Ich war noch nie ein großartiger Anhänger der Mitleidstour. Denkt bitte nicht schlecht von mir wenn ihr das hier lest, aber mein Leben war bisher nicht gerade wie im Märchen. Schon als kleines Kind bekam ich mit, wie mein Vater an seiner psychischen Krankheit zu Grunde ging. Er war und ist bis heute ruhelos und unberechenbar. Ich erinnere mich noch heute daran, wie er eines Nachts zu mir kam, ich war gerade sieben Jahre alt. Er erzählte von geschäftlichen Problemen und ich bekam große Angst. Am nächsten Morgen fand meine Mutter mich vor unserem Haus im Schlafanzug, meine Spielzeuge sorgfältig auf einem Tisch ausgebreitet. Sie fragte mich: ,,Gott Kind, was tust du da?" Ich weinte und sagte: ,,Ich verdiene Geld, weil ich nicht auf der Straße wohnen mag." Sie nahm mich auf den Arm und brachte mich und mein Spielzeug wieder in das Haus. Sie versicherte mir, das wir keinerlei finanzielle Schwierigkeiten hatten. Daraufhin klingelte es an der Tür und was kam an? Die neue Rolex meines Vaters, die er eine Woche zuvor bestellt hatte. Das war der Anfang vom Ende das ich meinen Vater als Vater gesehen hatte. Er war mehr wie ein Kind, um das man sich kümmern musste. Mein Bruder Tobias litt auch sehr darunter. Bei jedem Handballspiel kam meine Mutter morgens in mein Zimmer und bat mich mitzukommen, da mein Vater wieder mal am Wochenende nicht nach Hause gekommen war. Ich ging widerwillig mit, doch heute weiß ich, ich sollte nur meinen Vater ersetzen. Ich war nie ein Kind. Ich war immer nur eine Schachfigur, die man nach belieben herumschieben konnte. Doch in meiner perfekten Familie konnte ich dennoch keinen Ehrenplatz einnehmen, denn der Rest der Familie ignorierte unsere Situation. Sie sahen es, doch sahen weg. Mein Vater ist ein Mensch, der anscheinend nichts besseres zu tun hatte als mein Leben, Tobias Leben und das meiner Mutter zu zerstören.
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Meine größte Schande
Teen FictionIch wollte immer ein Mädchen sein, über das man sagte, es sei eine vertrauensvolle und fehlerfreie Persönlichkeit. Doch andererseits gab es nichts was ich lieber wollte als frei und spontan zu sein. Ich weiß wie sich das anhört, doch wenn ihr die Ge...