Von EurekaPalmer
Hallo Mami!
Zweiundvierzig Wochen ist es nun her, als du ins Hotel Mama eingecheckt hast. Du warst so klein, mit dem bloßen Auge gar nicht erkennbar.
Liebe Mami,
zuerst möchte ich dir danken!
Ich danke dir für deine bedingungslose Liebe, deine Geduld und deine Kraft.
Bitte schimpfe nicht mit mir, wenn ich etwas nicht verstehe. Ich bin doch noch so klein.
Bitte sei nicht traurig, wenn ich weine, obwohl du bereits alles für mich getan hast. Bitte, halt mich einfach nur fest.
Hab Nachsicht, wenn ich vielleicht nicht schlafen kann. Das ist alles noch so neu für mich.
Liebe Mami, bitte, sei einfach für mich da.
Ich liebe dich, Mami!
>>Mami, spürst du, dass ich da bin? Es tut mir leid, dass du dich am Morgen nicht so gut fühlst. Für uns beide fängt jetzt etwas Neues an. Ich freue mich, Mami.<<
>>Hallo Mami! Überraschung!<<
Du wohnst bereits sechs Wochen im Hotel Mama, als deine Eltern von dir erfahren. Dein Papa grinst breit und scherzt: >>Zwei Striche, müssen wohl Zwillinge sein.<<
Nein, nein, nein. Kleiner Schatz, du hast den Raum ganz für dich allein. Ganz viel Platz.
♡ Familie ist, wo Leben beginnt und Liebe niemals endet. ♡
Ungefähr acht Wochen nach deiner Ankunft erfahren auch Oma, Opa, Uroma, Uropa und der Rest der Familie von dir. Freudentränen fließen reichlich.
>>Hallo Mami! Siehst du mich? Ich bin gewachsen!<<
In der elften Woche sieht Mama dich das erste Mal. Du streckst Ärmchen und Beinchen weit aus.
>>Kannst du mich auch gut sehen, Mami?<<
Mama ist so gerührt, sie weint vor Freude und kann nicht aufhören, dich anzustarren.
Dein Papa sagt: >>Da ist ja schon alles dran.<< und grinst breit.
Elf Wochen nach deinem Einzug möchte Papa Mama etwas Gutes tun und bringt ein saftiges Hähnchen mit. Doch Mama verzieht nur das Gesicht und rührt es nicht an.
>>Tut mir sehr leid, Mami. Lass uns doch lieber Erdbeeren essen.<<
Erdbeeren, die mag unser süßer, kleiner Untermieter am liebsten.
Und wenn die Mama mal so gar keinen Hunger hat, wird der Papa kreativ.
Cremepudding und Sandwiches in mundgerechten Häppchen. >>Auch wenn du keinen Hunger hast, das Baby schon.<<
>>Wo Papa recht hat, hat er recht, Mami. Ich bin doch noch so klein. Ich möchte irgendwann auch größer sein.<<
>> Werden wir gute Eltern sein?<<, fragen sich Mama und Papa eine Woche später. Mama schaut sich das Bild von dir an, lächelt und alle Zweifel sind verflogen. Sie hält das Bild in der Hand, die freie Hand liebevoll auf dem Bauch und flüstert: >>Ich liebe dich, mein kleiner Engel. Ich kann es kaum noch erwarten, dich in meinen Armen zu halten.<<
>>Ich liebe dich auch, Mami.<<
>>Hallo Mami! Sieh nur, was ich schon alles kann! Bist du stolz auf mich?<<
Nach dreizehn Wochen in Mamas Bauch kann sie dich nun endlich bei deiner Akrobatik beobachten. Mama ist so stolz auf dich. Du winkst sogar zur Begrüßung.
>>Das macht Spaß, Mami. Solltest du mal ausprobieren. Spürst du, wie ich turne?<<
>>Tut mir leid, Mami. Ich brauche etwas mehr Platz. Ich möchte wachsen.<<
Mamas Bauch zeigt eine deutliche Wölbung, in der du wohnst. Die ersten Hosen passen nun nicht mehr. Kein Problem, Mama wollte ohnehin mal wieder shoppen gehen. Natürlich hat sie auch schon ganz viele Sachen für dich gekauft.
Sechzehn Wochen, nachdem du eingecheckt hast, schwebt Mama im siebten Himmel. Zum ersten Mal hat sie dich bewusst gespürt. Ein unglaublich schönes, kribbelndes Glücksgefühl, wie tausende Schmetterlinge, die in Mamas Bauch tanzen. Tanzend wirbelst auch du mit Mama durch die Wohnung.
>>Mach die Musik lauter Mami, das macht Spaß! Juhu!<<
>>Mami, bitte, wein doch nicht. Ich bin da und es geht mir gut. Richte unser Krönchen und lass uns shoppen gehen. Und dann essen wir leckeres Vanilleeis mit Erdbeeren. Und dann essen wir noch mehr Erdbeeren.<<
In Woche achtzehn wissen deine Eltern: Du bist eine Prinzessin! Mama bricht vor Freude in Tränen aus.
Papas Bauch ist noch größer als Mamas. Du turnst fleißig durch dein Zimmer und zeigst immer öfter: >>Mami, ich bin da. Ich bin glücklich und gesund. Spürst du, was ich schon alles kann?<<
In Woche neunzehn hört Mama das erste Mal deinen Herzschlag. Sie ist zu Tränen gerührt.
>>Wenn du weinst, Mami, dann weine auch ich. Komm, lass uns wieder tanzen!<<
>>Mein Schatz<<, sagt deine Mama liebevoll zu dir, >>ich liebe dich so sehr! Ich werde dich niemals allein lassen! Ich bin sehr, sehr stolz auf dich.<<
>>Ich hab dich auch lieb, Mami.<<
>>Hallo Mami. Spürst du, wie ich wachse? Ich kann schon ganz tolle Purzelbäume!<<
In Woche zwanzig spürt Mama das erste zarte Klopfen von dir. Ihr Herz zerspringt vor Glück.
>>Ich bin schon ein großes Mädchen. Weil Papa heute mit dabei war, habe ich besonders still gehalten. Ich war noch ganz schön müde heute und musste mir die Hände vor das Gesicht legen. Ich hatte noch keine Zeit mich hübsch zu machen.<<
Jetzt, in Woche zweiundzwanzig hat auch dein Papa dich gesehen und ist zu Tränen gerührt.
Mama und Papa fragen sich, wie du wohl aussehen wirst. Wem ähnelst du mehr? Papas Bauch wächst mit.
Mama fühlt sich, als würdest du täglich mit ihr kommunizieren.
>>Hallo Papi.<<
In Woche dreißig darf auch Papa deine Bewegung spüren. Papa macht Scherze mit dir.
>>Hihi, Papi, du bist lustig.<<
Zwei Wochen später machst du einen rasanten Wachstumsschub. Mamas Bauch ist groß und rund. Du strampelst fleißig.
In Woche achtunddreißig spielt Mama mit deinen Füßchen. Auch Papa darf mal fühlen. Die tägliche Massage genießt du in vollen Zügen.
>>Meine All-Inclusive-Bauchwochen im Hotel Mama enden nach fast zweiundvierzig Wochen. Es ist so schön bei Mama. Ich möchte hier nicht weg.<<
Mitten in der Nacht bekommt Mama starke Schmerzen und weiß, es geht los. Nach vielen quälend langen Stunden bist du dann endlich da. Du begrüßt die Welt mit einem kräftigen Schrei.
>>Hallo Mami. Meine Reise war sehr anstrengend. Können wir jetzt kuscheln?<<
Und das tut Mama mit dir. Sie hält dich ganz fest und flüstert dir zu: >>Mein Schatz, ich liebe dich. Dich lass ich nie wieder los.<<
Du bist gesund und munter, hast eine kräftige Stimme. Deine Mama sieht dich an, strahlt vor Glück und alles andere ist vergessen.
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Herzgeflüster - Eine Anthologie zum Valentinstag
ContoLiebe ist überall zu finden, mit jedem, für jeden - und oft auch gerade dann, wenn man es am wenigsten erwartet. Egal, ob es die Liebe zu einem romantischen Partner, für Familie oder Freunde, oder auch die Liebe zu einem selbst ist - sie ist es, was...