After Show-Party

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Ich kam als eine der letzten auf die Dachterrasse. Nicos Talente standen hier schon überall verteilt, ebenso die Coaches. The Voice war der Meinung gewesen, dass man den Talenten wenigstens eine kleine Party erlauben sollte und an der frischen Luft ging das auch trotz Corona. Wie auch schon vor zwei Tagen brannten die Fackeln und man hatte zusätzlich noch Heizpilze aufgestellt. Es war doch schon ganz schön kalt. Ich sah mich um. Es war schon echt erstaunlich, wie schnell sich Nicos Talente miteinander angefreundet hatten. Am Geländer stand Max und unterhielt sich mit Maël und Jonas. Dabei sah er sich um und entdeckte mich schließlich. Er hob den Arm und winkte mich zu ihnen. Ich lächelte und verdrängte den Gedanken an meine Abfuhr an Jonas. Während ich mir den Weg zu ihnen bahnte, begrüßte ich auch die anderen Talente fröhlich. „Hey. Ich dachte schon, du würdest nicht mehr kommen", begrüßte mich Max, als ich bei ihm ankam. „Habe ich doch aber versprochen. Ich hatte unten noch beim Aufräumen geholfen", erklärte ich. Er wippte aufgeregt auf und ab und schließlich platzte aus ihm heraus: „Michael hat mich auf die Comeback-Stage geholt." „Ey, das ist ja super. Herzlichen Glückwunsch." Ich sah zu Maël und Jonas. „Euch muss ich natürlich auch noch gratulieren. Klasse, dass die Reise für euch noch weiter gehen durfte." „Danke, Jenny", grinste Maël, während Jonas mit gerunzelter Stirn auf den Boden sah und murmelte: „Ja ja, das sagste jetzt so." Er stieß sich vom Geländer ab und sagte: „Ich komme gleich wieder." Er verschwand ohne ein weiteres Wort ins Gebäudeinnere. „Was ist denn mit Johnny los?", fragte Max und sah dabei von Maël zu mir. „Liebeskummer. Er hat vorhin wohl einen ziemlich harten Korb bekommen", erklärte Maël. „Von wem?" „Von mir", gab ich zu. Ich hatte Jonas hinterher gesehen und drehte jetzt den Kopf zu Max, der mich erstaunt ansah. „Von dir?" „Ja, aber nicht weil ich ihn nicht mag, sondern weil mir nichts anderes übrig blieb." Jetzt verstanden beide scheinbar nur noch Bahnhof. Ich zog meine Jacke enger um mich und erklärte: „Als Nicos Assistentin muss ich unparteiisch bleiben, was euch Talente angeht. Aus diesem Grund darf ich halt außerhalb der Proben eigentlich keine Zeit mit euch verbringen, es sei denn, es sind, wie jetzt, alle Talente anwesend. Aus diesem Grund musste ich heute ablehnen, als Jonas mich gefragt hat, ob wir nach Drehschluss noch zu zweit etwas machen. Der Sender hat scheinbar Angst, dass es heißen würde, es stünde schon von Anfang an fest, wer im Finale stehen sollte. Ich weiß es aber um ehrlich zu sein nicht so genau. Ist ja auch egal. Fakt ist nur, dass ich mit keinem Talent aus Team Nico zusammen kommen darf, es sei denn, es steht im Finale oder ist ausgeschieden." „Das ist ziemlich schräg." „Ja, Max, das ist es, aber es steht nun einmal in meinem Vertrag drin." Ich stellte mich ans Geländer und sah auf die Skyline, während Maël und Max mich weiterhin beobachteten. „Ich mag Jonas sehr gerne. Er ist witzig und aufmerksam, dazu wahnsinnig kreativ. Er versprüht eine Energie, die jede schlechte Laune verschwinden lässt. Und zusammen mit dir, Maël, macht ihr jeden grauen Tag zu einer einzigen Party. Ich muss ehrlich gestehen, dass mir das während meiner Zeit Zuhause sehr gefehlt hat. Wenn ihr mich also fragt, ob ich Gefühle für ihn habe, ja, habe ich." Max ging ein Licht auf. „Das war also das Problem, dass dich vorgestern so bedrückt hat." „Willst du ihm das noch sagen?", fragte mich Maël. Ich nickte. „Ja, aber das kann ich, wie eben schon erwähnt, erst nach dem Halbfinale. Ich hoffe, dann ist es noch nicht zu spät." Er winkte ab. „Ach was, Johnny ist eigentlich kein Mensch, der nicht vergibt. Außerdem bist du ihm dafür viel zu wichtig. Er versucht es zu verstecken, aber ich merke, dass er im Papplikum und backstage immer nach dir Ausschau hält. Das hat er auch nach deiner Abfuhr noch gemacht. Und ich denke, jetzt gerade tut er das auch noch." Ich drehte mich um und folgte seinem Blick. Jonas stand bei Manuel und unterhielt sich mit ihm. Während er zuhörte, huschte sein Blick immer wieder zu Max, Maël und mir. „Hmm, es bleibt mir wohl nichts anderes übrig als abzuwarten. Ich weiß auf jeden Fall, dass der Korb von heute falsch war", meinte ich. „Dann klär das doch schon mal auf." Ich sah zweifelnd zu Maël. Im nächsten Moment hörte ich meinen Namen und Janina und Hannah stürmten auf mich zu. „Jenny, Jenny, du meintest doch neulich, du tanzt so gerne zu dem Lied. Wir haben es uns für dich gewünscht", rief mir Hannah zu, während der DJ die Musik lauter drehte. Ab jetzt war die Tanzfläche also eröffnet. „Jetzt komm schon", sagte auch Janina begeistert und fing schon an, sich zum Takt der Musik zu bewegen, während sie und Hannah die Hände nach mir ausstreckten. Ich lachte. „Ich weiß nicht." „Ach, komm jetzt gönn dir doch auch mal ein wenig Spaß", meinte auch Max und schob mich in die Richtung der Beiden. Ich gab lachend nach. Die beiden Frauen zogen mich mit auf die provisorische Tanzfläche und zusammen tanzten wir zu „We found love". Bei dem Song blieb es aber nicht. Wir tanzten immer und immer weiter und meine Laune besserte sich zunehmend. Immer mehr Talente und Coaches stießen zu uns und tanzten zu der Musik des DJs. Während „I came here for love" lief, stieß mich Janina an. „Ich glaube, du wirst beobachtet." Sie deutete auf Jonas, der immer noch mit Manuel an einem Stehtisch stand und diesmal weniger diskret zu mir sah. Ich sah wieder zu Janina, die mich angrinst. „Jeder hat in den Proben gesehen, dass ihr euch mögt. Also hol ihn dir, Girl." Ihr Tonfall ließ keinen Protest zu. Vielleicht war das ja auch die Gelegenheit, ihm zu sagen, dass ich ihn nicht wegen ihm gekorbt hatte. Ich baute wieder Blickkontakt zu ihm auf, ging auf ihn zu und sang dabei den Text, der gerade lief: „I can see that you watching me. Come over, talk to me, need you to give me a sign. You got that something sweet that don't come easily. That's what I need tonight." Ich streckte die Hand nach ihm aus und wartete auf seine Reaktion. Genau wie Manuel, der ihn ebenfalls ansah und mit den Augenbrauen wippte. Irgendwie interessierte mich gerade brennend, was er dachte. „Komm schon, Jonas. So eine hübsche Frau lässt man nicht stehen", sagte er im nächsten Moment. Jonas verdrehte lachend die Augen. „Da hast du wohl recht, aber ich weiß ja, dass diese Frau mich eh nicht leiden kann. Also kann ich es auch gleich lassen. Außerdem, so hübsch ist sie nun auch wieder nicht." Meine Augen weiteten sich, während sein Blick kalt wurde, er sich vom Tisch abstieß und die Terrasse verließ. Ich wurde wütend und stürmte ihm hinterher. Als die Terrassentür hinter mir ins Schloss fiel, brüllte ich über den Flur: „Ich wollte mich bei dir entschuldigen." „Ach, wolltest du das?" Jonas drehte sich auf den Absätzen um und sagte wütend: „Ich glaube eher, du hast deinen Spaß daran, mit den Gefühlen von Leuten zu spielen. Du glaubst auch, du kannst alles bekommen, was du willst, oder? Dachtest du ernsthaft, ich tanze jetzt mit dir, nachdem du mir so wehgetan hast?" „Ich konnte nicht anders, als dich zu korben." „Was meinst du damit?", fragte er leiser, dann fuchtelte er jedoch ablehnend mit den Händen und sagte wütend: „Weißt du was? Ich will's gar nicht wissen. Lass mich einfach in Ruhe. Ich hab die Schnauze voll von dir. Geh doch zu Max und frag ihn, ob er mit dir tanzt. Der passt eh besser zu dir als ich." Die Wucht seiner Worte traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Er drehte sich um und verschwand, während ich wie festgenagelt Mitten im Flur stehen blieb. Scheinbar hatte ich ihn wohl mehr verletzt, als ich mir vorstellen konnte. Dann wurde mir klar, was er da gesagt hatte. Mir stiegen die Tränen in die Augen und ich brüllte: „Scheiße!" Warum war das alles nur so verdammt kompliziert? Ich brach weinend mitten auf dem Flur zusammen, vergrub mein Gesicht in meine Hände und schluchzte heftig. Ich fühlte mich so unfassbar schlecht. Anstatt die Situation zu verbessern, hatte ich sie noch schlimmer gemacht. In meinem Kopf steigerte ich mich in mein Drama hinein und ich fing an zu hyperventilieren. In dem Moment hörte ich dumpfe Schritte auf dem Teppich und im nächsten Moment ein: „Oh Mist. Jenny! Was ist passiert?" Nico stürmte über den langen Flur und zog mich in seine Arme, während ich immer heftiger weinte. „Was ist passiert?", fragte er mich noch einmal. „Jonas. Es tut so scheiße weh", brachte ich irgendwie hervor und schluchzte wieder heftig. Nico wiegte mich hin und her, während sich meine Finger in seine Jacke verkrampften. Ich brauchte in diesem Moment, in dem meine Welt aus den Fugen geraten war, einfach Halt. Ich weinte und weinte, bis irgendwann keine Tränen mehr kamen und ich nur noch nach Luft schnappte. Mir tat alles weh, so sehr hatten mich die Weinkrämpfe durchgeschüttelt. Nico hielt mich immer noch fest und sagte leise: „Es ist alles gut, Jen. Ich bin hier." „Genau genommen ist gar nichts gut", schluchzte ich. „Ich hab ihn verloren. Ich wollte den Korb von heute zumindest entschärfen, aber habe alles nur noch schlimmer gemacht. Jetzt redeter bestimmt überhaupt nicht mehr mit mir!" Ich lehnte mich mit der Stirn gegen seine Schulter. „Oh", machte er. „Na vielen Dank. Das ist nicht hilfreich", blaffte ich ihn an. „Ey, sorry, aber was soll ich jetzt dazu sagen?" Er blieb immer noch ganz ruhig und sprach leise weiter: „Ich weiß, dass das für dich echt nicht einfach ist und ihr es euch echt nicht einfach macht. Vielleicht solltest du dir so langsam die Frage stellen, ob jemand, der dir momentan so Schmerzen und Kummer bereitet, überhaupt der Richtige für dich ist. Vor allem wenn du selbst sagst, dass du ihn jetzt vermutlich endgültig verloren hast." Ich sah ihn sprachlos an. „Jen, es gibt noch so viele Leute da draußen, die liebend gerne mit dir Zeit verbringen wollen. Es bringt dir doch nichts, Johnny hinterher zu laufen, obwohl er so mit dir umspringt." Ich schniefte. „Stimmt." Ich löste mich aus der Umarmung, nahm meine Brille ab und wischte mir mit der Hand über die Augen. „Tut trotzdem weh", murmelte ich. Nico sah mich mitfühlendan. „Ich weiß. Aber du hast echt niemanden verdient, der dich so behandelt wie Jonas. Wenn er dir nicht mal zuhören will, was du ihm zu sagen hast, ist er es nicht wert. Ja, ich habe euren Streit eben zum Teil mitbekommen und er ist mir auch entgegen gekommen, als ich hierher zurück gelaufen bin." Ich war erstaunt, dass Nico so klar Stellung zu mir bezog und sagte ihm das auch direkt. Erlächelte mich an und meinte: „Jonas ist nur ein Talent in meinem Team, das ich coachen soll. Du hingegen bist zusammen mit Arian meine beste Freundin. Natürlich schlage ich mich dann auf deine Seite." Ich war gerührt, schniefte und fiel ihm wiederin die Arme, wo mir wieder die Tränen über die Wange liefen. Es war echt ein bisschen viel für mich heute: „Danke, Nico", schluchzte ich. „Ach, wofür denn, Jen? Du weißt doch, dass ich immer für dich da bin, egal, wo du bist, wie spät es ist, was für einen Mist du gebaut hast. Ich unterstütze dich bei allem, was du tust, ohne Wenn und Aber, weil ich weiß, dass du das Gleiche auch für mich tun würdest. Du bist ein wundervoller Mensch und verdienst es unterstützt und geliebt zu werden." Ich wurde mit einem Moment wieder ganz ruhig und atmete tief durch. Es tat gut, zu hören, dass ich nie alleine war. „Und auch, wenn Jonas dich vielleicht nicht mehr mag, habe ich dich immer noch furchtbar lieb." Ich musste lächeln. Es war schön, dass mal wieder von ihm zu hören, denn ich wusste, dass es, wenn auch nur auf freundschaftlicher Ebene, von ganzem Herzen kam. Ich murmelte: „Ich hab dich auch lieb, Nico."

Don't leave me, Johnny || Maël und Jonas FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt