Kerzenduft und Schreibpapier

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POV: Y/N
Mit deiner durch Kälte zitternder Hand drückst du die silberne Türklinge herunter und stößt mit der letzten aufzuwendenden Kraft die alte, knochige hölzerne Tür auf und trittst in den kleinen ebenfalls durch Holz geprägten Raum.
Sofort umhüllt dich die von dir langersehnte auftauende Wärme. Du siehst dich in dem recht spärlich eingerichteten Zimmer um. Ein gemütlich aussehendes Bett, ein Regal mit allmöglichen Büchern aller Größen und Inhalten, ein großer dunkler Schrank wessen Außenseite kunstvolle Verzierungen schmücken und ein Tisch welcher bereits über und über mit Pergamentrollen, Tinte und Federn, Büchern und Phiolen gefüllt mit den verschiedensten Substanzen in allen Farben von stechendem Blutrot bis hin zu sonnengereiftem Gelb war alles dabei.
Ebenfalls steht in einer kleinen Nische  ein Tisch und zwei mit Fell überzogene Bänke.
Du trittst langsam weiter in den Raum während deine Schuhe leichte Schneepfützen hinterlassen. Aus deinem neuen Blickwinkel erkennst du etwas was dir bis eben noch nicht so recht aufgefallen war. Ein kleines Fenster mit eisig blauen Vorhängen thront an einer Seite der Wand und lässt einen sachten Lichtstrahl auf den Boden vor dir fallen und du betrachtest die Staubpartikel wie sie langsam zu Boden fallen, doch dann im gleichen Moment wieder hinaufgewirbelt werden.
Langsam löst du deinen Blick wieder von diesem kleinen Schauspiel und trittst näher an das Fenster um hindurch zu schauen. Du blickst aus dem Zweiten Stock des Gasthauses in welchem Albedo, Sucrose und du von dem Alchimisten Bund für die Dauer eurer Forschungen einquartiert wurdet.
Draußen. Alles war weiß. Die Wiesen, die Bäume, Büsche, Kutschen. Einfach alles war unter der eisigen Decke eingeschlossen. Als du deinen Blick etwas nach oben schweifen lässt  kannst du dein und vier Leuts Grauen erblicken. Den Dragonspine. Der 2.962 Meter hohe Berg der über und über mit Eis und Schnee bedeckt ist. Auch wenn euer Gasthaus am Fuße dieses liegt waren klirrende Kälte und eisige Schneestürme schon Normalität für die Bewohner geworden.
Doch nun als du selbst schon beinah oben warst fühlte sich diese Kälte hier unten schon fast wie ein leicht windiger Sommertag an. Du schüttelst leicht deinen Kopf wodurch auch die letzten Schneeflocken sich auf ihren Weg zum Boden machen. Du blickst wieder aus dem kleinen Fenster und lässt deinen Blick aus der Suche nach Albedo und Sucrose nochmal über die Wiesen gleiten.
Und da. Ein paar Meter weiter weg vom Gasthaus siehst du wie die beiden vor einem brodelnden Kessel mit pfirsichfarbenem Inhalt hocken und weitere, von deinem Standpunkt aus nicht zu erkennende, Zutaten hinein schneiden, hacken, quetschen oder werfen.
Ein schmunzeln stiehlt sich auf deine Lippen als du siehst mit wie viel Freude und Konzentration die beiden bei der Arbeit sind. Du selbst kannst das nicht wirklich verstehen da du dich schon seit deiner Kindheit lieber mehr für andere Dinge interessierst als Stunden lang durch Hitze und Kälte zu waten, jeden Stein und jede Pflanze dreimal anzugucken und am Ende irgendwelche Experimente mit komplizierter Schrift und Formeln zu machen wobei letztendlich man dann doch nur Verbrennungen, Verätzungen oder Ausschlägen als Resultat bekommt.
Du trittst wieder vom Fenster zurück und machst dich an deine Aufgabe dich aus den Schichten über Schichten dicken Winterklamotten zu pellen wie zu deinem Glück wenigstens etwas zur wärmen deines Körpers beigetragen hatten.

Als du es endlich geschafft hast ziehst du dir deinen (Y/LF) Schlafanzug an und seufzt als der weiche Stoff sich wie eine Decke Blütenblätter über deine von Kälte strapazierte Haut legt. Letztendlich wirfst du dir noch eine Decke über die Schulter und setzt dich auf das langersehnte Bett. Du nimmst dein Schreibpapier vom Nachttisch und beginnst deinen Tagesbericht zu schreiben während du ab und zu den letzten Schneeflocken beim fallen zuguckst. „So schön warm.....Alles ist so ruhig.....ich bin so...müde...", deine Gedanken driften immer mehr ab bis du mit Feder in der Hand im Bett einschläfst.

Das nächste Mal als du deine Augen mit flackernden Liedern öffnest umgibt dich der frische Geruch von gehackten Kräutern und das sachte, tanzende Licht der roten Kerzen die auf dem Tisch langsam herunterbrennen. Auf diesem ist nun noch mehr Unordnung als du dachtest das sie jemals sein könnte und in all dem Chaos sitzt Albedo und ist mal wieder ganz in seine Arbeit vertieft. Schmunzelnd richtest du dich auf und betrachtest ihn eingewickelt in deiner Decke. Seine Kinn langen Haare sind wie so oft eher provisorisch nach hinten gebunden und als du deinen Blick etwas durch den Raum gleiten liest erblickst du seine Arbeitsuniform welche am Schrank hängt und kläglich, vom Eis tropfend ihr dasein pflegt.

Es war ruhig, nur das leichte kratzen der Feder auf einer Pergamentrolle ist zu hören....ab und zu das stille klirren von Reagenzgläsern und letztendlich ein resigniertes seufzen was seinen Uhrsprung in Albedos Kehle zu finden hat. Und dieses sachte Seufzen verrät dir sofort das seine heutigen Experimente noch nicht abgeschlossen sind. Du hast schon früh bemerkt das wenn er mit einem seiner Resultate nicht zufrieden ist, so lange weiter arbeitet bis alles einen Sinn ergibt.

Dein Blick verfängt sich in den gleißenden Lichtern der Kerzen und deine Gedanken begeben sich auf eine Reise weit weg. Doch bald legt sich dein Fokus wieder auf den Chef-Alchemist und Kapitän des Untersuchungsteams der Ritter der Favonius. Sein Blick ist nun zum ersten Mal dieses Tages mit voller Aufmerksamkeit für dich gefüllt und auch wenn du weist das er immer ein Auge auf dich hat um dich in der Not zu beschützen flackert eine kleine Flamme in dir auf.  

Nach einer kurzen Zeit in dem ihr euch nur über eure eure Blicke verständigt habt erhebt er sich und schreitet mit bedachten Schritten auf dich zu. Das Bett gibt ein leises klagendes Geräusch von sich als er sich drauf sinken lässt und seine kreideweißen Hände nach deiner Pergamentrolle greifen um einen Blick drauf zu legen. Leise schwebt seine Stimme durch den Raum als er vorliest was du bereits geschrieben hast. Ein letzter prüfender Blick fällt auf das Schriftstück bis er es beiseite legt, dir einmal liebevoll und lobend über den Kopf streicht nur um sich wieder zurück zu seiner Arbeit zu gesellen. Immer wieder überfällt dich der dunkle Vorhand des Schlafs und nur schwer kannst du ihm immer wieder aufs neue entkommen. „Gute Nacht, Ruh dich ruhig schon aus. Ich werde nur noch ein letztes Experiment vor dem Schlafengehen beenden... Wenn du an den Ergebnissen interessiert bist, kann ich sie morgen mit dir besprechen." Ein freudiges Lächeln stiehlt sich auf dein Gesicht als du sein Angebot annimmst. 

Endlich, nach all der kräftezehrenden Arbeit lässt du dich zurück in die zarten Kissen fallen und nicht lange danach stehst du schon im Land deiner Illusionen und Wünsche. 


~Albedo x Reader~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt