XIII

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°○●Erwin & Zack○•°

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Es waren wieder zwei Wochen vergangen.
Levi hatte diese genutzt, um noch mehr zu üben. Und Hanji sowie Erwin hatten recht. Je öfter er seine Fähigkeit einsetzte, desto vertrauter wurde sie ihm. Aber eine gewisse Angst blieb immer noch. Dafür konnte er nichts.
Er hatte die Zeit aber auch genutzt, um ein wenig mehr über seine neue Welt zu lernen. Es interessierte ihn sehr. Er hatte nach all dem Trubel endlich das Gefühl, angekommen zu sein. Keiner verurteilte ihn, weil er eine Sache nicht konnte oder tun wollte, oder wegen seinem Aussehen. Es war wie Erwin es gesagt hatte, er war glücklich. Es war schön. Er konnte einfach draußen auf einem Baum nahe einem Fluss sitzen, ohne sich Gedanken zu machen, dass er eventuell runterfallen könnte. Es war die pure Freiheit, die er so liebte. Diese sorgenlose, endlose Freiheit.

Und auch jetzt. Er saß draußen auf seinem Lieblingsbaum und schaute in die weite Ferne. Auf seinem Schoß ein Buch über die verschiedensten Vampirfähigkeiten.
Erwins Anwesen war in einem abgelegenen Wald. Und sein Grundstück war riesig. Es lebten ja nicht nur Erwin, Hanji und er dort. Auch andere Vampire, welche Erwin gerettet hatte. Diese bekam er aber fast nie zu Gesicht, sie waren anscheinend nicht sehr gesellig. Das interessierte den Schwarzhaarigen aber recht wenig.
Ein frischer Wind wehte ihm um die Nase. Für einen Moment schloss er die Augen und genoss diese Ruhige Atmosphäre. Im Hintergrund hörte man die Blätter rascheln und den Fluss. Es war- „Ah, Levi! Da bist du ja!" Und da war sie hin, die Ruhe... „Was ist denn, Hanji?", brummte er genervt. Jetzt hatte sie seine Ruhe zerstört. Wenn es jetzt nichts Wichtiges war, konnte sie sich auf was gefasst machen! Mit einem Mal spürte er, wie der Ast auf einer Seite nachgab. Mit einem kurzen Blick bestätigte er sich, dass Hanji sich gerade neben ihn gesetzt hatte. „Was machst du da?", fragte die Braunhaarige neugierig und spickte in das Buch. „Ich hatte eigentlich vor, ein wenig meine Ruhe zu genießen. Aber dann kamst du dazwischen", maulte er und wollte das Buch wieder zuschlagen, es ihm jedoch von Hanji weggenommen wurde. „Uhhh, du recherchierst. Spannend! ~", quiekte sie und sah sich die Seite genauer an, welche Levi gerade noch offen hatte. Sie weitete überrascht die Augen. „Was ist mit dieser? Wie findest du sie?", fragte Hanji und schaute nun etwas ernster. Sie hielt ihm das Buch mit der offenen Seite vor. Levi zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Sie ist relativ ähnlich zu meiner. Erwin hatte sie mal erwähnt. Er meinte, sie wäre sehr gefährlich. Ich wollte mir sie nur genauer ansehen, sonst nichts", antwortete er gleichgültig und wandte sich wieder mit seinem Blick der Ferne zu. „Hast du Erwin mal öfters darauf angesprochen?" – „Ja schon, aber er wollte nie drüber reden." Hanji nahm ihre Brille ab und legte sie auf ihren Schoß ab. „Mhm... Weißt du, Levi... Erwin fällt es nicht so leicht, darüber zu reden, da es was sehr Persönliches ist. Aber vielleicht wäre es keine so schlechte Idee, wenn du davon wüsstest." Sie machte eine Pause und schaute dann auch ins Weite. Da Levi nun doch etwas neugierig war, spitzte er kaum merklich die Ohren und hörte Hanjis Erzählung zu. „Es war Januar 1948 und dementsprechend sehr kalt. Erwin war auf der Suche nach neuen Menschen, wie du, als du noch einer warst. Da es die Bar damals noch nicht gab, streifte er durch verschiedene Wirtshäuser oder klapperte die Straßen ab. Dabei fiel ihm ein Junge auf, 15 vielleicht. Er war obdachlos und hatte keine wärmenden Kleider an. Erwin nahm ihn mit und brachte ihn hierher. Dort lernte ich ihn dann auch kennen. Sein Name war Zack und er war ungefähr so groß wie du, vielleicht sogar kleiner. Er hatte rote Haare und grüne Augen. Süßer Junge...Er war sehr temperamentvoll und neugierig. Natürlich erzählte Erwin den Jungen alles. Dieser wollte natürlich direkt so sein wie er. Aber Erwin weigerte sich. Er wollte wenigstens, dass der Junge volljährig sein würde. Und wenn er es dann immer noch wollte, würde er ihn verwandeln. Für Erwin war Zack wie sein eigener Sohn. Er hatte ihn tief in sein Herz geschlossen und wollte ihn vor allem beschützen.
Nach ungefähr 1 ½ Jahren waren die beiden im Wald, einfach nur spazieren. Zack kletterte auf ein paar Felsen und lachte dabei. Nur zu dumm, dass er plötzlich das Gleichgewicht verlor und die Felsen runterfiel. Erwin konnte nicht schnell genug reagieren. Es müssten ungefähr 15m gewesen sein. Erwin versuchte alles, wirklich alles..., damit er dem Jungen helfen konnte. Nur leider blieb ihm keine andere Möglichkeit, als ihn zu verwandeln... Dann hatte der Junge was er wollte. Aber Erwin hatte ein ungutes Gefühl. Die Ausstrahlung des Jungen war sehr stark, genauso wie seine Fähigkeit...", Hanji musste sich kurz die Tränen wegwischen. Es ging ihr auch sehr nahe. Er war wie ein kleiner Bruder für sie gewesen. „Die Zerstörfähigkeit...", vervollständigte Levi den Satz nachdenklich. „Ja, ganz richtig... Erwin hatte mich dazu geholt, damit wir beide mehr über diese Fähigkeit herausfinden konnten. Es gab sowas noch nie. Der Junge fand es superlustig, wie er Gegenstände nur mit Gedankenkraft zerstören konnte. Nur eines Tages hatte er es übertrieben und hat vielen Geschadet. Sowohl Menschen, Werwölfen, als auch Vampiren. Es gab zahlreiche Verluste. Erwin nahm das sehr mit, er war ja wie sein eigener Sohn für ihn gewesen. Aber er wollte der Gesellschaft nicht noch mehr Tode aufbürden. Also blieb ihm nichts anderes mehr, als... ihn zu töten. Zu groß die Gefahr, ... dass es wieder passieren könnte... Noch am selben Tag beendete Erwin die Sache. Er sorgte dafür, dass so wenig Leute davon wussten, wie nur möglich. Er brauchte einige Jahre, um damit klarzukommen. Nicht nur er, wir alle hatten Angst, dass so eine Fähigkeit wieder auftauchen würde... Und dann kamst du. Erwin hatte wirklich große Angst, als er spürte, dass du so eine ähnliche Ausstrahlung wie er hast. Aber du bist anders, nicht der Typ dafür, andere aus Spaß zu töten...Wollen wir mal hoffen, dass es so weit niemals kommen wird. Das würde er nicht noch mal verkraften können..."

Hanji setzte die Brille wieder auf und schaute Levi an. Seinen Blick konnte man nicht so recht deuten. Es war eine Mischung aus Trauer, Mitgefühl, Furcht..., aber auch Liebe und Besorgnis. „So weit wird es nicht kommen. Immerhin...hat er jetzt dich! Du bist stark, Levi. Bitte vergiss das nicht", sprach Hanji immer noch ein wenig traurig. „Keine Sorge, Hanji. So weit kommt es bei mir nicht. Ich werde nicht zulassen, dass ich so werde. Ich könnte sowas Erwin niemals antun. Dafür..." - "Liebst du ihn zu sehr...", beendete Hanji grinsend den Satz.

Forever In Love [Eruri]✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt