beschissen ist noch untertrieben

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Auch im Wohnheim hatten die Mädchen nicht nur Freizeit. ,,Das hier ist schließlich kein Hotel, kümmert euch selbst darum, dass ihr hier angenehm wohnen könnt!" hatte Nygus-sensei immer und immer wieder betont. Und deshalb mussten alle natürlich auch des Öfteren einmal sauber machen, aufräumen und so weiter.

Zimmer Nummer 8, das Zimmer, das von den Wellenlängen seiner Bewohner her wohl am unausgeglichensten war, wurde so an einem relativ sonnigen Samstagvormittag auch gründlich auf Vordermann gebracht.

Als die vier Mädchen gerade fleißig am Werk waren, klopfte es an der Tür und die für sie zuständige Seniorschülerin, die, wie sie mittlerweile wussten, Eternal Feather-senpai hieß, trat in das Chaos ein.

Sie trug immer ein langes, blaues Kleid mit weißem Kragen, der bis über die Schultern reichte. Dazu rote Schuhe und eine rote Brille, ihre schwarzen Haare hatte sie zu zwei Zöpfen geflochten.

Mit einem sehr liebenswürdigen Lächeln und einem Telefon in der Hand sagte sie: ,,Schön, dass ihr so fleißig seid." Sie sah sich kurz in dem Zimmer um und meinte dann wieder lächelnd: ,,Ah, genau, Kobayashi-san, Telefon für dich."

Verwirrt sah Aori sie an. ,,Telefon? Wer ist denn dran?"

Anstatt zu antworten, gab Eternal Feather-senpai ihr einfach grinsend den Hörer in die Hand, als ob sie ein Lob erwarten würde.

Aori hielt sich skeptisch den Hörer ans Ohr und begann dann: ,,Hallo? Wer ist da?" Stille. Aus ihrem eben noch skeptischen Blick wurde ein düsterer, verachtender Blick. Sie ballte ihre noch freie Hand zu einer Faust zusammen und sah mit starrem Blick zu Boden. Die anderen vier im Zimmer beobachteten sie neugierig, wobei Minais Blick leicht mitleidig wirkte, da sie die Bedeutung hinter Aoris Blick verstand. Dann sagte Aori endlich wieder etwas, aber ihre Stimme war so hasserfüllt, dass man wirklich Angst bekommen konnte.

,,Und? Was willst du jetzt?! ... Hör auf mit dem Scheiß! Das ,,Schätzchen" kannst du dir sonst wo hinschieben! Wag es ja nicht, hier nochmal anzurufen!" Wütend legte sie auf, drückte das Telefon Eternal Feather-senpai zurück in die Hand und rannte nach draußen.

Alle sahen ihr leicht geschockt hinterher. Keiner wusste, was gerade eigentlich passiert war. Dann fragte Minai: ,,Wer war denn in der Leitung?" Mit betrübtem Blick antwortete ihr Senpai: ,,Kobayashi-sans Mutter."

Minai sah sie noch ein paar Sekunden nachdenklich an, dann stand sie auf und sagte noch im Gehen: ,,Ich geh mal nach ihr sehen."

Als sie draußen war, war von Aori keine Spur mehr, also ging Minai ein bisschen in die Stadt, um sie zu suchen. Auf einer Mauer liegend, mit dem Blick gen Himmel fand sie sie dann auch relativ schnell.

,,Hey." näherte sich Minai ihr langsam.

Ohne sie auch nur anzusehen fragte Aori: ,,Was willst du?"

,,Geht's dir gut?" fragte Minai zögerlich und machte Anstalten, sich neben Aori zu setzen. Diese allerdings stand, dem nicht gerade entgegensteuernd, auf und sah Minai tief in die Augen.

,,Du kannst dir dein freundliches Getue bei mir ruhig sparen. Ich brauche keine Hilfe, genau so wenig wie einen Partner. Meine Sachen haben dich nichts anzugehen. Und jetzt kannst du wieder gehen. Ich räum meine Zimmerhälfte später auf."

Verwirrt schaute Minai sie an, als hätte sie sagen wollen: ,,Aber ich tue doch nicht einfach nur freundlich, ich bin immer so und ich mache mir wirklich Sorgen um dich!"

Das verkniff sie sich allerdings. Jedoch ging sie auch nicht einfach weg. Mit ernster Miene blieb sie an Ort und Stelle stehen und sagte: ,,Es ist mir vollkommen egal, ob du Hilfe willst, oder nicht. Ich denke, kein Mensch kann ganz alleine klar kommen. Wenn du etwas brauchst, kannst du es doch einfach sagen. Ich will dir wirklich nur helfen!"

Sie machte eine kleine Pause, in der Aori sie, leicht gelangweilt von ihrer Rede, ansah.

Dann flüsterte Minai, schon fast unsicher, ob sie das wirklich sagen sollte: ,,Außerdem weiß ich, dass der Anruf von deiner Mutter kam." Sie sah hilflos zu Boden und meinte dann wieder selbstsicherer: ,,Es kann ja sein, dass du Familienprobleme hast, und das geht mich auch wirklich nichts an. Ich kenne auch nicht den Grund, warum du hier nicht sein willst, aber wenn du reden willst, dann kannst du mich jederzeit ansprechen."

Als sie Aori wieder ansah, erschrak sie innerlich ein bisschen. Ihr Blick war auf den Boden gerichtet, ihr Gesicht fast komplett düster. Sie biss ihre Zähne fest zusammen und ballte ihre Hände mal wieder zu Fäusten. Jetzt sah sie nicht nur wütend, sondern auch verletzt aus.

Sich versuchend, unter Kontrolle zu behalten, knirschte sie: ,,Du hast Recht, es geht dich wirklich nichts an. Also, warum versuchst du dann immer noch, dich mir so aufzudrängen?! Lass mich verdammt nochmal in Ruhe!"

Sie stürmte an Minai vorbei und rempelte sie dabei so heftig an, dass diese fast das Gleichgewicht verlor.

Betrübt schlurfte sie zum Wohnheim zurück. Als sie ihr Zimmer betrat, war Aori auch schon da und Eternal Feather-senpai wieder weg.

Die beiden anderen knieten mucksmäuschenstill auf dem Boden und waren mit Aufräumen beschäftigt. Noch nicht mal Hanako wagte es, eine blöde Bemerkung oder generell auch nur irgendeinen Ton von sich zu geben.

Zugegeben war es auch nicht wirklich schwer, sich zu beherrschen, da Aoris Blick ganze Städte hätte auslöschen können. Sie war zwar öfters schlecht drauf, aber so angepisst hatte man sie wirklich nur sehr selten gesehen.

Und genau dieses angepisste Gesicht verriet einem auch ziemlich eindeutig, dass es besser war, sie in Ruhe zu lassen und bloß nicht noch mehr zu reizen.

Aber wenigstens beteiligte Aori sich noch am Aufräumen und Saubermachen des Zimmers, mehr konnte man wohl nicht von ihr verlangen.

Aori's Partners [Soul Eater FF || German]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt