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Die Tage vergingen und Lee und Mingi würden sich heute das Ja Wort geben. Da außerhalb immer noch mit zu vielen Gefahren gerechnet werden musste, kam ein Standesbeamter zu uns und wir schmückten auf dem Dach den Holzpavillon mit weißen Satinbändern und Blumen, so dass es dennoch eine schöne Hochzeitslocation war. Wir wussten, dass beide so schnell nicht geheiratet hätten, gäbe es die neuen Gesetze nicht, aber dass sie etwas füreinander übrig hatten, war ziemlich schnell klar gewesen. Wenigstens hatten sie eine reelle Chance, glücklich miteinander zu werden. Mingi war den ganzen Morgen nervös gewesen, tippelte von einem Fuß auf den anderen und Seonghwa, der ihm die Krawatte band, musste ihn mehrmals ermahnen, still stehen zu bleiben. Ich schminkte Lee und machte ihr die Haare, was ihr sichtlich unangenehm war, da sie sonst nie Makeup trug, aber als ich dann mit ihr hochkam, und sie Mingi am Pavillon symbolisch übergab, fielen den Jungs fast die Augen raus, denn sie sah atemberaubend aus. Auch wenn Lee äußerlich ruhig wie immer wirkte, biss sie sich ständig auf die Lippe und konnte kaum mit jemandem Augenkontakt halten, bis Mingi beide ihrer Hände in seine nahm und sie beruhigend drückte.

Sie sahen sich in die Augen und machten plötzlich den Eindruck, als würden sie uns andere komplett ausblenden und nur noch der Stimme des Beamten lauschen, der bevor er die wichtige Frage an beide stellte, eine aufmunternde kleine Rede hielt. Beide antworteten mit "Ja, ich will" gaben danach ihre Unterschrift und dann kam der berühmte erste Kuss als Mann und Frau, der erst zaghaft begann, doch dann immer intensiver wurde und anscheinend heute nicht mehr enden sollte... San hielt Sunny die Augen zu und kicherte, während ich mich plötzlich beobachtet fühlte und zu Seonghwa herüber sah, der mich direkt anlächelte.  Um Mingi und Lee etwas Privatsphäre zu gönnen, hielt ich meinen Blick auf Seonghwa gerichtet und grinste Kopfschüttelnd, woraufhin er die Schultern hob, da wir nicht wussten, ob wir uns räuspern sollten, um sie wieder zurück in die Realität zu holen, oder ob wir es einfach so lassen sollten. Der Standesbeamte wollte eigentlich noch gratulieren, doch nach ein paar Minuten gab er es auf und verabschiedete sich von uns, ehe er ging. 

"Wollt ihr denn nicht wenigstens noch mit uns anstoßen, ehe ihr hier gleich die Hochzeitsnacht startet?" fragte Seonghwa schließlich, als es ihm irgendwann zu dumm wurde und sie lösten sich atemlos voneinander und sahen uns ein wenig beschämt an. Lee hatte kein pompöses Hochzeitskleid an, statt dessen trug sie ein schlichtes, aber elegantes kurzes weißes Kleid. Ich füllte uns alles Champagner in die Gläser und wir tranken zusammen, doch kaum waren ihre Gläser leer, schmiss Mingi sich Lee über die Schulter und verschwand mit ihr im inneren des Hauses, ließ uns alle staunend zurück, als er frech grinsend winkte. Auch San ging irgendwann wieder rein, da Sunny auf seinem Arm fast eingeschlafen wäre, also wollte er sie ins Bett bringen. Da sie bei ihm und Yeosang im Bett schlief, unsere Bettaufbauaktion war wirklich sehr unnötig gewesen, legte er sich immer neben sie, bis sie tief und fest schlief, was in 90% der Fälle hieß, dass auch San erschöpft wegdriftete, da er einfach oft erschöpft war. So ein Kleines Kind war schon ziemlich anstrengend.

So saß ich alleine mit Seonghwa draußen, wir tranken die Flasche leer und betrachteten kuschelnd den Sonnenuntergang.

"Wenn Wooyoung nicht aufwacht, stehen wir beide in einer Woche hier..." meinte ich dann leise und Seonghwa zog mich näher an sich, um mir Trost zu spenden, wofür ich ihm wirklich dankbar war.

"Ich weiß, du wünschst dir, dass er es wird, mit dem du hier stehen wirst, aber selbst wenn nicht... Sie werden uns ja wohl nicht beobachten, wir können alles so lassen, wie es ist. Ich werde nichts von dir fordern, was du nicht freiwillig bereit zu geben bist." erwiderte er und sah mich ernsthaft und aufrichtig an. Ich kuschelte mich in seine Umarmung und fragte mich, womit ich so einen loyalen und liebevollen besten Freund verdient hatte, als seine Worte in meinem Kopf nachzuhallen begannen und mir ein Detail auffiel, dass ich eben überhört hatte. Was ich nicht freiwillig bereit wäre zu geben? Das hieß, wenn ich für mehr bereit wäre, wäre er es dann auch?

Dornröschen-SyndromWo Geschichten leben. Entdecke jetzt