KAPITEL 𝟚𝟛

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, stellte ich erleichtert fest, dass meine Nacht traumlos verlaufen war. Ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, stand ich auf und ging zum Bad hinüber. Bevor ich es allerdings betrat, öffnete ich den Kleiderschrank und betrachtete dessen Inhalt. Dabei fiel mein Blick auf einen Stapel Tops und Shorts und ich begann zu überlegen. Auf diesem Planeten konnte es mittags so wie gestern extrem warm werden, vor allem wenn man zusätzlich noch arbeitete. Jedoch schossen mir Zweifel in den Kopf, vor allem wenn ich an Hux dachte. Eigentlich wollte ich nicht so vor ihm rumlaufen.

Zoey, du bist eine erwachsene Frau! Zieh dich an wie du willst und lauf so rum wie du willst!

Also schnappte ich mir schwarze Shorts und ein rotes Top, bevor ich ins Badezimmer ging. Dort machte ich mich frisch und schlüpfte in die Klamotten. Als ich in den großen Spiegel über dem Waschbecken schaute, musste ich unwillkürlich grinsen. Keine Ahnung, wann ich das letzte Mal in Shorts rumgelaufen war. Das musste definitiv noch vor meiner Zeit beim Widerstand gewesen sein.

Zufrieden musterte ich mich. Das bauchfreie rote Top mit einem leichten Ausschnitt schmeichelte meinem Oberkörper wirklich sehr, ebenso die schwarzen Shorts, aus denen nichts irgendwie unangemessen rausschaute. Mein braunes Haar fiel mir leicht über die Schulter und ich war mir wirklich, wirklich sicher, dass zumindest Kiana Augen machen würde. Nachdem ich mir noch mein unspektakuläres Alltags-Make-Up aufgetragen hatte, verließ ich mein Zimmer, um runter in die Küche zu gehen.

Dort hörte ich bereits zwei Stimmen, die sich miteinander unterhielten, doch Kianas war nicht dabei. Trotzdem trat ich ein und sah Lorin und Hux, die beide an der Theke saßen, Ersterer hatte mir den Rücken zugedreht. Im nächsten Moment fiel schon der Blick des Generals auf mich. Ich ging auf die Beiden zu, während er mich kurz musterte, was Lorin natürlich merkte. Deshalb drehte er sich um und pfiff er erstaunt durch die Zähne. Lachend stieß ich ihm einen Ellenbogen in die Seite:

„Ey, lass das!"

„Wie ich sehe, hat Kiana jetzt schon einen interessanten Einfluss auf dich."

„Ich hab mich nur wegen der Arbeit so angezogen.", erwiderte ich ehrlich und zog mir einen der hohen Stühle ran, um mich neben Lorin zu setzen. Da Hux mich immer noch anschaute, drehte ich mich zu ihm und erwiderte seinen Blick. Nun sagte er unbeeindruckt:

„Anscheinend haben Sie wirklich merkwürdig geschlafen."

„Nicht ganz. Nach meinem Mitternachtssnack konnte ich besser schlafen." Mit einem sarkastischen Unterton und einem schelmischen Grinsen fügte ich noch hinzu: „Das Gespräch mit Ihnen hat wahrlich Wunder bewiesen, danke Ihnen."

Daraufhin hob er eine Augenbraue und entgegnete:

„Gerne doch."

In diesem Moment kniff mir jemand in die Seite und ich quietschte auf, weshalb dieser Jemand namens Kiana auflachte. Aus dem Augenwinkel konnte ich noch sehen, wie ein spöttischen Grinsen über Hux' Gesicht huschte, doch dann sah ich empört meine Freundin an:

„Ey!"

Daraufhin musste sie noch mehr lachen und ich schüttelte nur grinsend den Kopf. Als sie sich wieder beruhigt hatte, musterten ihre hellbraunen Augen prüfend mein Outfit. Dann sagte sie schelmisch:

„Das Top steht dir mega, Zoey."

„Danke dir. Du siehst allerdings auch nicht schlecht aus."

Kiana trug ebenfalls Shorts, jedoch waren die etwas knapper als meine und auch ihr T-Shirt besaß einen tieferen Ausschnitt als mein Oberteil.

„Das rutscht man ja beinahe auf den Schleimspuren von euch Beiden aus...", murmelte Lorin neben uns und Kiana und ich sahen ihn gleichzeitig kritisch an. Dann schnappte sie sich ebenfalls einen der hohen Stühle und setzte sich neben Hux, der darauf allerdings nicht wirklich reagierte. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber hatte er sie auch nur ansatzweise so lange gemustert wie er es bei mir getan hatte?

„Guten Morgen meine Lieben.", sagte da auf einmal Locette hinter uns und kam ebenfalls in die Küche: „Wie ich sehe, könnt ihr es kaum erwarten, dass ihr wieder anpacken müsst!" Als sie die wenig begeisterten Gesichter von uns sah, musste sie lachen: „Oder auch nicht. Aber für Lorin und Armitage wird heute noch Verstärkung anrücken..."

Nun sah Kiana ihre Großmutter überrascht an:

„Wir bekommen Besuch?"

„Thago wollte heute mal wieder bei euch vorbeischauen und hat seine Hilfe angeboten."

Schmollend schob Kiana ihre Unterlippe vor:

„Und warum hilft er nicht uns?"

„Das musst du ihn nachher wohl selbst fragen. Bevor er aufs Feld geht, schaut er bestimmt noch bei euch vorbei."

„Hoffe ich für ihn...", murmelte sie und Locette lachte ein weiteres Mal:

„Also gut. Zoey, Armitage, Kiana und Lorin werden euch schon sagen, was ihr tun sollt. Falls ihr Vier doch Fragen haben solltet, ich bin in meinem Arbeitszimmer."

Damit nahm sie sich noch irgendeine Frucht aus der Obstschale, bevor sie die Küche wieder verließ und ich zu Kiana sah:

„Wer ist Thago?"

„Er ist der Sohn einer Freundin meiner Mum. Wir haben in der Kindheit viel Zeit zu dritt verbracht, obwohl er in Armitages Alter ist.", antwortete Kiana.

„So alt schon?", rutschte es mir raus und spürte sofort den bohrenden Blick des Generals. Obwohl allen, und auch mir, bewusst war, dass er gerade mal Anfang dreißig war, mussten Kiana und Lorin wegen seines Blicks lachen, und auch ich sah ihn feixend an.

„Das bekommen Sie noch zurück...", murmelte er und ein kleiner Schauer lief meinen Rücken herunter. Ohne es mir anmerken zu lassen, entgegnete ich:

„Na das will ich sehen."

Als ich dann allerdings Hux' herablassenden und gleichzeitig selbstsicheren Gesichtsausdruck sah, nahm ich innerlich meine Worte wieder zurück. Und auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte, ein wenig neugierig war ich schon, was ihm da so vorschwebte. Vielleicht war das auch nur eine indirekte Morddrohung gewesen, die er in die Tat umsetzen würde, sobald wir von diesem Planeten runter waren. Ein wenig wehleidig sah Kiana mich an und meinte:

„Kannst du mir bitte ein bisschen was von deiner Energie abgeben? Ich hab das Gefühl, dass sich bei dem Gedanken ans Sortieren, eine große Dunkelheit in mir ausbreitet..."

Ich hingegen klatschte bei der Vorstellung erfreut in die Hände und stand schwungvoll auf:

„Es wird mir ein Vergnügen sein."

„Du bist unheimlich.", entgegnete sie mit einer hochgezogenen Augenbraue, erhob sich aber ebenfalls: „Euch auch viel Spaß."

Ich winkte lediglich noch Lorin zu, der bloß amüsiert den Kopf schüttelte. Dann folgte ich Kiana nach draußen und wir steuerten auf die Scheune zu.

„Ein kleiner Deal vorab", schlug ich vor: „Ich kann dir, wenn du schön arbeitest, heute ein paar Kampftechniken zeigen."

„Die Struktur des Satzes lässt dich wie meine Mutter klingen.", meinte Kiana lachend und ich musste lächeln:

„Ist mir grade auch aufgefallen. Also, hättest du Interesse daran, deinem Bruder mal einen liebevollen Hieb auf die Birne zu verpassen, wenn ihr euch mal zankt?"

„Auf jeden Fall."

„Na dann wird das heute ein sehr lehrreicher Tag."

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Veröffentlicht am: 07.01.2021  ;  Wörter: 1122

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Luck ~ a General Hux FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt