25. Höhle

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24 Monate später

Mit einem erlegten Reh kehrte ich wieder ins Schloss zurück und ritt in die Stallungen. "Wie war die Jagd, mylady?" "Sehr gut, wie man sieht", meinte ich schlicht und zeigte auf das Reh, "Nehmt es für die Angestellten. Sie haben auch mal etwas ordentliches verdient." "Vielen Dank, eure Hoheit. Ich soll euch mitteilen, dass das Frühstücks serviert wurde", meine er noch und hob das Reh vom Rücken meines Pferdes. "Dankeschön. Ich werde sofort dazukommen. Ohne mich umzuziehen ging ich in das Speisezimmer. Ein gemütlicher kleinerer Raum mit Holzwänden und einem Kamin. Alles in Allem sehr gemütlich. In der Mitte stand ein grosser Tisch, an dem meine Eltern, mein Onkel und James bereits sassen. "Wie war heute die Jagd?", fragte mein Bruder und meine Mutter rümpfte missbilligend die Nase. Sie mochte es nicht, wenn ich diese, wie sie sie nannte, "männlichen Aktivitäten" verfolgte. "Ein Reh", meinte ich nur und setzt mich auf meinen Stuhl, nahm mir ein Stück vom Rebhuhn, dass ich am Tag zuvor geschossen hatte und legte es auf meinen Teller. Ein Paar Früchte folgten der Keule. Mein Bruder schmunzelte, genauso wie mein Onkel und mein Vater. Onkel Ian war der Bruder von Mutter und eben auf Besuch. Würde allerdings auch bald wieder abreisen in seine schottische Heimat an der Westküste Schottlands. Dort hatte er eine kleine Insel, die er sein eigen nannte. Als Kinder waren wir sehr oft bei ihm zu Besuch, auch wenn die Schiffsreisen nicht unbedingt meine Lieblingsbeschäftigung waren. Da öffnete sich die Tür und ein Diener trat ein. Er verneigte sich.  "Eure Majestät", sprach er, "Ein Brief ist soeben eingetroffen von seiner Majestät, König Arthur von Camelot." König Arthur. Ja stimmt. Uther ist vor über einem Jahr gestorben kurz nachdem wir Camelot verlassen hatten. Kurz hatte ich die Hoffnung wieder zurückkehren zu können, aber diese Hoffnung wurde zerschlagen, als Merlin mich warnte und mir von den Geschehnissen um Uthers Tot und Arthurs Hass auf Zauberei berichtete. Auch von Morgana hatte er mir erzählt und ich musste gestehen, dass ich von diesen Ereignissen weniger überrascht war. Die Schwarzhaarige war mir nie wirklich sympathisch gewesen. Er hielt einen versiegelten Brief in seiner Hand und reichte ihn meinem Vater. Dieser betrachtete den Brief ehe er das Wachssiegel brach. Er las ihn schweigend mit gerunzelter Stirn. Er sah gebannt auf den Tisch und schien zu überlegen. Dann blickte er aus dem Augenwinkel zu mir. Wir alle sahen ihn gebannt an. "Was ist passiert?", fragte meine Mutter. "Der Brief ist nicht von Arthur", meinte er und reichte ihn mir. War er von Leon? Ich nahm ihn entgegen, aber auch Leon hatte ihn nicht geschickt. Er war von Emris. von Merlin...

Victoria
Morgana hat sich gegen Camelot gewandt und Camelot erobert. Arthur und ich konnten mit einigen anderen Rittern in den Wald fliehen in eine Höhle nahe der Lichtung, wo du damals den Hirsch geschossen hast. Noch nie hat Camelot eine dunklere Stunde erleben müssen. Bitte beeile dich und komme zu uns. Ich werde Kilgharrah bitten dich noch zu dieser Stunde zu holen. Alles andere erzählen wir dir, sobald du eigetroffen bist. 
Merlin

