Kapitel 1

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Drei und eine halbe Stunde, so lange brauchte es, bis wir schlussendlich hielten. Meine Augen waren verklebt von den Tränen und in meiner Brust hatte sich ein komisches Gefühl ausgebreitet. Als wäre ich leer in mir und meine Glieder schwer. Es war nachts. Da ich jedoch nicht wusste, wann wir losgefahren waren, konnte ich die Uhrzeit nicht wirklich nennen. Doch Zeit war nur da um Ordnung aus den Chaos herzuleiten und da ich mitten in einem Chaos war, war die Zeit egal. Ich hatte geweint, die meiste Zeit hatte ich mir die Seele aus dem Leib geweint und ich glaube es sogar geschafft zu haben. Ich hörte, wie die Tür sich öffnete und schloss. Schritte kamen Näher. Durch die Lichter, die ich durch die Rückscheibe gesehen hatte, vermutete ich, dass wir in einer Großstadt waren oder zumindest jetzt am Rand einer waren.

Der Kies knirschte unter den Füßen des alten Mannes. Er öffnete den Kofferraum und sah mich an, ich war in Decken gewickelt, verheult und zitterte. Der Mann war zwar alt, also vielleicht mitte fünfzig, aber man durfte ihn scheinbar nicht unterschätzen. Ich sah zu ihn hoch, ich war müde, doch erlaubte es mir nicht zu schlafen. Schlafen war keine Option. Er beugte sich zu mir runter und hob mich mit einem mal hoch, mit Decke. Die kalte Luft brachte mich noch mehr zum zittern, ich wollte lieber zurück in den Wagen, da war es wenigstens warm. Es wurde ein Knopf gedrückt und der Kofferraum schloss sich Automatisch, das Haus sah von hier aus wie eine Villa. Ich wurde zur Haustür getragen, welche von jemanden geöffnet wurde.

"Guten Abend, Sir." Die Stimme war lieblich und zart.

Ich sah zu der Frau, welche die Tür geöffnet hatte. Sie war dünn, abgemagert und trug ein schlichtes hellgrau Kleid. Sie schloss die Tür und der Mann ging ohne ein Wort zu sagen, mit mir in den Armen nach oben. Er stieß die Tür zu einen Raum auf und schaltete Licht an. In den Betten rührte sich was. Junge Frauen und Männer sahen auf und begrüßten einstimmig ihren Herren sie alle hatten so viel auf den Rippen um ordentlich arbeiten zu können.

"Gibt ihr was zum anziehen und sorgt dafür, dass die schläft." Mit den Worten setzte er mich ab und schloss die Tür mit einem lauten Knall

Ein junger Mann und eine junge Frau standen auf. Alle Männer hatten kurzgeschorene Haare und bei den Frauen gingen sie nie über die Schultern. Wenige Frauen hatten kurze Haare. Ich wich etwas zurück.

"Ich bin Robert, das ist Fiona, wir werden dir nichts tun, komm her, ich zeig dir dein Bett." Meinte der Mann, die Frau ging zu einem großen Kleiderschrank, welcher neben der Tür stand und holte dort die Sachen raus, die alle Frauen trugen.

Ich sagte nichts, sondern wich einen weiteren Schritt zurück.

"Wie ist dein Name?" Fragte Robert und lächelte sanft.

Aber es erreichte nicht seine Augen, diese waren leer.

"Sina." Sagte ich leise.

"Freut mich dich kennenzulernen Sina, bei wie vielen Herren warst du?" Fragte er bisher.

"Keinen." Gestand ich.

"Wir werden dir helfen dich daran zu gewöhnen. Na komm, wir sollten schlafen. Ich hoffe es ist nicht schlimm, dass du mit jemanden das Bett teilen musst, wir sind momentan etwas überfüllt." Gestand Robert.

Ich sagte nichts. Vorsichtig streckte er meine Hand aus und ich erkannte sowas wie Mitleid in seinen Augen. Ich ließ mich von ihn durch die Betten führen, an einen blieb er stehen.

"Nadja." Weckte der Mann die Frau, welche jetzt erst aus dem Schlaf geholt wurde, viele hatten sich wieder hingelegt.

Die Frau war vielleicht mitte zwanzig. Sie öffnete schlafgetrunken ihre Augen und rutschte zur Wand. Foina reichte mir Unterwäsche und ein hellgraues Kleid, welches sehr schlicht geschnitten war. Zu der Unterwäsche zählte kein BH. Robert wünschte mir eine gute Nacht und verschwand dann ich legte die Decke auf das Bett und zog das Kleid schnell drüber und dann die Unterwäsche an. Das Bett reichte eigentlich nur für eine Person, aber das war egal. Ich legte mich zu der Frau und das Licht wurde ausgeschaltet.

"Ist es ok, wenn ich halb auf dir liege? Ich würde es dir ja anbieten auf mir zu liegen, aber ich hab Schmerzen." Bat die Frau.

"Kein Problem, noch bin ich ja körperlich in Ordnung." Gab ich mein Einverständnis.

Wir musste halb aufeinander legen, aber das war noch okay. Mich störte es nicht. Nadja bedankte sich und legte ihren Kopf auf meine Brust ab und schlang ihre dünnen Arme um mich. Ich merkte wie mir wieder Tränen über die Wangen liefen, aber ich versuchte leise zu sein, versuchte niemanden zu wecken. Ich schaffte es nicht einzuschlafen. Ich lieb die ganze Nacht wach und hielt die Frau in den Armen. Ungefähr eine Stunde, bevor ein Wecker klingelte, hatten meine Tränen aufgehört zu fließen. Ich hatte kein Auge zubekommen. Ein paar standen auf, einer schaltete den Wecker aus und das Licht wurde angeschaltet, jeder wurde geweckt und alle standen auf.

"Vielen Dank noch mal." Bedanke sie sich.

Sie hat schwarze Haare und braune Augen, sie zwang sich ein Lächeln auf.

"Kein Problem." Erwiederte ich erschöpft.

Ich stand ebenfalls auf. Die Frau beobachtete mich kurz.

"Am Anfang ist es schwer einzuschlafen, aber glaub mir, man gewöhnt sich daran." Ich schüttelte das Kissen aus und legte es ordentlich hin, jeder machte seine Betten.

Einer teilte Becher mit Zahnbürsten und Zahnpasta aus. Hier drinne war es recht eng, die Zahnbürsten waren alle neu. Nadja erklärte mir, dass es jeden Morgen neue waren. Ich bekam die Sachen in die Hand gedrückt und ich fing an meine Zähne zu putzen. Ich spückte das Zeug in eine dafür vorgesehene Schüssel aus und sah, wie jeder anfing die Haare von den anderen zu Flechten. Die zwei Geflochtene Zöpfe waren recht kurz, alles erinnerte mich irgendwie an die Armee, wo alle gleich aussehen mussten. Hier waren es jedoch Sklaven. In den Raum befanden sich gut zwanzig Stück, es gab aber nur 11 Betten, vorallem die älteren schliefen alleine.

"Wieso haben manche Frauen kurze Haare?" Fragte ich.

"Sie helfen in der Küche." Erklärte sie kurz und fing an meine Haare zu flechten.

Keiner von ihnen hatte ein Pony oder so, weshalb ich mich vom Aussehen dadurch etwas abhob. Die Tür wurde geöffnet und ein deutliches, guten Morgen, Herr, schallt durch den Raum.

"Sina!" Rief er und ich zuckte zusammen.

Ich hatte Angst, aber Nadja lächelte mir zu und so ging ich zu den Mann.

Just ask me, little one IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt