Noch heute träume ich davon wie ich im Wasser gefangen bin. Ich sehe die Luftblässchen die zur Wasseroberfläche aufsteigen, merke wie meine Wahrnehmung schwindet, wenn mir immer mehr die Luft entweicht. Meine Augen werden schwer und ich werde müde. Mein kurzes Leben zieht an mir vorbei. Ich werde traurig und schwelge in Erinnerungen. Ich sehe meine Schwester wie sie das letze mal mit mir spielt. Ich sehe mich und meine Mutter wie wir zusammen Klavier spielen, sehe meinen Vater der mit mir Schach spielt und meine Oma die mir das russische Alpabeth bei bringt. Ich war das Leben so Leid und habe mir oft den Tod gewünscht. Eine plötzliche Erkenntnis trifft mich: Ich liebe mein Leben! Ich liebe meine Schwester auch wenn wir oft streiten. Ich liebe meine Mutter auch wenn sie mich oft traurig macht. Ich liebe meinen Vater auch wenn er mich täglich schlägt. Ich will nicht gehen! Mit letzter Kraft halte ich am Leben fest und versuche bei Bewusstsein zu bleiben. Doch alles hilft nichts, aus eigener Kraft kann ich nicht mehr weiterleben. Ich spüre wie mir die letzte Luft entweicht.
Ein letzter Versuch zu atmen.
Ein letzer Versuch an die Oberfläche zu kommen.
Ich schmecke das Wasser das mir in die Lungen fließt. Meine Lungen versagen, sind voll gepumbt mit Wasser.
Eine letzte Träne.
Ein letzter Herzschlag.
Ein letzer Blick.
Ein letzter Gedanke.
"Mama, ich liebe dich."
Ich bin tot.
Mein lebloser Körper treibt im Wasser, um mich herum ahnen es die Menschen noch nicht. Körperlos sehe ich von oben auf das Schwimmbad herab. Ich sehe meine Mutter wie sie vergeblich das Schwimmbecken nach mir absucht und schließlich die Leiche entdeckt. Ich sehe die Panik die die Menschen erfasst, ein kleines Mädchen ist ertrunken! Ich werde von meiner Mutter aus dem Wasser gezogen. Sanitäter eilen herbei und versuchen mich wieder zu beleben. Meiner Mutter laufen die Tränen übers Gesicht. Es zerreisst mir das Herz sie so zu sehen. Ich will sie berühren, sie in den Arm nehmen und ihre Tränen wegküssen, doch meine Hände greifen ins Leere. Gefangen zwischen den Welten kann ich nicht in meinen Körper zurück und mich auch nicht von dem Geschehen abwenden. Mir wird abwechselnd auf die Brust geschlagen und Luft eingeflößt. Mit jeder Sekunde wird meine Mutter hysterischer, sie ist nicht bereit mich schon aufzugeben. Gerade als ich mein Schicksal akzeptieren will und mich dem Licht nähere, geschieht es. Mein Herzschlag setzt ein. Es zieht mich zurück in meinen Körper. Nachdem ich alles ausgehustet habe das ich an Wasser verschluckt hatte, öffnete ich langsam meine Augen und sah in das erleichterte Gesicht meiner Mutter.
Ich lebe und meine Mutter hatte mir zum zweiten mal, das Leben geschenkt. Nicht viele können von sich behaupten so einen Schutzengel an ihrer Seite gehabt zu haben.
Ich war damals fünf, als meine Mutter mich vor dem Tod bewahrt hat. Ich bin wie unter Hypnose immer weiter am Boden entlang gelaufen, immer weiter bis ich Bewusstlos wurde und ich habe ein Bild vor Augen wie ich mir selber dabei zu schaue wie ich ertrinke und dann ist da ein Filmriss und ich wache im Sanitätsraum auf.