KAPITEL 3

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KAPITEL 3

Remus

Wie bestellt und nicht abgeholt stehe ich im Badezimmer, aus welchem der Schwarzhaarige nur wenige Sekunden vorher und mit einem bloßen Handtuch bedeckt abgehauen ist und starre mein Spiegelbild mir gegenüber an.

Augenblicklich strömt mir die Schamesröte ins Gesicht. Mir wird ganz heiß und es ist mir furchtbar peinlich, dass ich von Sirius zurück gewiesen worden bin. Innerlich klatsche ich mir eine.

Was denke ich mir auch dabei? Ich muss bestimmt schon total notgeil rüber kommen, wenn ich ihn immer frage, ob ich ihm behilflich sein soll. Denn wenn ich so genauer darüber nachdenke, von sich aus hat Sirius mich schon seit längerer Zeit nicht mehr gefragt. Weder morgens noch abends oder einfach mal so zwischendrin.

Was ist, wenn er mich komisch findet? Oder wenn er es komisch findet, dass ich ihn immer danach frage? Wenn er denkt, dass ich schwul bin? Bin ich überhaupt schwul?

Zerknirscht kaue ich auf meiner Unterlippe herum, ehe ich mich auch schon ausziehe und ohne einen weiteren Blick in den Spiegel unter die Dusche springe.

Keine fünf Minuten später trete ich aus dem Bad. Mein Blick schweift direkt zu Sirius Bett. Seine Vorhänge sind nicht zugezogen. Die von der Dusche immer noch feuchten Locken des Schwarzhaarigen liegen auf dem Kissen verteilt. Seine Augen sind geschlossen und sein Atem geht regelmäßig.

Trotzdem weiß ich, dass er nicht schläft. Er ist seit über sechs Jahren mein bester Freund und seitdem teilen wir uns einen Schlafsaal, natürlich fällt mir da auf, wann er wirklich am Schlafen ist und wann er nur so tut als ob.

Ich seufze einmal und betrachte weiterhin den angeblich schlafenden Körper. Ach Sirius, wieso lügst du mich bloß an? Was habe ich nur falsch gemacht, dass du mir seit einigen Wochen aus dem Weg gehst? Denkst du etwa, mir fällt das nicht auf?

Die Tür des Schlafsaals öffnet sich mit einem leisen Knarren und James und Peter betreten herumalbernd den sechseckigen Raum. Peter geht auch direkt ins Bad; hoffentlich benutzt diese kleine Ratte nicht schon wieder mein Shampoo und James, dieses unverbesserliche Arschloch, bedient sich einfach ohne zu fragen an meinem Schokoladenvorrat. Verräter.

Mit offen stehendem Mund verfolge ich seine Bewegungen. „Sorry, Remilein, aber die werden wir beiden Hübschen gleich noch brauchen. Kommst du noch mit raus?", fragt er dann wie beiläufig und schnappt sich seine Schachtel Zigaretten aus der obersten Schublade seines Nachtschrankes, die er aus Muggel-London in den Weihnachtsferien mitgeschmuggelt hat.

Mit fragendem Blick hält er mir die Tür auf, während ich mir noch kurz eine leichte Jacke überwerfe und dann auch schon gemeinsam mit James aus dem Schlafsaal husche.

Vielleicht ist es ja eine gute Idee, um mit James mal über Sirius zu reden und eventuell weiß er ja mehr darüber, warum dieser in letzter Zeit so merkwürdig ist.

Der Regen hat aufgehört, das Gras der Ländereien ist trotzdem noch furchtbar nass und alle paar Meter befinden sich tiefe Pfützen, die wir gekonnt umgehen. In Erinnerungen an mein und Sirius vorheriges „Date", so wie der Schwarzhaarige es genannt hat, muss ich kurz lächeln. Mit ihm durch den strömenden Regen zu laufen, gehört definitiv zu einer meiner Lieblingserinnerungen und sollte ich jemals Kinder haben, werde ich ihnen auf jeden Fall davon erzählen!

James lässt sich auf einem kleinen Mauervorsprung nieder. Von hier aus kann man gut über den verbotenen Wald und auf den Schwarzen See schauen. Das Wasser vermischt sich mit dem Ende des Horizonts und die ersten orangenen Streifen sind am Himmel zu erkennen.

Und während wir da so sitzen und James sich eine Zigarette anzündet und ich die Schokoladentafel öffne, schauen wir uns den Sonnenuntergang an und ich erzähle James von Sirius. Von unserer Abmachung und davon, wie sich das alles vor gut ein paar Wochen plötzlich eingestellt hat und James sitzt nur da, nickt hin und wieder und pustet den Rauch in die Luft aus, während er mir stumm zuhört.

„Ich weiß nicht, was ich machen soll, Krone. Ich hab das Gefühl, er wendet sich immer mehr von mir ab und ich kann nichts dagegen tun. Es ist zwar trotzdem noch... normal, irgendwie, aber ich habe das Gefühl, wir können einfach nicht mehr über alles reden und es ist einfach so eine dicke, unsichtbare Kluft zwischen uns. Und die sorgt dafür, dass ich plötzlich das Gefühl habe, dass ich etwas Falsches sagen könnte und dass ich ganz genau drüber nachdenke, was ich überhaupt sage. Das war vorher doch auch nie so. Meine Hände haben auch letztens so geschwitzt und mir war plötzlich ganz warm, als ich bemerkt habe, wie er mich anschaut." Hilflos sehe ich zu James, der noch einmal einen tiefen Zug nimmt und mich danach wissend lächelnd ansieht.

„Ganz klarer Fall, Moons, du stehst auf ihn."

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written by nyctophilina

more than just friends - wolfstarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt