10: Keine von ihnen

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Mein Gehirn benötigte Zeit, bis es die Worte aufschnappte, zu sinnvollen Sätzen zusammenfügen und die Situation begreifen konnte. Saß ich tatsächlich mit einem Haufen Werwölfe an einem langen Tisch?

„Utopia hat keinen Hauptsitz mehr und trotz Joshuas Informationen, konnten wir keine weiteren Standorte finden", warf Kathleen in eine Diskussion ein, der ich nicht mehr folgen konnte. „Die Jäger und Wissenschaftler arbeiten allein."

„Mona sagte aber, es wären mehrere Männer mit Schusswaffen gewesen, die Gareth und sie angegriffen haben", wandte Damian ein.

„Wir können keinen Suchtrupp losschicken." Das Knurren des großen, blonden Mannes, den sie Ryan nannten, ließ den Tisch vibrieren. „Wohin? In die Stadt? Und dann was?"

„Wenn diese Jäger allein unterwegs waren, hat Gareth vielleicht eine Chance." Kathleen beugte sich über den Tisch und nahm Ryans Hand in ihre. Ich rutschte auf meinem Stuhl zurück. „Die Stadt ist kein guter Ort für uns und sicher nicht für einen Suchtrupp aus Wölfen, aber sie werden ihn irgendwohin gebracht haben. Die Stadt ist unser einziger Anhaltspunkt, aber es ist unmöglich, die Jäger einzeln herauszulocken. Schon gar nicht, wenn sie ihre Beute gefunden haben."

„Tse." Der Blonde richtete sich auf und warf den Hocker, auf dem er gesessen hatte, um. Damian ging ihm nach, schreckte jedoch hastig zurück, als eine Faust auf ihn zuschoss. „Die können ihn nicht einfach irgendwo festhalten. Er wird sich ja kaum an einer Leine herumführen lassen."

„Sicher nicht", stimmte ich zu, zog den Kopf ein und schluckte den plötzlichen Mut herunter. „Ich meine ... Sie haben ihn angeschossen und ähm ... Deshalb konnten sie ihn doch überhaupt erst mitnehmen, oder?"

„Sie ist nutzlos!"

„Ryan, beruhige dich", mahnte Kathleen und rieb sich die Augen. Ihr Blick wanderte von ihm zu mir und sie schenkte mir ein schwaches Lächeln. "Kannst du uns den Ort zeigen, an dem Utopias Leute euch überfallen haben?"

„Kathleen, das kann nicht dein Ernst sein!"

„Ryan!" Bei ihrer Stimme erstarrte er, grummelte und verzog sich in die hinterste Ecke des Esszimmers. Dann sah die junge Frau mich müde an. „Wir sind Gareth und seinem Rudel etwas schuldig. Sie werden ihn ohnehin suchen und wenn wir nicht helfen, wird Arthur das sicher nicht gefallen."

„Dämlicher König", tönte es aus der Ecke und ich hatte den Faden verloren. „Er ist nicht mal hier, also mach dir keine Sorgen um ihn."

„Vielleicht hatte Gareth auch geplant, dass sie ihn gefangen nehmen?" Alle Augen richteten sich auf Damian, der sich neben mir niederließ und die Hände auf den Tisch legte. „Ist es nicht seltsam, dass er sie ihn so einfach mitnehmen konnten? Er hätte sich eher in einen Werwolf verwandelt, als sich von Utopia mitnehmen zu lassen und hat er nicht die letzten Monate darauf gehofft, ein paar Jäger hervorzulocken?"

Keiner reagierte und ich stellte mir vor, wie ihre Köpfe rauchten und wie meiner bei all den unbegreiflichen Informationen zerplatzte.

„Vielleicht", bestätigte ihn Kathleen und nahm mich beiseite. „Mona, wir werden uns etwas einfallen lassen, um Gareth zu helfen. Für heute bleibst du hier, in Ordnung?"

„Ja. Kann ich denn irgendwie helfen?"

„Du hast schon geholfen." Sie winkte den Jungen heran, der mich zuvor mit den anderen Kindern gemustert hatte. „Josh, nimmt Mona mit ins Gästezimmer. Sie ist eine Freundin."

„Okay!"

Er schnappte sich meine Hand und brachte mich auf eines der hintersten Zimmer im Erdgeschoss. Zuerst befürchtete ich, dass sie mich jetzt wegsperren und mich aus dem Weg räumen würden, weil ich zu viel wusste, aber diese Vorstellung entsprang nur meiner Furcht.

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