Zehntausend Gründe Dich Zu Hassen

Ghost

Song of the chapter? -> Ghost von Ella Henderson: https://www.youtube.com/watch?v=tA8AfQaUnXM

"Mach dir nicht so viele Sorgen, Helena. Noel ist eben ein Idiot"

"Ich fühle mich immer schlecht, wenn ich dich auf meine Seite ziehe. Er ist doch dein Bruder!", beschwerte ich mich.

"Ja und genau das heißt, dass ich ihn kenne. Außerdem hasse ich ihn ja wegen dir nicht"

"Danke. Meinst du ich soll mich jetzt entschuldigen?"

"Ja, schon allein um unsere Eltern zu beruhigen. Ich glaube deine Mom ist ziemlich sauer auf dich"

"Ich weiß", seufzte ich.

"Wir können auch noch ein bisschen hier sitzen. Tamara verzeiht dir glaube ich alles, nachdem du die Zimmer so schön hingekriegt hast"

"Hoffentlich. Ich hasse es, wenn alle mitkriegen, dass wir uns streiten. Vor allem wenn ich angeblich die Böse bin"

"Es sah eben so aus, als ob Noel nur einen Witz machen wollte. Und dann muss man sagen, dass du eben ziemlich doll zugeschlagen hast", sagte Leon sanft.

"Das ist dann aber Davids Schuld! Er hat mir das beigebracht"

Er lachte.

"Meinst du, ihr könnt euch den Rest des Tages zusammenreißen? Wir wollen schließlich noch zusammen Abendessen gehen", fragte er.

"Ich werde mich bemühen, aber sag deinem Bruder das gleiche"

"Natürlich. Also komm mit rein", bat er.

"Ich kann das nicht! Ich kann mich nicht für etwas entschuldigen, was ich nicht bereue. Und dann so tun, als wäre alles wieder gut"

"Warte doch erst einmal ab, was er sagt", schlug Leon vor.

Ich verdrehte die Augen.

"Komm schon, Lena!"

"Du musst mich schon reintragen"

"Na gut, Schöne Helena"

Ich sprang auf seinen Rücken und kuschelte mich an ihn, als er mich Huckepack zurücktrug. Warum konnte Noel nicht ein bisschen mehr wie Leon sein? Mit ihm konnte ich mich stundenlang über alles unterhalten, was mich beschäftigte oder auch nur über Schwachsinn, wie irgendwelche Filme, Serien oder Tratsch. Mit jeden Schritt, mit dem wir näher zum Haus kamen, wurde mir schlechter.

"Bitte dreh um!"

"Sicher nicht! Sie haben uns eh schon gesehen"

Ich seufzte.

Leon öffnete die Tür und trug mich hinein. Als wir ins Wohnzimmer kamen, wo immer noch alle saßen und redeten, wurde plötzlich alles still. Und sie sahen uns erwartungsvoll an. Meine Mom hob eine Augenbraue und Rebecca sah ebenfalls sehr kritisch zu mir herüber.

Leon ließ mich herunter und tätschelte mir nur einmal kurz den Rücken, bevor ich mich räusperte und sagte: "Noel, es tut mir Leid, dass ich so ausgerastet bin. Ich hätte dich nicht schlagen sollen"

Erst dann sah ich, dass er sein Gesicht kühlte und doch etwas fertig aussah. Ich musste lächeln.

Er zeigte erst einmal keine Reaktion und ich begann meine Entschuldigung zu bereuen. Idiot. Er musste das natürlich in die Länge ziehen und genießen.

"Okay", sagte er schließlich und stand auf.

Ich war überrascht. Kein blöder Spruch?

Doch dann fuhr er fort: "Können wir uns draußen kurz unterhalten?"