zog. Ich war überzeugt davon, dass es eine Prise Erfahrung, eine Prise Skills und eine Prise Erbarmungslosigkeit benötigte, um so zu werden wie er.

Er tat nichts, ohne jeden Ausgang seiner Tat genau in Betracht gezogen zu haben. 

Und hin und wieder haute er die Sätze raus, ich solle noch bei ihm bleiben, wenn alle schon gegangen waren. Und das, als es schon nachts war. Einige Male sogar, für seine Verhältnisse ein absolutes Wunder, gingen wir zusammen aus. Das waren die einsatzfreien Tage, die Tage, an denen er an den Plänen dran war. Ebenso hatte ich auch wenig Zeit, denn wenn ich nicht gerade mit ihm in einem schicken Lokal saß, organisierte ich den Bau seines Anwesens, welches so gut wie fertig war. 

Die Villa des alten Stils hatte alle meine Grenzen übertroffen, stolz stand ich da, die Hände in den Hüften gestemmt, und betrachtete das Konstrukt, das ich ermöglicht hatte. 

Heute wäre die Inneneinrichtung beendet und dann könnte Riccardo endlich einziehen. 

Er lief aus dem zweitürigen Eingang, der einem Tor glich, und lief über die weißen, knirschenden Kieselsteine auf dem Boden zu mir. Er steckte die Hände in die Taschen und blickte mich abwartend an. 

Wartet er darauf, dass ich etwas sage?

"Bist du zufrieden mit allem?"

"Vielleicht."

"Vielleicht?", missverstanden hob ich die Braue, "Was heißt das?"

R O M E R O {Riccardo Mancini} [ABGESCHLOSSEN] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt