Kapitel 2

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Es war ein typischer Morgen. Ein typischer Samstagmorgen, um genau zu sein. Es war 03:00 Uhr als ich das erste Mal auf mein Handy schaute, 07:00 Uhr beim zweiten Mal. 4 Stunden war ich wachgelegen. Ich konnte nicht mehr schlafen, zu groß war die Angst vor meinem nächsten Termin. Jeden Samstag um 09:00 hatte ich diesen Termin und mit jedem Mal stieg meine Angst, sie könnten mich wegschicken, weg von daheim, von meinem Freunden. So auch diesmal.
Ich stand auf und zog mich langsam an, dann ging ich runter zum Frühstück. Meine Mutter war wie gewöhnlich schon wach. Sie stand in der Küche und schenkte mir nur einen kurzen Blick, als ich diese betrat. Sie hatte genauso große Angst wie ich. Wir mochten uns nicht wirklich. Aber man hatte sich ja doch aneinander gewöhnt. Sie war übrigens nicht meine richtige Mutter. Meine leibliche Mutter Louise starb kurz vor meinem sechsten Geburtstag an einem Autounfall. Mein Vater heiratete 2 Jahre später Marion, meine Stiefmutter. Mein Vater? Ich hasse den Gedanken an ihn. Wegen Alkoholproblem, Diebstahl und Körperverletzung sitzt er seit 2 1/2 Jahren im Gefängnis. Er hatte damals auch mich und Marion geschlagen. Er kam nicht über Louise hinweg und ertränkte seinen Kummer in Alkohol.

Nach einem kläglichen Frühstück, stiegen meine Mutter und ich ins Auto. 08:00 Uhr. 1 Stunde Autofahrt lag nun vor uns. Eine Stunde voller Schweigen. Unangenehmes Schweigen. Ich hasste es. Also steckte ich mir meine Kopfhörer ins Ohr und hörte so laut Musik wie es nur ging.
Nach zig verschieden Liedern kamen wir zu dem grauen Blockhaus, in welchem sich die Psychiatrie Praxis befand. Mit wackelnden Beinen und blassem Gesicht drückte ich die Klingel. *bzzzt* Ich öffnete die Tür, sagte der Assistentin meinen Namen und setzte mich ins Wartezimmer. Meine Mutter blieb im Wagen. Sie konnte diesen Ort einfach nicht ertragen. Ich auch nicht, aber ich hatte keine große Wahl.
Nach 10 Minuten warten wurde mein Name aufgerufen. Ich stand auf und setzte mich langsam in Bewegung. Am liebsten wär ich einfach weggelaufen. Aber jedes verdammte Mal, gewann die Neugierde, zu wissen wie es nun weitergehen soll.

Als ich das Behandlungszimmer betrat, saß Dr. Banékowitch, mein mich behandelnder Arzt, schon an seinem Schreibtisch. Mit einer Handbewegung wies er mich hin Platz zu nehmen.
Ich zitterte und mir war unendlich schlecht. Er schwieg, starrte auf seinen Computer, und dieses Schweigen machte mich Wahnsinnig.
Endlich, nach einer halben Ewigkeit, drehte er seinen Kopf zu mir und begann zu sprechen.

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