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Sie trat in den Wald, der das kleine Dörfchen umgab und sah sich um. Sie konnte die Spuren sehen die, diese Männer hinterlassen hatten. Auf Pferden hatten sie zugeschlagen. Freya hielt sie für feige Hunde. 
Sie waren im Schutz der Nacht gekommen, auf Pferden, mit mehr Männern und schärferen Waffen. Die Menschen die hier gelebt hatten, hatten keine Chance gehabt.
Obwohl die Ebene von der sie stammte immer grün war und immer einen gewissen Schutz versprach, gab es hier, etwas weiter südlich Bäume die ihre Blätter abwarfen. Und die kahlen Stämme, die nun trostlos in den Himmel ragten, ließen ihr ein Schauer über den Rücken laufen.  Wenn es so kalt war und die Bäume wie Pfähle aus dem Boden ragten fühlte sie sich leer. Denn sie verband nichts. Sie standen schweigend da und ließen das Schicksal über sie entscheiden.
Freya lief weiter und erst jetzt nahm sie das gleichmäßige schmatzen der Schritte hinter ihr wahr. Sie griff nach einem Pfeil und spannte ihren Bogen und das in weniger als einem Augenblick. Sie hatte den Pfeil schon gespannt und zielte auf seine Brust als er sie noch nicht einmal bemerkt hatte. Würde sie loslassen so würde er keine Chance haben. Es gefiel ihr endlich mal die zu sein, die die Oberhand hatte. Sie hatte es satt von ihm behandelt zu werden, als müsse man sie herumschubsen.
Sören stand vor ihr und hatte die Hände erhoben. Es gefiel ihr, wie er sie anblickte. Doch immer noch konnte sie das glitzern in seinen Augen sehen. Er hatte keine Angst vor ihr und er hatte ebenfalls keine Angst vor dem tot. Er Schritt auf sie zu. Doch sie würde nicht schießen. Das wusste er und sie wusste, dass er es wusste.
Langsam ließ ihren Bogen sinken aber nicht genug um ihn sofort wieder auf Abstand zu bekommen. Denn sie tötete nicht aus Spaß. Sie tötete nur wenn sie musste und auch wenn sie ihm ein bisschen wehtun wollte, so war er keine wirkliche Bedrohung.
Sören aber blickte eisig auf sie hinunter. Zum ersten Male, heute, ergriff sie das Wort. „Wage es nicht mir zu Folgen!" Spie sie aus. Doch sein Blick sagte nichts. Er hatte sich nicht verändert als wäre nichts passiert. Als hätten sie nicht gerade das alles gesehen.
Sie war es leid. Sie musste weiter. Keinen Tag länger an diesem Ort bleiben. Sie wollte keinen Tag länger an diesen Mann verschwenden. So charmant wie ihn die Frauen auch finden mochten, Freya würde nicht auf ihn hereinfallen. Sie ließ ihren Bogen endgültig sinken und verstaute ihn und den Pfeil. Dann Drehte sie sich um und lief weiter.
Wieder hörte sie seine schmatzenden Schritte. Ruckartig drehte sie sich um. Doch bevor sie etwas sagen konnte wurde sie unsanft an einen der Bäume gepresst. Die Luft wurde aus ihrer Lunge gepresst und ein überraschter Laut kam über ihre Lippen.
Sie spürte die raue Rinde an ihren Armen. Sie schnitt in ihre Haut. Doch obwohl ein dumpfer Schmerz durch ihren Körper zuckte, beeinträchtigte er sie nicht weiter. Sören hatte ihre Hände unsanft um den Baum gepresst und hielt diese dort Fest. Er war um einiges Stärker als sie und so konnte er sie mühelos unbeweglich machen. Mit seinem Körper presste er sie gegen den Baum. Sie konnte sich kaum rühren. Er ließ es gerade so zu das sie atmete.
Seine eisblauen Augen durchbohrten sie und am liebsten hätte sie den Blick abgewandt. Aber sie tat es nicht. Freya würde diesem Mann nicht den geringsten Sieg gönnen. Sie starrte ihn nur an. Ihre Brust schmerzte und sie spürte den Baum, der sich in ihr Kreuz drückte. Dadurch dass er den Druck auf ihren Körper verstärkte, zog der Schmerz durch ihren ganzen Körper. Doch er wich nicht von ihr ab.
„Freya aus den immergrünen Ebenen, wage es nicht noch einmal, mir einen Befehl zu erteilen." Presste er heraus. Seine arrogante, tiefe Stimme säuselte es nur in ihr Ohr. Er konnte nicht verstehen warum sie so war. Sie war eine Frau und da wo er herkam, hatten diese gefälligst ihren Platz zu kennen. Jeder hatte Respekt vor ihm und jeder tat das was er sagte. Sie hatten Angst vor ihm und obwohl es nicht so sein sollte, gefiel es ihm.
Deswegen fragte er sich auch, warum sie anders war. Denn Freya mit dem feuerroten Haar, hatte keine Angst vor ihm. Sie war anders, als jede Frau die er kannte. Anders als jeder Krieger den er kannte und er wusste nicht so recht, ob ihm das gefiel oder nicht.
Doch er wollte sich nicht mit seinem schwindenden Respekt beschäftigen und so ließ er es nicht dazu kommen. Doch dieses Weib machte ihn Wahnsinnig. Schon mehr als einmal war er kurz davor gewesen sie einfach zu töten oder sie im Wald alleine zu lassen. Doch nie hatte er es getan. Sie war nicht wie die Frauen bei ihm zuhause. Dort hörten sie auf das was die Männer zu sagen hatte. Sie folgten Befehlen und sie kämpften nicht. Sie kümmerten sich um die Bedürfnisse des Mannes, zogen die Kinder auf und brachte Essen auf den Tisch. Für ihn schien das eine Faire und einfache Aufgabe zu sein. 
Sie sah so zerbrechlich aus. Und doch faszinierte es ihn was dieses Wesen aushalten konnte. Er bezweifelte, dass die Weiber in Brom auch nur wussten wie man einen Bogen hielt, geschweige denn einen Pfeil einspannen könnten. Er verstand sie nicht doch beeindruckte sie ihn und das fand er beinahe so schlimm wie die Tatsache das es ihm gefiel wie sie sich gegen alles wehrte was er sagte, tat oder auch nur dachte, auch wenn sie nicht wissen konnte was das war.
Er starrte in ihre grünen Augen und wünschte sich er könnte sie loslassen um den größtmöglichen Abstand zwischen sich und dieses verrückte Weibsbild bringen.
Aber sie war nicht eingeknickt. Sie hatte weder den Blick abgewendet noch hatte sie auf seine Worte reagiert.
Sanft ließ er seinen Blick von ihren Augen über ihren Körper wandern und sah zum ersten Mal wirklich ihre weibliche Seite. Verunsichert trat Sören von einem Bein auf das andere. Es verunsicherte ihn, wie sein Körper auf das reagierte was er sah. Noch vor einigen Tagen hatte er sie nicht einmal gekannt.
Und es war genau seine Verunsicherung und ein kleiner Moment seiner Unachtsamkeit die Frya gebraucht hatte. Mit aller Kraft die sie aufbringen konnte rammte sie ihn von sich weg. Er stürzte auf den Rücken, dabei hatte er ihre Hände nicht losgelassen und so stürzte sie direkt auf ihn drauf. Wieder entwich die Luft aus ihrer Lunge. "Uff." 
Ein kurzer, überraschte Ausdruck huschte über sein Gesicht. Er spürte nun ihren Körper deutlich auf seinem und unterdrückte den Drang der in ihm hinaufkroch. Freya war fest entschlossen, sie würde ihn loswerden, egal wie.
Vorzugsweise wollte sie ihn nicht töten. Das machte einen so schmutzig und sie musste ihm lassen das er seine Männer unter Kontrolle hatte. Auch wenn sie nur einige gesehen hatte, die er, in dem kleinen Ort einen Tagesmarsch entfernt, zurückgelassen hatte. Doch hasste sie dieses Gefühl sich ihm unterordnen zu müssen. Sie war keiner seiner Männer und sie würde ihm niemals blind gehorchen.
Er schien sie für eines seiner Tavernenmädchen zu halten. Sie würde nicht nachgeben, niemals. Egal wie sehr er sich wünschte das sie sich im unterwarf und er endlich umkehren konnte. Er wollte sie besitzen, er wollte, dass alles nach seiner Schnauze ging und das war der Punkt den sie anscheinend nicht mochte. Doch Freya konnte nicht verstehen wie eine Frau das wollte. Sie wollte kämpfen und sich selbst gehören. Sie wollte frei sein. Und egal wer sich ihr in den wegstellte. Sie würde dagegen ankämpfen. Wenn es sein musste bis zum Tod.


FREYA - Im Auge des Sturms (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt