Chapter 1

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Seit Monaten schon hatte ich nicht mehr das Gefühl glücklich zu sein; vollkommen zu sein.
Das neue Semester stand vor der Tür, meine Wohnung würde sich auch nicht von selbst einrichten und zu all dem versuchte ich noch vergebens meine Trennung mit Cole zu verarbeiten.
Seit der 8.Klasse waren wir ein Paar gewesen, hatten aber millionen Pläne für die Zukunft gehabt, aber wie es schien, war das Glück einfach nicht mehr auf unserer Seite.
Wann genau uns dieses Glück verlassen hat, weiß ich leider nicht aber nun war es einfach so. Wir liebten uns aber es hatte irgendwie nicht mehr gepasst. Auch wenn ich gehofft hatte, es nie sagen zu müssen, aber vermutlich waren wir nur für die Jugend gemacht. Das ganze ,,erwachsen sein'' hatte uns so überrumpelt und überfordert, dass wir uns verloren haben.

Ich saß betrübt auf meinem provisorischen Bett, das aus einer Matratze, die auf dem Boden lag, bestand. Genervt schloss ich die Augen, lehnte meinen Kopf an die Zimmerwand und stieß einen Seufzer aus. Um die 15 Umzugskartons standen vor mir und warteten darauf ausgepackt zu werden; doch ich war nicht bereit.
Ich war nicht bereit die Kartons auszupacken; das hier alles, als meine neue Wohnung anzusehen, als den Ort an dem ich von nun an leben sollte...alleine.
Mein Leben sollte sich um 180° wenden und ich war definitiv nicht bereit dafür.
Ich hatte nie alleine gelebt, mit 18 gleich aus- und zu Cole gezogen. 21 Jahre hatte ich nicht einen einzigen Tag alleine gelebt und jetzt saß ich hier; mutterseelen alleine...
Mein Blick schweifte durch den Raum...eine kahle, weiße Wohnung. Das Leben klopfte an die Tür, die Realität wartete nur darauf, mich ins kalte Wasser zu werfen. Ich musste, sollte mich aufraffen, anfangen, mit irgendetwas, aber ich konnte nicht.
Ich drehte mich in meiner Decke auf die Seite und schaute aus dem Fenster, dem Regen nach, wie er an meine Fensterscheibe prasselte. Ein weiteres mal seufzte ich und schloss die Augen... ,,Ich war noch nicht bereit.''

,,Eve'', es klopfte an meiner Wohnungstür. Verwirrt machte ich die Augen auf und rollte mich in meinem Bett. Ich schaute mich um. Überall um mich rum diese Umzugskartons, immer noch, war keiner von ihnen ausgepackt. Genervt verdrehte ich die Augen und zog mir die Decke über den Kopf.
,,Man Eve jetzt mach doch mal die Tür auf!''.
Hektisch riss ich die Augen auf und warf die Decke von mir runter. 14:00. Verdammt... das hatte ich ja ganz vergessen. Ich zog mir schnell einen Bademantel über meinen kläglichen Versuch eines Pyjamas und trottete zur Tür. ,,Scheiße wie siehst du denn aus?!'' ,,Danke Hailey, es ist auch schön dich zu sehen...'' Bemitleidend schaute mich meine beste Freundin vom Hausflur aus an, bis sie mich zur Seite stieß um mit der voll bepackten Brötchentüte in meine Küche zu stürmen, welche bis dato, bloß aus einem alten Holztisch und einem Teekocher bestand.

,,Abgesehen von deinem traurigen Outfit, den riesigen Augenringen, dem, was auch immer das da auf deinem Kopf sein soll, und dem Fakt, dass du unsere Verabredung offensichtlich vergessen hast...gibt es vielleicht noch etwas, dass du mir hier präsentieren oder sagen möchtest um meine Hoffnung darauf, dass in dir nur ein kleines bisschen Leben steckt zu steigern oder wenigstens von non-existent auf existent zu wechseln?'' ,,Sorry...ich hatte gestern echt super viel zu tun und bin abends nur noch in mein Bett gefallen. Ich hab unser Treffen echt verpeilt...tut mir leid.'' ,,Mmm..ich seh schon..super viel zu tun. Und warum ist dann noch keiner dieser Umzugskartons ausgepackt und du hast, stattdessen, Schokolade im Gesicht?!'' ,,Ja okay...ich gebe zu, gestern habe ich mir mal einen Tag Ruhe gegönnt...zusammen mit einer Tafel Schokolade, wenn du es genau wissen willst. Ich brauchte das halt mal.'' ,,Man Eve, was heißt denn hier -mal-...Ich schaue dir jetzt bestimmt schon 3 Monate dabei zu, wie du so vor dich hin vegetierst und-     Sag mal, dass ist jetzt nicht dein ernst oder?!'' Hailey starrte fassungslos auf meine Beine, während ich den Bademantel auszog um mir was Vernünftiges anzuziehen. ,,Was ist denn? Hab ich da was?'' Verwirrt schaute ich an mir runter. ,,Du trägst nicht allen ernstes immer noch seine Boxershorts zum schlafen?!'' ,,Die sind halt so bequem und-'' ,,Was und? Ich kann mir dieses Dilemma hier echt nicht mehr ansehen. Cole und du...das ist vorbei. Liebes ich weiß, dass das alles hart für dich ist- aber schau dich doch mal um. Deine eigenen vier Wände. Zum ersten mal gehört dir etwas alleine, dir ganz allein. Ist das nicht total abgefahren?'' Meine beste Freundin schaute mich mit blitzenden Augen an und strahlte vom einen Ohr zum anderen. Sie griff in die Brötchentüte und schmiss mir eines entgegen. ,,Du isst jetzt was, dann gehst du duschen und daaaann-'' ,,Und dann..?'' fragte ich sie mit zerzauster Frisur und Brötchen im Mund. ,,Ganz einfach. Du, Ich, Club.'' ,,Och nee Hailey...Ich bin wirklich nicht in der Stimmung um zu feiern.'' ,,Schätzchen, das war keine Frage. Heute wird sich schick gemacht und ordentlich abgeschossen!''. Begeistert lächelte sie mich an.
Zwei Brötchen, eine Dusche, eine Shoppingtour und ein Haufen Schminke und Haarspray später saß ich dann da. Mit einer  Sektflasche in der Hand am Tresen vom ,,Nightlight Paris'', DEM Club der Stadt. Hailey stolzierte völlig angeschwipst auf die Tanzfläche. Eine Flasche Sekt und 3 Tequila Shots später folgte ich ihr.
Da endeten dann meine Erinnerungen an diesen Abend.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 26, 2021 ⏰

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