KAPITEL 5

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KAPITEL 5

Remus

Den ganzen Tag lang sitze ich in der Bibliothek und schreibe, unter anderem, den Aufsatz für Zauberkunst fertig. Zumindest nutze ich dies als Ausrede, um mich vor Sirius und den anderen verstecken zu können, denn so gerne ich meine drei Freunde auch habe, gerade brauche ich einfach Zeit für mich, um meine Gefühle wieder richtig einstufen zu können.

Wieso bei Merlins Namen hat er das getan? Ist ihm nicht bewusst, dass er mich dadurch nur noch mehr verwirrt? Wochenlang kommt nichts, er blockt jeden Versuch, jede Annäherung gekonnt ab und jetzt auf einmal das…

Aber ich hätte ja auch nicht nein sagen können, selbst wenn ich es gewollt hätte. Und eigentlich hätte ich es wirklich gerne getan, einfach, damit er spürt, wie es ist, andauernd abgewiesen zu werden und um ihn eins auszuwischen. Aber ich habe seine Berührungen einfach zu sehr vermisst. Nicht nur seine Berührungen und wie er mich binnen Sekunden mit seinen geschickten Fingern bis an meine Grenzen treibt. Seine Nähe, seine vor Lust glänzenden Augen, sein lahmes Grinsen, die doofen Bemerkungen, all das fehlt mir und es fehlt mir so sehr, dass ich mich mittlerweile ernsthaft frage, ob James Recht haben könnte.

Aber ich stehe doch nicht wirklich auf Sirius, oder? Es ist doch bloß so, dass die Wochen ohne seine Befriedigung mir nicht ganz so gut getan haben. Gibt es nicht auch Studien, die beweisen, dass Menschen, die sexuell aktiver sind, insgesamt ein glücklicheres Leben führen? Genau, daran wird es garantiert liegen! Ich habe mich einfach nur so sehr an Sirius und seine Berührungen an meinem kleinen Zauberstab gewöhnt, dass es jetzt komisch für mich ist, ohne auszukommen.

Nun gut und jetzt wieder zu meinem eigentlichen Problem und dem Grund, weshalb ich seit Stunden über den dicken Wälzern in den hintersten Nischen der Bibliothek hocke und mich dort mit der Hoffnung verschanze, dass mich hier niemand findet, ohne auch nur eine einzige Seite gelesen zu haben.

Warum hat Sirius das so plötzlich und vor allem von sich aus getan, obwohl er es die ganzen vorherigen Wochen verweigert hat, wie ich das Fliegen auf einem Besen?
Dafür könnte es natürlich mehrere Gründe geben.

Zum einen, er könnte begriffen haben, dass sein Verhalten kindisch ist.
Eigentlich unmöglich, denn Sirius ist ziemlich stur und uneinsichtig, wenn es um seine Schwachstellen geht und darum, dass er was falsch gemacht hat.

Zum anderen, hatte er die ganze Zeit über einfach nur keine Lust gehabt, jetzt auf einmal aber wieder. Um ehrlich zu sein, kann ich diesen Punkt auch direkt wieder von meiner Liste streichen, denn wäre es so gewesen, dann hätte er wohl eher mich um eine kurze Behilflichkeit gebeten, anstatt mir einen Gefallen tun zu wollen.

Und der letzte Punkt ist, er ist eifersüchtig, weil ich gestern mit James weggewesen bin. Sirius hat sich nämlich nur schlafend gestellt und dann hat er mitbekommen, dass Krone und ich noch kurz raus gehen und das passt ihm nicht, weil er eine kleine Diva ist.
Aber wieso sollte er eifersüchtig sein, er weiß doch, dass ich nicht vorhabe, ihm James wegzunehmen?

Meine einzige Möglichkeit die Wahrheit zu erfahren ist, Sirius darauf anzusprechen. Alleine bei dem Gedanken daran fährt ein kalter Schauer über meinen Rücken und ich schüttle mich kurz.

Aber das ist der einzige Weg und ich bin ein verdammter Gryffindor und kein elender Feigling! Ich schaffe es, mich einmal im Monat in ein grässliches Ungeziefer zu verwandeln, da werde ich es wohl auch hinbekommen, ein Gespräch mit der größten Dramaqueen, die Hogwarts je gesehen hat, zu führen.

Gesagt, getan. Schnell packe ich meine Sachen zusammen und husche durch die fast leeren Korridore Hogwarts. Da Wochenende ist, befinden sich nur noch die wenigsten Schüler auf den Gängen, die meisten lassen den Abend gemütlich in ihrem Gemeinschaftsraum ausklingen oder bereiten sich schonmal auf den morgigen Schultag vor.

Im Gemeinschaftsraum treffe ich nur James und Lily an, im Schlafsaal ist er auch nicht, dort ist bloß Peter. Allerdings hat Wurmschwanz ihn vor zehn Minuten auf der Karte gesehen und meint, Sirius wäre beim Astronomieturm gewesen, weshalb ich ohne zu zögern und mit der bloßen Hoffnung, Sirius immer noch dort anzutreffen, zum Turm sprinte.

Keine fünf Minuten später stehe ich auch schon atemlos auf der freien Plattform und betrachte Sirius, der an das Geländer gelehnt auf die Ländereien herab schaut.

„Paddy. Ich bin froh, dass du hier bist“, murmle ich keuchend und geselle mich neben ihn, während ich mich immer noch darum bemühe, meine Atmung von dem vielen Rennen unter Kontrolle zu bekommen.

„Die einzige Zeit, in der ich dich Keuchen hören will, ist, wenn du unter mir liegst“, grinst Sirius schief, weshalb ich ihm einmal gegen den Arm boxe und danach einfach mit ihm gemeinsam auf den Horizont starre und ich bete innerlich, dass er meine glühenden Wangen nicht bemerkt.

„Wer sagt, dass ich unter dir liege?“, flüstere ich nur und senke beschämt meinen Kopf. „Außerdem, findest du nicht, dass das ziemlich… schwul ist, dafür, dass-“ Sirius sieht mich fragend an. „Vergiss es“, breche ich bloß ab. „Ich wollte eh noch über etwas mit dir reden“, sage ich dann ernst und gleich darauf sieht Sirius weg und spielt nervös mit seinen Fingern.

„Du gehst mir aus dem Weg. Und du bist eifersüchtig.“ Keine Ahnung, ob das stimmt, aber ich hoffe einfach mal, dass ich damit zumindest nicht ganz falsch liege.

Ich sehe, wie Sirius einmal schwer schluckt und dann weiter mit seinen Fingern herum spielt, während er darauf achtet, möglichst keinen Augenkontakt mit mir zu halten.

„Kannst du mir sagen, woran das liegt? Wenn es wegen James ist, dann-“

„…?“ Stille.

„Ich verstehe vollkommen, wenn du nicht willst, dass James und ich so viel Zeit miteinander verbringen, weil-“

„Remus“, unterbricht er mich. „Es tut mir leid. ich weiß, es ist egoistisch von mir, dich für mich beanspruchen zu wollen, aber du musst verstehen-“

Irritiert blicke ich ihn an. „Was redest du denn da? Ich dachte, du denkst, ich würde dir James wegnehmen.“

„Oh.“ Und dann auf einmal macht es „Klick“ in meinem Kopf und ich kapiere es. Warum Sirius so abwesend war, die letzten Wochen, warum er dann heute wieder ankam und was sein ganzes komisches Verhalten auf sich hat.

„Kann es sein, dass du mir etwas sagen willst, Paddy?“, flüstere ich vorsichtig und sehe Sirius fragend an.

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written by nyctophilina

more than just friends - wolfstarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt