Er stand auf, schlug sich den Dreck von den Kleidern und streckte ihr die Hand entgegen. Verwirrt sah sie ihn an. Jetzt also wollte er ihr helfen. Freya schnaufte aber nahm seine Hand an. Sören war selbst von sich überrascht. Und als er einen Blick in ihr Gesicht warf, holte er tief Luft. Er konnte ihre Wut sehen. Ihre Augen loderten und er hatte das Gefühl, dass das seine Schuld war. Hatte sie es denn so eilig sich töten zu lassen?
Doch darum machte er sich jetzt keine Gedanken. Sie mussten von hier fort. Wenn diese Männer zurück kamen und sie fanden würde es nicht schön werden. Ihn würden sie töten doch die Gedanken daran was sie vielleicht mit ihr tun würden, machten ihn rasend. Er griff nach ihrem Handgelenk und zerrte sie hinter sich her. Ohne sich zu wehren folgte sie ihm. Freya stapfte hinter Sören her und konnte ihre Wut kaum mehr zügeln. Nach etwa fünfhundert Metern entriss sie sich seinem Griff.
„Wir hätten kämpfen müssen." Knurrte sie leise, woraufhin Sören sich umwandte. „Nein." War seine simple Antwort darauf. Sie konnte doch nicht ernsthaft erwarten, gegen zwölf berittene Krieger anzukommen.
„Nein? Nein?" Rief sie und richtete ihren Blick auf ihn. Sören schluckte. Er wollte ihren Zorn niemals auf sich spüren. Doch er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, denn so begannen die Diskussionen zwischen seinem Bruder und dessen Ehefrau auch immer. Doch Freya fand das nicht lustig.
„Wir hätten sie umbringen sollen. Hätten uns wehren müssen." Spuckte sie aus. „Ich denke du bist der beste Krieger der eisernen Ebene." Rief sie ihm spöttisch entgegen. „Ja. Deswegen weiß ich auch, dass es keine Ehre hat in den Tod zu rennen. Ob mit oder ohne gezogene Klinge." Sagte er schlicht.
Ein Überraschtes Glitzern zog sich über Freyas Züge. Er ließ sich nicht auf diese Diskussion ein. „Wozu bist du ein Krieger, wenn du dich vor einem Kampf fürchtest?" Sören schloss die Augen. „Es ist nicht der Kampf den ich fürchte." Antwortete er sanft. Doch Freya glaubte nicht daran. Sie war wütend. Und ihre Wut würde nicht so leicht verschwinden.
Diese Männer, oder Männer wie sie, hatten ihre Familie getötet. Nun wollte sie an der Reihe sein. Sie wusste nicht zu welchem Stamm diese Krieger gehörten, doch sahen sie genauso aus wie die, die ihren Vater töteten. „Du fürchtest dich also vor dem Tod." Dieser Satz troff vor Abscheu. Ein Krieger durfte den Tod nicht fürchten. Er durfte sich vor gar nichts fürchten. Sören blickte in ihr Gesicht und sah ihre Enttäuschung, doch er wollte fort von diesem Dorf und so griff er wieder nach ihr und zog sie mit sich.
Bald schon hatte sie ihren Schritt dem seinen angepasst. Doch er ließ sie nicht los. Die Angst sie könnte ihm verloren gehen und von diesen Männern gefunden werden war zu groß. Mit schnellen Schritten lief er durch den Wald. Wo sollte er hin?
Er konnte diesen Männern nicht hinterher und er kannte sich auch nicht gut genug aus. Es verwirrte ihn das es ihm so wichtig war. Doch er hatte gelernt auf seine Instinkte und Gefühle zu vertrauen. Und seine Instinkte sagten ihm, dass sie wiederkommen würden. Bilder von diesen Männern und Freya schossen ihm durch den Kopf und er wusste nicht warum, jedoch machten sie ihn wütend.
Er würde nicht zulassen, dass diese ekelhaften Barbaren Hand an Freya legten. Sie war die erste und einzige Kriegerin die ihm wirklich das Wasser reichen konnte. Die ihm unter die Haut ging und er wollte sie noch nicht verlieren. Nicht wenn es versprach noch unterhaltsam zu werden.
Doch jetzt musste er erst einmal einen sicheren Platz finden. Er spürte nicht wie sie verzweifelt versuchte zu verschwinden.
Plötzlich stemmte sie sich gegen seinen Griff. Verwirrt drehte er sich zu ihr um. „Was ist?" Knurrte er. Er sah ihren Blick. Sie hatte Angst. Angst vor ihm. Vielleicht war es nicht direkte Angst, doch es war Furcht. Doch er konnte nichts machen. Sie mussten weg. Freya musste weg. „Was tust du?" Flüsterte sie ihm zu.
Er lockerte seinen Griff um ihr Handgelenk. Er sah kleine rote Abdrücke an ihren Gelenken und schloss kurz die Augen. Sie lebten in einer Gefährlichen Welt, doch alle Verletzungen gingen nur von ihm aus. Obwohl er sie doch nicht verletzen wollte. Er trat einen Schritt zurück und strich sich seine Haare aus dem Gesicht.
Kurz schloss er wieder die Augen. Er wusste es selbst nicht was er tat oder was er tun sollte. Er wusste nur, dass er sein Zuhause nicht retten konnte, wenn er tot war. Ebenso wenig wie Freya. Er schüttelte, über sich selbst, den Kopf und öffnete die Augen. Er konnte ihren Blick nicht deuten. Diesmal griff Freya nach seiner Hand. Dann zog sie ihn weiter, in die Richtung in die Sören eben gelaufen war. Sie liefen endlose Minuten bis sie irgendwann abrupt stehen blieb. Beinahe stieß er sie um. Doch er packte sie und hielt sie beide in einer stehenden Position. Sie starrte stur geradeaus.
Sören folgte ihrem Blick. Vor ihnen lag ein Dorf. Hinter einigen Bäumen erkannte er ein Tor. Verwirrt sah Sören zu ihr. „Rorun." Flüsterte sie lächelnd, doch er konnte sehen wie es leicht verrutschte. Er nickte.
Er verstand nicht was sie hier wollte? Doch vielleicht würden sie hier etwas zu Essen und einen Platz am Feuer finden. Das würde ihm gefallen.
Dann ging sie los. Sören griff nach ihrer Hand und zog sie zurück. Mit Schwung stieß sie gegen ihn. „Was tust du?" Flüsterte er diesmal. Er musste sich sicher sein, dass sie wusste was sie tat. Immerhin war er ein Fremder. Es gab viele Dörfer in der Gegend die keine Fremden mochten.
Sie sah ihn an. Ihr Blick sagte es sei alles gut, doch Sören wusste nicht ob er ihr vollkommen trauen konnte. Was wenn sie Falsch lag?
Er vertraute nur sich selbst und seinen Männern. So hatte er in den letzten Jahren das Unheil abwenden können. „Ich kenne die Leute." Flüsterte sie zurück und riss sich von ihm los. Widerwillig folgte er ihr. Obwohl er ihren Entscheidungen nicht traute, so würde er sie beschützen. Er würde es zu minderst versuchen.
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FREYA - Im Auge des Sturms (Band 1)
Fantasy(Überarbeitete Version von Sturmgestöber.) Freya hatte keinen Plan gehabt. Meistens wollte sie nur genau das Gegenteil von allen sein. Sie wollte keine Frau sein, die kochte und Körbe flechten. Sie war eine Kriegerin. Wie ihr Vater. Doch das Land w...