Ein letztes Mal musste Fred sich noch strecken, auf diesem wackeligen Stuhl. Er hasste es, die Lichterkette aufzuhängen, dass war traditionell immer Willis Job gewesen, er war ja schließlich der Größte von ihnen.
Aber der hatte ja heute abgesagt, mal wieder wegen Melanie. Genauso wie Steve und Torte. Steve wegen einer Theaterprobe und Torte? Nun das wusste Fred selbst nicht, vermutlich musste er Frieda Liebesbriefe schreiben. Es war hoffnungslos mit ihm.
Doch Fred hatte es trotzdem geschafft. Er hatte das Baumhaus alleine für ihr Fest dekoriert, sogar die letzte Lichterkette hing an ihrem vorgesehenen Platz. Das Baumhaus war definitiv bereit für das nächste legendäre Fest der Pygmäen. Schnell brachte er den Stuhl zurück an das andere Ende des Baumhauses, wo er seit Jahren nur für diesen Zweck aufbewahrt wurde.
'Irgendwann mussten wir das drecks Teil mal wegschmeißen und ne Leiter besorgen', dachte er sich noch.Es gab nurnoch eins zu tun, die letzte Test stand an. Er würde zeigen, ob Fred alles richtig gemacht hatte. Vorsichtig ließ er das Stromkabel des Mischpults über den Rand des Baumhauses hinunter, bis es den mit Laub in den buntesten Farben bedeckten Waldboden berührte. Anschließend kletterte er selbst die alte Leiter des Baumhauses runter und schloss das Kabel an ihren geheimen Stromgenerator an.
Die Pygmäen waren schon immer stolz auf ihre Idee gewesen, diesen alten Generator zu kaufen. Lange hatten Willi und Fred daran rum gewerkelt. Mit der Hilfe von Freds Großvater natürlich. Er würde keinen Sportwagen mehr betreiben können, aber für das Baumhaus reichte er allemal. So konnten sie mit den entsprechenden Verlängerungskabeln oben auf ihrem Sofa am Wochenende Fußball schauen, Musik hören oder im Sommer sogar einen kleinen Kühlschrank betreiben. Sie wurden auf jeden Fall darum beneidet, vor allem natürlich von den wilden Hühnern.
Zufrieden schaute Fred nach oben und betrachtete das festlich beleuchtete Baumhaus. Das hatte er wirklich gut gemacht. Die verschiedenfarbigen Lichterketten, die natürlich Melanie für sie ausgesucht hatte, setzten die Tanzfläche und alles drum herum super in Szene. Für einen Moment hätte er dabei sogar fast vergessen, dass ihn die anderen dabei völlig im Stich gelassen hatten. Er war nicht sauer. Die Party konnte auf jeden Fall kommen.
Fred wurde schließlich von zwei näher kommenden Stimmen aus seinem Trance-Zustand zurück in die Realität geholt. Es waren eindeutig Willi und Melanie. Sie fuhren wie immer nur auf einem Fahrrad, wie Fred schwer erkennen konnte. Willi hatte ihm mal gesteckt, dass er ihr das immer anbieten würde, damit sie sich auf dem Fahrrad von hinten an ihm festhielt. Er genoss ihre Nähe. Aber all die Mühe nur für eine Umarmung von ihr? Es war manchmal schon beängstigend, wie sehr er sie vergötterte.
Doch kurz vor der Stolperfalle hielten die beiden an. Gut hörbar beförderte er sein Fahrrad ins Gebüsch neben den Waldweg, der dumpfe Aufschlag war bis zu Fred zu hören. Langsam konnte er auch verstehen was die zwei von sich gaben.
"Nein ich verarsche dich nicht. Er hat ihr wirklich 50 rote Rosen nach Hause geschickt. Per Kurier. Zusammen mit einer Liebeserklärung. Frieda war nur leider nicht zuhause, ihre Mutter dafür schon. Das Theater mit ihren Eltern will ich mir garnicht erst vorstellen. Dabei sind die eh schon so streng. Es würde mich nicht wundern, wenn sie ihn heute Abend umbringt.", es war klar Melanies Stimme. Tortes Aktion mit den Rosen war wohl wie erwartet schief gegangen. Er konnte einem ja schon leid tun, dass immernoch so unglücklich verliebt war. Obwohl Frieda ihm mehr als einmal klargemacht hatte, dass sie nichts mehr von ihm will.
"Tja, das haben wir ihm gesagt, aber er will ja nicht auf uns hören. Vielleicht wäre der Tod für ihn ja eine Erlösung, so verknallt wie er ist.", gab Willi zurück, man merkte ihm an, dass er manchmal so seine Probleme hatte mit Melanies dauernder Lästerei. Es war einfach nicht sein Ding.
"Das kann sein,", gab Melanie nur kichernd zurück, "aber apropos verknallt, solange wir noch alleine sind, glaubst du Fred traut sich heute endlich mal Sprotte zu küssen?"
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Die wilden Hühner und die große Erkenntnis
FanfictionDie Herbstferien stehen vor der Tür, für Fred eigentlich Grund genug gut drauf zu sein. Doch dass die wilden Hühner die Ferien auf einem Reiterhof verbringen dient den Pygmäen die Vorfreude auf die schulfreie Zeit. Deshalb schmeißen sie kurz davor z...