Wie ich mich (nicht) verliebte

Kapitel 1

Sie beäugte das grosse Schulgebäude. Das Grau der Wände schien den öden und eintönigen Schulalltag mit einer unausweichlichen Endlichkeit anzukündigen. Seufzend schulterte sie die schwere Tasche, dass Gewicht der Bücher zog sie unangenehm hinunter. Dies war nun wohl der Ort an dem sie weiteres Wissen vermittelt bekommen würde.

Die drückende Stille liegt auf den Gängen wie eine dicke Staubschicht. Trocken und regungslos. Ein Poltern zerreisst die Stille. Laute Ausrüfe die man nicht verstehen kann und dann ein erneutes Poltern. Ihre Füsse tragen sie wie von alleine zu dem Geräusch hin. Einmal rechts, den langen Flur entlang und dann links um die Eck-; kurz vor der Ecke bleibt sie stehen und presst ihren Rücken gegen die Wand. Was denkt sie sich dabei? Sie weiss nicht einmal wie viele Leute da sind. Ob es Jungen oder Mädchen sind. Gegen Jungs hätte sie eher weniger Chancen falls es zu einem Kampf kommen sollte.

«Eww guck dir das mal an! Man sieht ja voll ihr Höschen!» Ein Umblättern ist zu hören. «Die machen da voll Dinge tun!» der Junge hatte ein dümmliche Stimme und kichert nun unhaltsam.

«Jetzt gib das her.» ebenfalls ein Junge. Mit einem scharfen Zischen erteilt er den Befehl. Die Übergabe des Buches oder der Blätter wird von einem Rascheln begleitet. «Du bist so ein Freak. Einfach ein Porno-Anime in die Schule mitbringen. Ha!»

Vorsichtig lugt sie um die Ecke. Ihr Herz rast in ihrer Brust. Drei Jungs waren da versammelt. Zwei standen und einer sass zusammengekauert auf dem Boden. Der Junge der hochblicken muss, hatte ein blutende Lippe und hat seinen Rucksack an seine Brust gepresst. Ein paar Bücher und lose Blätter hängen traurig daraus hervor, der Rest liegt verstreut auf dem Boden als ob der Inhalt gewaltsam herausgeschüttelt worden wäre. Bei den zwei anderen Jungs kann sie keine Gesichtsmerkmale ausmachen, da sie mit dem Rücken zu ihr standen.

Bevor sie sich mehr Gedanken um dieses Problem machen kann dreht sich einer der stehenden Jungs um und wendet sich zum Gehen. Das hämische Grinsen auf seinem Gesicht zerfliesst sobald sein Blick auf sie fällt. Sie fasst ihren Mut zusammen.

«Hört auf ihn zu ärgern! Sonst gehe ich es dem Lehrer erzählen!.» so selbstbewusst wie möglich hob sie nun ihr Kinn und funkelt den Jungen böse an, darauf bedacht so viel Blickkontakt wie möglich zu halten. Es fühlte sich zuerst gut an Initiative zu ergreifen. Durch den Überraschungsmoment war sie für einen kurzen Moment überlegen und wappnet sich nun gegen Drohungen oder Schläge, den die Überhand verfliegt schon wieder.

Der andere Junge welcher sich in der Zwischenzeit ebenfalls umgedreht hatte glotzt ihr bloss dümmlich entgegen. Eine knisternde Stille breitet sich zwischen ihnen aus. Das Blut rauscht in ihren Ohren und ihre Hände ballen sich zu Fäusten. Sie ist viel kleiner als die beiden, welche nur so von Muskelmasse überquollen. Wenn sie schnell reagiert kann sie vielleicht einem der beiden zwischen die Beine treten. Und dann zuckt er mit den Schultern und schlurft träge an ihr vorbei, der andere folgend.

Mittlerweile hat der Junge der auf dem Boden sass seine Sachen unordentlich in seinen Rucksack zurück gestopft. Von den vermeidlichen Höschen keine Spur in den Unterlagen. Er rappelt sich auf und fährt mit dem Daumen über die blutende Stelle.

«I-ist alles okay bei dir? Du blutest.» Sie schaut ihn besorgt an. Ihr Herz klopft immernoch vom Adrenalin das ausgeschüttet wurde und ihre Wangen hatten sich rot verfärbt. Er erwidert ihren Blick, seine bernsteinfarbenen Augen treffen ihre himmelblauen. Das Licht fällt in Strahlen durch das Fenster hinter ihm und zeichnet einen kleinen Lichtkranz um seine zerzausten Haare. Kleine Staubpartikel funkeln tanzend in der Luft.

Die Glocke ertönt. Es ist 12 Uhr und der brausende Tumult von hungrigen Schülern erhob sich langsam von den Klassenzimmern um sie herum.

«Joa, ich bin in Ordnung. Die machen das öfters, das ist so ein Ding zwischen uns. Also man sieht sich vielleicht.» Er wirft sich seinen Rucksack über die Schulter und stakst mit grossen Schritten davon inmitten der Schar der Schüler die sich nun auf den Gang ergossen.