"Ist er von Sir Leon?", fragte meine Mutter. "Nein", sagte ich und wurde nervös. Ich würde mit einem Drachen fliegen? "Wache", rief ich und Sir Idris trat ein, "Bitte gebt am Turm bescheid, dass ein Drache bald vor unseren Gemäuern landen wird. Er wird unter keinen Umständen angegriffen. Er ist ein Freund." "Verzeiht Mylady. Sagtet ihr, dass ein Drache -", er verstummte. "Ja. Ein Drache. Bitte gebt den Befehl", bat ich. Der Ritter sah unsicher zu meinem Vater, der nur nickte. Die Wache verbeugte sich und trat hinaus. Meine Mutter sah mich sprachlos an, während ich ihr den Brief reichte und mit Vater sprach. "Ich werde mich umgehend vorbereiten und sobald Kilgharrah hier ist mit ihm gehen." "Nein!", meinte Mutter panisch, "Du wirst sterben!" "Und wenn schon. Dann tat ich es in dem Wissen, dass es das Wert war." "Ich komme mit dir", sagte James, der ebenfalls den Brief gelesen hatte. "Nein. Dein Platz ist hier. Ausserdem: Elisabeth würde durchdrehen, wenn dir etwas passieren würde." Er schwieg und sah zu Boden. Elisabeth war seine Ehefrau und zukünftige Königin von Enniskillen. Sie waren nun seit etwa 4 Monaten verheiratet und aufgrund ihrer Schwangerschaft aktuell bettlägerich. Diese Übelkeit musste wirklich höllisch sein. "Victoria. Du bist doch verrückt. Das werden wir nicht zulassen", meinte Mutter nun und forderte Vater, "Jetzt sag doch auch mal was!" Vater sah nur auf den Tisch. Es war eine Minute ruhig. "Du wirst meinen Bogen und das beste Schwert mitnehmen und natürlich deine Vollständige Rüstung!" Ich sprang auf und küsste meinen Vater auf den Scheitel. "Danke, Vater!"

Nicht eine halbe Stunde später landete ein Drache in unserem Innenhof. Ich schnappte mir eine Tasche mit Nahrungsmitteln und sprang quasi die Treppe hinunter, bis ich vor dem Drachen stand. Schwert, Pfeile und Bogen auf meinem Rücken. mein waldgrüner Umhang, den ich auch zur Jagd rug um mich geschlungen. Die Tasche mit dem Essen hatte ich um meine Schulter. Ich blickte den Drachen an. Er sah auf mich herab. "Du musst Kilgharrah sein", stellte ich fest. "und ihr Victoria. Merlin hat mir von euch erzählt. Es ist mir eine Freude, euch zu begegnen, junge Zauberin" "Vielen Dank, dass du mich bringst. Es ist mir eine Ehre mit dir zu fliegen" Ich nickte ihm zu und er legte sich flach hin, sodass ich auf seinen Rücken klettern konnte. "Dankeschön", meinte ich. "Keine Ursache", meinte er mit seiner angenehmen tiefen Stimme. Ein Schauer lief mir jedes Mal über den Rücken, als ich sie hörte. Ich blickte ein letztes Mal zu meiner Familie, als Kilgharrh bereits abhob. Ich hielt mich an ihm fest und es war... fantastisch! Man konnte so weit sehen, doch Kilgharrah versteckte sich oft in den Wolken, sodass man ihn nicht sehen konnte und landete schliesslich auf der Lichtung von der Merlin sprach. Ich stieg vom Rücken des Drachen. "Ich danke dir", sagte ich zu ihm. "Seid vorsichtig, junge Zauberin. Viele Ritter des Feindes sind hier unterwegs. Die Höhle liegt in dieser Richtung. Er zeigt mir einer Pranke hinter mich. Ich blickte mich um und nickte. "Alles Gute", sagte er noch, bevor er wieder abhob. Ich murmelte noch, "Dir auch" Doch ich sah ihm nicht lange hinterher, sondern musste handeln. Wenn wirklich so vielen von Morganas Leuten im Wald unterwegs waren, musste ich mich sputen. Ich begann in die Richtung zu laufen, die mir der Drache gewiesen hatte und tatsächlich. Nicht 100 Meter weiter musste ich mich hinter einem Baum verstecken. Die kleine Gruppe von Männern schritt an mir  vorbei und als sie weit genug weg waren ging ich weiter, bis ich zu der Höhle kam, von der Merlin gesprochen haben musste.

Victoria Leinster of EnniskillenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt