Das Dorf war mit großen Holzbrettern umzäunt und so war es ein ziemlich schwer zu überwindendes Hindernis. Sören war beeindruckt von der hölzernen Festung. Sie hatten sogar eine Teergrube was er interessant fand. Immer hatte er gedacht sie wären alle gleich. Wilde, die im Wald lebten. Das waren die Geschichten, die ihm als Kind erzählt worden waren.
Doch schon als er Freya kennenlernte musste er feststellen das seine Meinung nicht ganz stimmte. Sie war stur und aufmüpfig. Immer hatte er ihre Frauen für gefügig und schwach gehalten. Doch Freya war weder gefügig noch schwach. Aber vielleicht war sie die Ausnahme. Sie stellte sich aufrecht hin und klopfte gegen das riesige Tor. Ohne Angst, ohne Zögern. Laut schallte das Klopfen über die Lichtung.
Man konnte hören, wie hinter der gewaltigen Mauer etwas passierte. Ein kleines Fenster wurde geöffnet und ein kampfbereites Gesicht kam zum Vorschein. Es schien nicht oft vorzukommen, dass jemand hier her kam.
Im Null- Komma- Nichts hätte man ihm den Schädel einschlagen können. So wie er hinausspähte. „Wer seid ihr, Fremde?" Seine Stimme klang rau und sehr feindselig, was er nachvollziehen konnte. Sein blasses Gesicht blickte Sören kalt an. Er wollte sich gerade Vorstellen als Freya ihm die Hand auf die Brust schlug. Überrascht von dieser Reaktion hielt Sören den Mund.
Freya grinste in sich hinein, während Sören sich die Brust rieb. Sie wollte nicht so fest zuschlagen, aber sie hatte befürchtet, er würde es sonst nicht spüren. „Mein Name ist Freya aus Borun." Sagte sie laut. Überrascht riss die Wache die Augen auf, bevor er, sie zu schlitzen verzog. Im nächsten Moment schlug er die kleine Holzklappe zu.
Sören blickte Freya fragend an, die immer noch auf die Klappe starrte. Was würde nun passieren? Sören vertraute ihrer Entscheidung noch weniger als noch vor ein paar Minuten. Denn er konnte nicht einschätzen mit wie vielen Männern er es zu tun bekommen würde. Und wenn alle Frauen so waren wie Freya, dann wollte er es auch nicht mit ihren Frauen zu tun bekommen. Aber vielleicht, vielleicht würde auch nichts passieren?
Nach wenigen weiteren Minuten ging die Luke wieder auf. Ein Mann, diesmal nicht derselbe wie vor einigen Minuten, starrte hinaus. Seine Augen suchten erst seinen Blick, bevor er auf Freyas Gesicht zu liegen kam.
Seine Geschichtszüge waren stolz und schienen unbeugsam. Er starrte Freya an und Sören hätte sie am liebsten weggezogen. Musternd fuhr sein Blick über ihren Körper und das wurde ihm zu viel. Sören aus Brom wollte nicht das irgendein Mann sie so ansah. Wartend sah er sich die Szene an.
Die Luke schloss sich und sie hörten wie die Tore bewegt wurden. Lautes Knirschen schallte durch den Wald. Die Angel jaulten unter dem Gewicht. Sie öffneten nur einen Schlitz so dass sie gerade hindurch passten.
Sören griff nach seinem Schwert. Er blickte vorsichtig hinein, doch Freya ging einfach hinein und ihm blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. Vorsichtig sah er sich um.
Das Dorf sah aus wie jenes das sie vor zwei Tagen vorgefunden hatten, auch wenn es größer war. Und eben diese hölzerne Mauer. Sie umschloss das gesamte Dorf. Es musste ewig gedauert haben, diese Balustrade zu errichten. Sören war beeindruckt.
Kleine Hütten standen nur ein paar Meter hinter dem Schutzwall, die an Größe zunahmen. Und mit jedem weiteren Meter zur Mitte her, prunkvoller wurden. Sören konnte nur vermuten, dass sie in einem kleinen Platz mündeten, da sie ebenso wie die Balustrade kreisförmig angeordnet waren.
Sie folgten einer Gruppe Männern einen sandigen Weg entlang. Gingen zu dem Platz in der Mitte der Häuser. In der Mitte des Platzes war ein Brunnen und am Ende war ein großes strohgedecktes Haus.
Es waren etwa zweieinhalb Dutzend Hütten. Auf dem Platz herrschte reges Treiben und Sören überlegte kurz wie spät es sein musste. Er sah die Sonne, die gerade mal den halben Himmel umrundet hatte. Es konnte nicht später als ein Uhr sein, wenn er sich nicht täuschte. Der Mann ging auf Freya zu, skeptisch blickte er zu Sören, richtete seine Aufmerksamkeit aber wieder auf Freya.
Er wollte nach ihr greifen. Doch Sören machte einen Schritt und positionierte sich so zwischen Freya und dem Fremden. Gleichzeitig griff er nach seinem Dolch. Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass er hier nicht unter Freunden war.
Die Wachen reagierten sofort und hielten Sören ihre Schwerter an den Hals. Sie waren gut trainiert, doch sie sollten niemanden so nah an ihr Oberhaupt herankommen lassen, auch keine Freunde von Freunden. Obwohl er nicht einmal sagen konnte ob Freya und er wirklich Freunde waren. Doch die Schwerter waren ihm größtenteils egal. Dieser Mann durfte sie nur nicht berühren. Sören war sich dabei sicher. Er wusste zwar nicht warum, doch er war es einfach. Vielleicht lag es an der Art wie steif Freya geworden war oder wie ruhig. Nicht das sie sonst besonders entspannt war. Er hätte sie gerne mal entspannt gesehen.
Eigenartig, wie er schon nach drei Tagen auf sie reagierte. Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber nachzudenken. Über seine eigenartigen Gefühle nachzudenken.
Er spürte ihre Hand auf seinem Rücken. „Ist schon gut." Flüsterte sie, so leise, dass nur er sie hören konnte. Er vertraute ihr dabei, doch er traute auf keinem Fall diesem Mann.
Er war um einige Jahre älter als Freya und schien sie zu kennen, was Sören störte. Wenn hier jemand sie kannte, dann war das, vielleicht das Ende ihrer gemeinsamen Reise und so sehr er sich das manchmal auch gewünscht hatte, wollte er sie erst einmal durchschauen. Mit einer fließenden Bewegung ließ Sören seinen Dolch sinken und trat zurück. Der Mann vor ihm wartete.
Sören wusste nicht worauf, doch sollte er auf eine Entschuldigung warten so würden sie noch in einer Woche hier stehen. Vielleicht würde Sören auch einen Monat aushalten. Freya blickte zu Sören auf. Er schien nervös zu sein, was sie nachvollziehen konnte, denn jeder in diesem Dorf würde ihn ohne zu zucken umbringen und dass er gleich am Anfang unhöflich war und sich dafür nicht entschuldigte machte nicht unbedingt einen guten Eindruck.
Doch eigentlich hatte er nichts anderes von ihm erwartet. Vermutlich war sein Rang höher, als der jedes einzelnen dieses Dorfes. Doch leider zählte das hier nicht. Und das er sich vor sie gestellt hatte, sie versucht hatte zu schütze, obwohl er gestern noch versucht hatte sie zu töten. Nun irgendwie mochte sie das Gefühl.
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FREYA - Im Auge des Sturms (Band 1)
Fantastik(Überarbeitete Version von Sturmgestöber.) Freya hatte keinen Plan gehabt. Meistens wollte sie nur genau das Gegenteil von allen sein. Sie wollte keine Frau sein, die kochte und Körbe flechten. Sie war eine Kriegerin. Wie ihr Vater. Doch das Land w...