Lucas sieht auf, als bemerkt, wohin er gelaufen ist. Er kennt dieses Haus, es ist das Elternhaus von Mia. "Nein! Nein, das kann nicht sein. Niemals werde ich einen Menschen als Mate akzeptieren!" Auch wenn sein innerer Wolf sich heftig sträubt, dreht er um und läuft zurück, den leichten Schmerz in seinem Herz ignorierend. Wieder zurück auf seiner Party weicht er den fragenden Blicken aus, nimmt Michelle und verschwindet in seinem Zimmer.
"Was war das jetzt?", flüstert Abigail und versucht wie alle anderen das Gesehene zu verarbeiten. "Ich hab keine Ahnung, aber ich denke, wir sollten heimfahren", antwortet Adrian nachdenklich.In der folgenden Woche hängt Lucas noch mehr an Michelle wie sonst und lässt seine Gereiztheit immer wieder an Mia aus, so wie jetzt gerade. "Geh mir aus den Augen, du hässliches Ding", motzt er sie an und schubst sie zur Seite, als sie nicht sofort reagiert. "Spinnst du jetzt total? Lass deine schlechte Laune woanders aus, aber nicht an mir!" - "Du bist doch schuld daran!" - "Wie bitte?" - "Wenn du nicht wärst, hätte ich keine Probleme!", schreit er sie mit verengten Augen an. Mia sieht einen gefährlichen Ausdruck darin und macht einen kleinen Schritt zurück. Lucas folgt ihr und drückt sie schließlich gegen die Wand. "Du solltest aus meinem Leben verschwinden, bevor ich mich vergesse. Verschwinde aus meiner Schule, aus meiner Stadt, aus meinem Gebiet. Ich werde dich nie akzeptieren, du wirst nie meine Luna - du bist ein wertloser, schwacher und noch dazu hässlicher Mensch!", knurrt er leise, doch Adrian und Abi, die hinter ihm stehen, haben ihn gehört und greifen ein. Adrian drückt Lucas von Mia weg, Abigail nimmt Mia in die Arme. "Komm mit", flüstert sie und zieht sie in die Mädchentoilette. "Was war das?", fragt Mia mit zitternder Stimme. "Mia ... das ist jetzt ein blöder Zeitpunkt. Ich kann dir das hier nicht erklären", murmelt Abi, "aber du darfst dich nicht einschüchtern lassen" - "Abi! Er hat mir gedroht. Soll ich das einfach vergessen?" - "Nein, natürlich nicht. Aber du weißt zu wenig über Lucas, du verstehst das nicht" - "Du hältst zu ihm?" Fassungslos sieht Mia das Mädchen an, das sie für ihre beste Freundin hielt, dann läuft sie kopfschüttelnd an ihr vorbei nach draußen. Sie nimmt ihren Rucksack, der noch auf dem Gang liegt und ignoriert die Rufe von Abigail, zeigt ihr auch den Rest des Tages die kalte Schulter.
"Mike? Ich bin wieder da", macht sich Mia bemerkbar und ihr älterer Bruder poltert die Treppe herunter. Die beiden sind oft allein, da ihre Eltern beruflich weltweit unterwegs sind. "Hey Süße, ich hab Pizza bestellt" - "Perfekt" - "Ist irgendwas?" Prüfend mustert er sie, aber Mia winkt ab. Doch sie weiß, dass er sie so nicht davonkommen lässt, er merkt sofort, wenn irgendwas nicht stimmt. Schweigend sitzen sie sich gegenüber und essen die Pizza. "So, und jetzt raus mit der Sprache, Schwesterchen. Du bist ja total neben der Spur", fordert Mike, als sie fertig gegessen haben. Mia seufzt, dann erzählt sie ihm von dem Vorfall in der Schule. "Er hat WAS? Ist der denn völlig durchgeknallt? Hast du das wenigstens gemeldet? Der kann sich auch nicht alles erlauben!" - "Nein, hab ich nicht und werd ich nicht, Mike" - "MIA! Der Kerl hat dich bedroht, verbal und körperlich. Wer weiß, was passiert wäre, wenn Adrian nicht dagewesen wäre. Das kannst du ihm nicht durchgehen lassen!" - "Er hatte halt einen schlechten Tag". Ungläubig schaut Mike seine Schwester an. "Wenn er sowas nochmal macht, werde ICH das melden, klar?! Such nicht immer Ausreden, wenn dich jemand schlecht behandelt, Mia. Du musst dir sowas nicht gefallen lassen! Wehr dich!" Er nimmt sie in den Arm, was sie gerne zulässt und genießt. "Keiner, hörst du, KEINER darf dich ungestraft verletzen, Süße", murmelt er in ihre Haare und drückt ihr einen Kuss auf den Scheitel.
Zur gleichen Zeit diskutiert Adrian mit Lucas. "Mia ist es also?" - "Nein, ist sie nicht" - "Ich hab gehört, was du gesagt hast, also streite es nicht ab" - "Was soll ich denn mit einem Mensch? Michelle wird meine und eure Luna. Mia wird davon nichts mitbekommen" - "Aber du. Du schwächst dich selber, Lucas" - "Ich brauch deine Kommentare nicht, Adrian" - "Lucas! Du kannst deine Seelengefährtin nicht ungestraft ablehnen. Du machst einen Riesenfehler, der irgendwann auf dein ganzes Rudel zurückfällt. Überleg dir das gut, Lucas! Was machst du, wenn Michelle ihren wahren Seelenverwandten findet?" Nachdenklich sieht Lucas ihn an. "Nichts ... denke ich. Sie gehen lassen wahrscheinlich" - "Und dann? Steht dein Rudel ohne Luna da" - "Dann ist es halt so. Adrian, ich brauche eine starke Frau, keinen Menschen!" - "Du kennst Mia doch überhaupt nicht. Sie ist stärker, als du denkst" - "Ich WILL sie aber nicht. Ende der Diskussion!" Kopfschüttelnd lässt Adrian seinen Freund stehen.
Lucas muss sich abreagieren. Er verwandelt sich und läuft durch den Wald, bis er am Rande des Gartens von Mias Häuschen steht. Er sieht, wie ihr Bruder sie umarmt und knurrt leise. Dann verlässt sie die Küche und er läuft ein paar Meter weiter, im sie in ihrem Zimmer beobachten zu können. Mia setzt sich ans Fenster und schaut traurig nach draußen. Dieser Blick versetzt ihm einen Stich und er zieht sich etwas zurück, um nicht entdeckt zu werden, dabei fasst er einen Entschluss.
Lucas weiß, dass Mia vor der Schule eine Runde joggen geht und lauert ihr in seiner Wolfsform auf. Erschrocken starrt Mia den übergroßen Wolf an, der zähnefletschend vor ihr steht. "Lauf!" Verwirrt hört sie diese Stimme in ihrem Kopf, die ihr bekannt vorkommt, die sie aber nicht zuordnen kann. "Ich sagte LAUF!" Knurrend geht der Wolf auf sie zu und sie löst sich aus ihrer Starre und beginnt zu laufen. Mia rennt um ihr Leben, sie achtet nicht auf ihre Umgebung, aber sie hört das Trampeln der Wolfspfoten hinter ihr. Mittlerweile ist sie tränenüberströmt und stolpert immer wieder über Stöcke und Wurzeln. Irgendwann hört sie noch "Komm NIE wieder!" in ihrem Kopf, aber sie läuft weiter und weiter, bis sie vor Erschöpfung zusammenbricht und einfach liegenbleibt, sich zusammenrollt und ihre Augen schliesst.
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Mate - The Second Chance
LobisomemMia - ein Menschenmädchen, das unter Wölfen aufwächst, ohne es zu wissen Lucas - der Alpha dieses Rudels Logan - der Alpha eines fremden Rudels Was passiert, wenn sie aufeinander treffen? Die Geschichte ist mein Werk. Handlung und Personen entspring...