Ich muss hier weg. Einfach weg. Mich braucht hier sowieso niemand. Mein Bester Freund ist der einzige dem ich noch etwas bedeute. Umgekhert genauso. Er brachte mich zum lachen. Munterte mich immer auf. War für mich da als ich ihn brauchte. Und jetzt? Ist er weg. Mit seiner Freundin ist er abgehauen. Raus aus unserer WG. Er ist aus meinem Leben verschwunden. Genau dann als ich ihm am meisten brauchte. Er sah, dass es mir scheiße ging, doch seine ach so tolle Freundin, die nebenbei keiner von uns mochte, machte ihm schöne Augen. Und ihren 'Meerblauen Augen' wie er sie beschrieb, konnte man ja nicht wiederstehen. Dieses Weib kotzt mich so an. Er merkt nicht dass sie ihn nur verarscht.. Er hat besseres verdient als sie.
Ich habe mit diesem Typen soviel erlebt, soviel scheiße gebaut. Er hat mit IMMER den Rücken gestärkt. War immer für mich da... Doch das ist vorbei! Ich saß auf dem Geländer der alten, morschen Holzbrücke und sah hinab zum Wasser. Es war spät Abends, und in dieses Viertel geht niemand, also war es Menschenleer. Man hörte die Spatzen zwitschern, der Wind blässt die Äste hin und her und durch meine Haare. Es war Herbst und er wirbelte den Laub auf, der am Boden lag, oder die schönen bunten Blätter, die gerade zu Boden fielen, wähte er in meine Richtung. Ich sah auf. Sah mich um. Niemand war zu sehen. Ich holte das Bild von ihm und mir aus meinem roten Mantel, dazu noch ein Feuerzeug. Ich sah es an, schwelgte in Erinnerungen. Als wir uns in der Grundschule kennenlernten. Anfangs hassten wir uns. Doch iwie bemerkten wir dass wir ziemlich viel gemeinsam hatten und so wurden wir Freunde. Er war so dämlich dass er in der zweiten Klasse schon sitzen blieb. Deshalb war er ein Jahr älter als ich. Ein kleiner Griner machte sich in meinem Gesicht breit, wurde aber sofort wieder zu einem ernsten Blick. Er passte schon immer auf mich auf. Als die Jungs aus der vierten mich auf dem Pausenhof schubbsten, war er da als alle anderen wegsahen. Er hat dafür eine auf die Nase gekriegt. Wir waren unzertrennlich. 19 verdammte Jahre waren wir ein Herz und eine Seele. Und jetzt ist alles vorbei. Vielleicht ist es besser so? Vielleicht ist er glücklicher. Ich will nur dass er glücklich ist. Mehr will ich nicht. Eine Träne tropfte auf das Bild, genau auf sein Gesicht. Ich nahm das Feuerzeug und zündete das Bild in der rechten unteren Ecke an. Als es halb verbrannt war lies ich es los, und der Wind wehte es davon. Ich sah dem Bild hinterher bis nur mehr ein Funken zu sehem war. Eine weitere Träne rann mir die Wange hinunter. Eiskalt wischte ich sie von meiner bleichen Haut. Ich stellte mich auf das alte Holzgeländer. Es knackste bei der kleinsten bewegung. Dieses alte Holz muss schon viel mitgemacht haben, dachte ich mir. Es ist ein schöner Ort. Perfekt zum verlieben. Hier kommen aber nur die her, die von diesem Ort wissen. Ich sah nach unten, und konnte im Holz erkennen dass dort Namen eingeritzt waren, konnte aber nicht sehen was da stand. Ich hörte jemanden meinen Namen rufen, drehte mich dennoch nicht um. Die Stimme war weiter weg, doch sie wurde immer lauter. Ich kannte diese Stimme, doch konnte oder wollte sie in diesem Moment nicht zuordnen. Als ich eine Hand an meinem Fuß spürte, die von einer grauen Strumpfhose umhühlt, drehte ich mich um. Wieder knarrte das Holz. Als ich meine Augen öffnete, die ich geschlossen hatte als ich meinen Namen hörte, sah ich ihn. Er war wieder da. Doch seine Freundin auch. Ich war glücklich aber auch enttäuscht. Wir haben uns versprochen niemanden von unserem Platz zu erzählen. Und jetzt ist Sie hier. Mach das nicht mein Engel. Bitte nicht sprach er zu mir. Seine Stimme hallte stark, als wäre er in einem Tunnel. Ich war schwach, sehr schwach. Ich zitterte, mein Hals war trocken und meine Beine schmerzten. Ich breitete meine Arme aus. Mein weißes Kleid rutschte ein wenig nach oben so dass man meine knochigen Knie sehen konnte. Mit tränen in den Augen sah er mich an und flüsterte 'Ich hab dich lieb mein Engel. Wir werden uns wiedersehen.' Er trat einen Schritt zurück. Er wusste dass ich meine Entscheidung getroffen hatte. Niemand konnte mich noch aufhalten. Er versuchte auch nicht mehr mich zu stoppen. Ich war fertig. Mit der Welt, und mit mir selbst. 'Du sagtest ich bin dein Engel' sprach ich. Ich war leicht heiser fuhr aber dennoch fohrt 'Engel können Fliegen' sagte ich und lies mich nach hinten fallen. Es kam mir alles wie in Zeitlupe vor. Mein gesamtes Leben zog an meinem geistigen Auge vorbei. Als es vorbei war, war ich noch immer nicht im Wasser. Ich machte meine müden Augen ein letztes mal auf und sah ihn. Mit roten Augen sah er auf mich herab. Ich lächelte ihn ein letztes mal zu und schloss meine Augen. Ich konnte noch den Aufprall ins eiskalte Wasser spüren. Danach war alles schwarz.