Es gibt zwei Arten von alten Menschen. Die, die immer glücklich scheinen und die, die aussehen,
als wären sie lieber schon tot.Die Frau gegenüber von mir war eine der ersten Sorte. Ich wunderte
mich immer wieder darüber, dass diese existierte. Wie könnte man so lange leben, so viel erlebt
haben und trotz dessen so unbekümmert sein? Aber Zeit ist relativ und Wissen ist Zeit. Ich glaube
ich habe von beidem zu viel. Ich bin zu intelligent um glücklich zu sein. Zu viel Wissen hatte sich
über die Jahre in mir angesammelt. Die Welt verliert ihren Zauber, wenn man sie versteht. Wenn
man die Menschen versteht und was sie taten.Wie sie sich und damit alles in ihrem Umfeld
zerstörten. Ich habe oft versucht zu vergessen. Mich zu finden und den Sinn hinter all dem. Dabei
hatte ich vieles gefunden nur ihn nicht. Den Sinn. Doch so sinnlos wie alles begann, so würde es
auch enden. Das Ende war nahe und unwiderruflich. Mein Ende jedoch war unwiderruflich zerstört.
Es war unmöglich gemacht worden, ich war gefangen in der Unendlichkeit. Schmerzhaft hatte ich
lernen müssen, das alles andere endlich ist, obgleich schön oder unschön. Nichts ist von Bestand,
außer dem Universum und mir. Doch ich beschwere mich nicht, das steht mir nicht zu. Ich selbst
war in die Falle der Ewigkeit getappt. Meine Gier nach Zeit ließ mich blind vertrauen. Sie nahm mir
meinen Verstand und machte mich zum Versuchsobjekt. Ich wurde zu einem Experiment, wie
Frankensteins Monster. Ich dachte Zeit wäre der Schlüssel zu Erfüllung, doch ich lag falsch, sie ist
das Schloss. Das Schloss zur Zelle der Unendlichkeit, dessen Schlüssel ich für immer verlor. Und
die Unendlichkeit ist doch unendlich lang.Ich blickte aus dem Fenster. Man erkannte nichts von dem Tunnel, durch den wir fuhren. Durch die
hohe Geschwindigkeit verschwamm die Außenwelt zu einer dunklen, braungrauen Einheitsfarbe.
Ich blickte auf die Koordinatenanzeige auf meiner Armbanduhr. Ich befand mich dort, wo früher
einmal England gelegen war. Und ich sage war.Die Menschen waren noch nie gut im Erkennen von Grenzen gewesen. Es lag in ihrer Natur immer
einen Schritt weiter gehen zu wollen. Und dies taten sie. Schritt für Schritt immer weiter, bis zu
dem einen Schritt zu weit. Durch ihren narzisstischen Egoismus schafften sie es nicht mehr Luxus
von Notwendigkeit zu unterscheiden, Moral von unmoralischer Selbstsucht. Sie wollten höher,
größer, weiter. Zeichen setzen, egal von welcher Art und als sie erkannten dass sie unbedeutend im
Kosmos schwebten, da war es zu spät. Keiner würde sie mehr Retten, ihnen die Hand reichen und
alles wieder reparieren. Sie waren eigenverantwortlich und dies erkannten sie. Sie hatten das Leben
zugrunde gelebt, die Titanic versenkt. Und somit fielen sie in den erbarmungslosen Kreislauf der
Klimaerwärmung. Im Laufe der Zeit wurde es so heiß, dass der Anbau von Lebensmitteln ein Ding
der Unmöglichkeit wurde. Krieg brach aus, ein Großteil der Menschheit starb, ganze Kulturen und
ihre Geschichten gingen ins Nichts verloren. Die handvoll Menschen, die übrig blieben, flüchteten
in den Untergrund. Schlaue Köpfe hatten ein verzweigtes Tunnelsystem unter der Erde konstruiert
in dem gut Überleben konnte. Es war ein leises Wimmern nach Hoffnung, doch insgeheim war
jedem klar, dass die letzte Stunde der menschlichen Existenz angebrochen war. Ihre Zeitleiste hatte
das Ende erreicht, ihr Buch die letzte Seite an diesem Tag würde es keinen Morgen geben. Bald
würden sie und all ihre Sünden vergehen. Das Universum würde frei von ihnen sein. All ihre
Zeichen würden vergessen werden, da es keinen gäbe der sich daran erinnern wolle. Ich weiß nicht
ob es Schicksal, Karma oder doch nur Zufall gewesen ist, doch ich weiß es war nötig. Und wie gerne wäre
ich einer von ihnen gewesen . Endlich und doch bis zum Ende voller unangebrachter Hoffnung.
Schuld unbewusst und nicht bereit zu gehen. Trotzdem würden sie gehen. Gehen und nicht
wiederkommen. Ich würde meine Strafe absitzen müssen, denn ich war tief im Inneren noch immer
ein Teil von ihnen. Alleine auf Ewig.Ich stieg aus. Vor mir nur Wüste. Es war heiß. Ich ging ein paar Schritte zu dem Flügel. Er war
groß, aus wunderschönem Ahornholz. Ich setzte mich. Langsam stimmte ich die Melodie des
Maikäfer-Liedes an und versank in meinen Gedanken....Helles Licht, ein Knall und dann:
Nichts.
Da war es, das Ende, so vorhersehbar und doch so plötzlich.
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a little peace of my heart
Short StoryIch würde hier gerne die ein oder die andere Kurzgeschichte von mir hochladen. Würde mich sehr Freuen falls irgendjemand sie ließt:)