Eine Wendung die ihr Leben beeinflussen würde?

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Hallo, ich bin Bella und vor etwa 6 Wochen geschah etwas, was mein Leben auf den Kopf stellte. Doch bevor ich davon erzähle, möchte ich mich erst einmal vorstellen. Ich bin Anna-Belle Winter, aber meine Freunde nennen mich Bella oder Belle. Auch meine Eltern nennen mich so, es sei denn ich habe etwas angestellt. Ich bin 16 Jahre alt und ursprünglich in Kolomenskoje, ein kleines Dorf in Russland, geboren. Als ich 3 Jahre alt war, zogen meine Eltern mit mir nach Berlin, hier wohne ich jetzt seit 13 Jahren. In derselben langweiligen Wohnung, mit demselben langweiligen Hinterhof und derselben uralten, quietschenden Wohnungstür. An Russland kann ich mich leider überhaupt nicht mehr erinnern, nur selten fahren wir wieder hin, um unsere Oma zu besuchen. Außer meiner Eltern, wohne ich mit meinem kleinen Bruder und meiner kleinen Schwester zusammen. Sophia, meine kleine Schwester, ist 13 Jahre alt. Ein sehr kritisches Alter müsst ihr wissen. Langsam fängt sie an sich für Jungs zu interessieren und fragt mich regelmäßig nach irgendwelchen Tipps, sie zickt ständig rum und generell ist sie einfach eine richtige Dramaqueen. Mein kleiner Bruder, Timi, ist 10 Jahre alt und damit das Nesthäkchen, ich denke alle mit kleinen Geschwistern, wissen was ich meine. Meine Eltern verhätscheln ihn den lieben, langen Tag und alles was Timi macht ist natürlich gerechtfertigt. Wie auch immer, kommen wir zurück zu mir. In meiner Freizeit spiele ich Fußball, treffe mich mit Freunden oder gehe auch sehr gerne mal auf die eine oder andere Party. Ansonsten gehe ich in die 11. Klasse eines Gymnasiums, habe dort Freunde seit Kindertagen und eigentlich ist mein Leben sehr unspektakulär, bis zu diesem Zeitpunkt vor 6 Wochen. Und wie es dazu kam, dass möchte ich jetzt erzählen. Alles fing damit an, dass ich eines abends, oder besser gesagt nachts, vor circa 6 Wochen etwas spät von einer Party nach Hause kam. Es war einfach so gute Stimmung, meine Freunde und ich hatten eine Menge Spaß und hatten natürlich auch ein wenig Alkohol getrunken. Vertieft in diese unglaubliche Feier vergaß ich die Zeit und als ich auf mein Handy sah entglitten mir alle Gesichtszüge. 5 verpasste Anrufe von Mama und es war mittlerweile 3 Uhr nachts, dabei sollte ich doch um 1 zu Hause sein! Mit meiner russischen Mutti ist wirklich nicht zu spaßen, deswegen nahm ich schnell meine Sachen und machte mich auf den Weg. Noch etwas angetrunken lief ich aufgeregt über die dunklen Straßen Berlins. Nein besser, ich rannte. Ich wusste, wenn ich jetzt gleich nach Hause kommen würde, erwartete mich eine wütende Mutter mit verschränkten Armen und 2 Wochen Hausarrest im Petto. Ich stand vor meiner uralten Haustür und kramte in Rekordzeit meinen Schlüssel aus der Tasche. Vorsichtig öffnete ich die dunkelbraune Holztür, denn das letzte was ich wollte war meine Geschwister zu wecken und noch mehr Ärger zu bekommen. Doch als die Tür offen stand, verzeichnete sich eine andere Situation als ich eigentlich erwartet hatte. Im Flur brannte kein Licht und es stand auch keine wütende Mama mit verschränkten Armen im Flur. Ich ergriff meine Chance und schlich leise durch den finsteren Flur bis zu meinem Zimmer. Ich setzte mich auf mein Bett, zog schnell meine Schuhe und meine Jacke aus und spülte meinen Mund mit einem ordentlichen Schluck Mundspülung aus. Nur für den Fall. Ich sprühte wahrscheinlich ein Kilo Parfum auf meine Sachen, damit ich nicht nach Zigaretten und Alkohol roch. Als die wichtigsten Dinge erledigt waren, setzte ich mich auf mein Bett und schrieb meiner Freundin schnell eine Nachricht. Ich legte mein Handy beiseite und schloss die Augen. Ich versank in meinen Gedanken an diesen Abend. Ich dachte an diesen unglaublich süßen, dunkelhaarigen Jungen mit den glänzenden Augen und wie wir uns fast geküsst hätten. Bis mich auf einmal ein lauter Schrei aus meinen Gedanken riss. Ich erschrak. Mit leisen Schritten ging ich in den Flur und plötzlich wurde mir bewusst wie komisch diese Situation war. Mein kleiner Bruder Timi schaute aus seiner Zimmertür hinaus. Ich ging zu ihm und brachte ihn schnell wieder ins Bett. Was auch immer gerade passiert war, mein kleiner Bruder sollte dies auf gar keinen Fall mitbekommen. Ich schlich weiter durch den Flur bis mir auffiel, dass die Tür zum Wohnzimmer einen Spalt offen stand, es brannte Licht. Es ertönte ein lautes Geräusch aus dem Wohnzimmer. Ich konnte es irgendwie nicht deuten. Es hätte ein heruntergefallener Spiegel gewesen sein können, oder ein zerbrochenes Glas. Einen Moment stoppte ich, kurz bevor ich vor der Tür stand. Ich dachte noch einmal nach und stellte mir die Frage, ob ich wirklich in dieses Zimmer gehen sollte. Etwas Angst machte mir diese Situation schon. Meine Knie wurden langsam weich. Ich meine, es hätte auch ein Einbrecher in unserer Wohnung sein können. Ich malte mir die schlimmsten Szenarien in meinem Kopf aus. Doch ich fasste all´ meinen Mut zusammen und klemmte mich hinter die Tür, gerade so, dass ich erahnen konnte, was in diesem Zimmer vor sich ging. Im ersten Moment konnte ich nicht viel Aufschlussreiches erkennen. Aber dann hörte ich eine zarte Stimme weinen. Ich lauschte dem Weinen genauer ohne jedoch wirklich schlau daraus zu werden. Tausend Fragezeichen schossen durch meinen Kopf. Das Weinen stoppte und einige Minuten fragwürdige und unerträgliche Stille machten sich in der ganzen Wohnung breit. Ich blieb an der Tür stehen und versuchte krampfhaft etwas zu erkennen ohne aufzufallen, das einzige was ich jedoch sah, war ein Schatten. Auf einmal brüllte ein Mann aus vollem Hals durch die ganze Wohnung: „Ausversehen? AUSVERSEHEN? Was soll das denn heißen?“. Der Schatten bewegte sich hastig hin und her bis ein lautes Schillern die Wohnung ausfüllte. Ich spürte wie sich meine Augen mit Tränen füllten, doch ich musste jetzt stark sein. Mit wackeligen Knien und rasenden Herzens riss ich die Wohnzimmer Tür auf. Was ich dort erblickte war schlimmer als jedes Szenario, das ich mir ausgemalt hatte. Schlimmer als jeder Albtraum. Ich sah wie meine Mutter neben der Couch lag, inzwischen von zerbrochenen Glasflaschen und Scherben. In diesem Moment war mein Kopf leer, ganz leer. Ich war so überfordert, dass ich einfach da stand. Von Angst erfüllt und wie zu Eis erstarrt stand ich dort. Augenblicklich wurde mir unglaublich übel und ich zitterte. Langsam bewegte ich meinen Kopf und meine Augen glitten über die Scherben hinweg durch das gesamte Zimmer. Mir wurde klar, dass mein Vater nicht da war. Ich rannte in das Nebenzimmer, dort saß er in der Ecke, halb weggetreten, weil er so besoffen gewesen sein muss. Ich fasste meine Gedanken zusammen und rannte wieder ins Wohnzimmer, ich setzte mich neben meine Mutter und streichelte ihre Stirn. Ich begann auf der Stelle zu heulen wie ein Schlosshund. Bevor ich überhaupt nachdenken konnte klingelte und klopfte es heftig an der Tür. Angsterfüllt rannte ich zur Tür und machte sie auf. Vor mir standen zwei Polizisten und zwei Sanitäter, welche mich sofort zur Situation befragten und mir erklärten, dass eine Nachbarin sie angerufen hatte, weil sie Schreie gehört hatte. Die Situation rauschte nur so an mir vorbei und ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Ich zeigte mit zitternden Händen auf die Wohnzimmertür, daraufhin gingen die Sanitäter schnell zu meiner Mutter um sie zu versorgen. Meine Geschwister kamen in diesem ganzen Trubel aus ihrem Zimmer und starrten mit erschrockenen Augen auf die Polizisten. Die Polizisten beruhigten uns Kinder und einer der Männer ging mit mir in mein Zimmer um mich zu befragen. Ich schilderte ihm die Situation, woraufhin er mich fragte, ob wir Verwandte in der Nähe hätten. Ich erklärte ihm, dass wir vor Jahren aus Russland hierher gezogen waren und deswegen keinerlei Verwandtschaft hier aufzufinden sei. Der Polizist sprach kurz mit seinem Kollegen, dann mit den Sanitätern. Er kam wieder auf mich zu und bat mich meine wichtigsten Sachen zu packen. Nach einigen Minuten stand ich mit einem gepackten Rucksack im Flur, immer noch total überfordert. Der andere Polizist ging gerade mit meinen Geschwistern aus der Tür, als sein Kollege mich bat ebenfalls mit ihm die Wohnung zu verlassen. Er erklärte mir, dass sie uns drei erst mal in einer Notfallunterkunft für Kinder und Jugendliche unterbringen würde. Als ich dort im Flur stand erblickte ich noch einmal kurz meine Mutter, wie die Sanitäter sie gerade anhoben um sie auf einer Liege in den Krankenwagen zu schieben. Ich warf ihr einen liebevollen Kuss zu und folgte dann dem Polizisten. Ich setzte mich in den Streifenwagen neben meine Geschwister und starrte aus dem Auto auf die dunkle Straße. Im Augenwinkel konnte ich noch erkennen, wie die Sanitäter meine Mutter in den Krankenwagen schoben, doch dann fuhren wir auch schon los.

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Mein Leben - ganz gewöhnlich. Oder doch nicht?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt