Schuss 21

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"Anna ich will nicht unverschämt sein, aber haben wir eine Möglichkeit bei den Menschen zu sitzen. Henri und ich sitzen so selten in Stadien und wollen die Möglichkeit jetzt nutzen.", sage ich unsicher. Anna schaut mich schmunzelnd an. "Natürlich. Geht einfach den Weg zurück und in die Richtung der Toilette. Da kommt ihr dann auf die Tribünen. Ihr müsst nur gucken, wo noch etwas frei ist. Viel Glück.", grinst sie. Ich lächele und gehe mit Henri runter. Wir ziehen uns noch unsere Trikots an und stecken die Pässe weg. Dann gehen wir auf die Tribüne und finden tatsächlich noch zwei Plätze mitten in der Menge. Das Spiel wird gerade angepfiffen. Die ersten Minuten laufen etwas träge ab und es passiert nichts spannendes. Die Fans schreien aber wie wild, tanzen, singen und feuern ihre Mannschaft an. Henri und ich sind mittendrin. Dann sind wir auf dem großen Bildschirm zusehen und wir grinsen um die Wette. Mein Blick fällt zurück aufs Spielfeld. Gnabry läuft voran. Ich halte die Luft an. Er passt zu Reus und weiter zu Julian. Julian hat kein durchkommen und schießt zurück zu Marco. Er ballert aufs Tor und der Ball ist im Netz. Ich springe in die Luft und umarme Henri fest. "Jaaaaaa.", schreien wir laut. "Erstes Tor für Deutschland in der 34. Minute von dem Torschützen Marco..." "Reus!", schreien alle. "Marco..." "Reus!", die Mannschaft jubelt zusammen und verteilt sich dann wieder. In der ersten Halbzeit bleibt es bei dem 1 zu 0 und die Jungs spazieren vom Platz. "Hast du Appetit auf eine Bratwurst?", frage ich Henri. "Ja.", nickt er. "Ok, warte hier und verteidige meinen Platz.", grinse ich und laufe durch die Reihen. Ich stelle mich an die Schlange und nehme mein Handy, was gerade vibriert hat.

Warum wusste ich, dass du nicht im VIP Bereich bleibst?💕

Haha, tja, weil ich nunmal ins Stadion gehöre und mit den Menschen feiern will und keine Angst habe mich nass zu machen.

Meinst du jetzt die Bierdusche🍺 oder einen Regenschauer?🌧️

Ich muss lachen und stecke mein Handy weg, weil mir zwei Brötchen mit Bratwurst gereicht werden. Ich halte meinen Pass hoch, damit ich nicht bezahlen muss. Sie nickt und bedankt sich für ihr Trinkgeld, welches ich ihr trotzdem gebe. Ich hole Henri und mir noch ein Bier und gehe dann zurück zu ihm. Er nimmt mir seine Bratwurst ab und das Bier. Dann beiße ich genüsslich von meiner Wurst ab und nehme mein Handy wieder in die Hand.

Beides.🤭

Habe ich mir schon fast gedacht. Ich schieße gleich ein Tor. Das ist für dich.⚽💕

Das hoffe ich mal für dich, sonst bin ich sauer. Ich bin extra hergefahren. Dein Auto hat übrigens einen Kratzer.😕

Schon klar. Dann hättest du dich nicht hergetraut.😂 Ich liebe dich. Muss jetzt wieder raus.🖤❤️💛

Ich liebe dich. Viel Glück bei meinem Tor.💕

Er sendet mir nochmal ein Herz, dann geht er offline. Ich stecke mein Handy wieder weg und nehme einen Schluck vom Bier. Meine Bratwurst habe ich schon weggeputzt. Die Jungs kommen wieder aus Feld und wir jubeln. "Brandt, du geile Sau.", schreit jemand hinter mir und ich muss lachen. Genau das liebe ich. Diese verrückten, lieben, lustigen Menschen im Stadion, am Stadion, beim Fußball. Fußball verbindet einfach und wenn die richtigen Menschen da sind, geht es nicht um schwarz, weiß oder um dick, dünn oder um arm, reich. Und wenn es ganz gut läuft, dann geht es nicht mal um die Mannschaft. Wir haben gemeinsam Spaß und können zusammen lachen, schreien und weinen. Ich drehe mich zu dem Typen um und klatsche ihn ab. "Brandt Fan oder?", tippt er auf den Namen auf meinem Rücken. Ich nicke und muss prusten. Gott sei Dank hat der keine Ahnung. "Du auch!", grinse ich. Er nickt und stößt mit mir an. Wir nehmen einen Schluck vom Bier und ich schaue einen röchelnden Henri warnend an. Der spinnt doch. Wie kann man so sehr lachen? Ich grinse und drehe mich wieder um. Dann ist der nächste Anpfiff und wir schreien uns die Seele aus dem Leib, wenn jemand gefoult wird, wenn sie fast ein Tor schießen, wenn unsere Jungs bestraft werden oder wenn die Isländer auf unserer Tor zu laufen.

Julian hat bis jetzt noch kein Tor geschossen und es sind nur noch zwei Minuten. Ich muss kichern. Wir führen immer noch mit einem Tor. Als ein neuer Angriff gestartet wird, halte ich wieder die Luft an. Gnabry passt quer übers Feld zu Julian. Sein Gesicht wird kurz dicht gezeigt und er hat ein fettes Grinsen auf den Lippen. Dann schießt er ins Tor und jubelt übermütig. Ich springe auf und ab und strahle übers ganze Gesicht als Julian ein Herz in die Luft malt. Ich lache und bin überglücklich, dass wir dieses Spiel gewinnen und daß ich mein Tor bekomme habe. Julian grinst breit weiter und sie spielen noch die letzten Sekunden und jubeln dann überglücklich als abgepfiffen wird. Die Deutschen sind außer sich und wir umarmen auch fremde Menschen. Mich umarmt auch der Typ hinter mir und ich lache. Fußballliebe.

Wir gehen langsam durch die Menge zurück ins Stadion Innere. Wir gehen zurück in den VIP Bereich und treffen wieder auf Anna. Mit ihr gehen wir runter zu den Kabinen. Davor warten wir und erzählen ihr von unseren Eindrücken auf der Tribüne. Als nach und nach die Jungs heraus kommen und auch Emre mit Anna sich verabschiedet und schon ins Hotel fahren, warten wir noch weiter auf Julian. Als zwei Ärzte an uns vorbei gehen und in die Umkleide gehen, lusche ich rein. Julian sitzt auf der Bank und lehnt mit dem Kopf zurück. Oh nein. Nicht schon wieder. Julian hat mich gesehen und rein gewunken. Ich öffne vorsichtig die Tür und schaue mich um. Marco steht noch ohne Pulli und mit nassen Haaren da und auch Havertz steht noch ohne Oberteil im Raum. Beide schauen mich zerknirscht an. Julian streckt seine Hand aus. Ich setze mich neben ihn und nehme seine Hand. "Was ist passiert?", dann küsse ich seine Wange und schaue den Ärzten zu, wie sie Julians Bein kühlen. "Ich habe mir in der letzten Minute eine Zerrung geholt. Ausgerechnet am verletzen Muskel.", murmelt er sauer. "Och man Hase.", jammere ich und umklammere seinen Arm. "Tut es sehr weh?", frage ich vorsichtig. "Geht schon wieder.", seufzt er. Marco grinst etwas und ich schaue ihn fragend an. "Jule, du fängst schon an wie ich.", Julian findet das überhaupt nicht lustig. "Vergiss' es. Das liegt nur an meinem vorverletzten Muskel. Der Arzt war zu inkompetent. Er hat mich schon freigegeben.", stellt er fest. Dann mischt sich der Mannschaftsarzt ein. "Der Arzt ist nicht schuld. Der Muskel war einfach etwas eingeklemmt.", kontert er und ich grinse. Dann küsse ich nochmal seine Wange und stehe auf, um seine Sachen zusammen zu packen. Es klopft an der Tür und es wird ein Kontrollgang gemacht. "Wir brauchen noch etwas.", grinst Kai. "Was machen Sie hier?", fragt der Kontrolleur sofort. "Sie dürfen hier nicht rein.", redet er sofort weiter. "Ist schon in Ordnung. Sie gehört zu mir.", sagt Julian sofort. "Sie darf hier nicht rein. Das ist eine Regel." "Schon gut. Ich stehe dafür gerade, wenn es dafür eine Strafe gibt. Wir sind sowieso gleich fertig.", wehrt er sich. "Ich kann doch auch raus gehen.", sage ich sofort. "Nein Kora. Du bleibst hier.", sagt Julian mit fester Stimme. Der Kontrolleur verschwindet und ich schaue verwirrt zu Julian. Er sagt nichts mehr und ich stelle mich wieder zu ihm und käme seine Haare mit meinen Fingern. "Hier, das bekommst du mit. Wir gucken morgen, vor der Abfahrt, nochmal drüber. Kühle erstmal weiter. Bis zum nächsten Bundesligaspiel oder bis zum übernächsten passt das wieder.", lächelt der Arzt und Julian nickt. Ich nehme die Kühlakkus und schaue zu den beiden Jungs. Marco und Kai sind jetzt auch fertig. Marco nimmt Julians Tasche und Kai stützt ihn rechts und Henri draußen links. Marco und ich laufen hinterher und wir entscheiden uns für eine bequeme Autofahrt. "Henri, du kannst doch im Bus mitfahren.", schlägt Kai vor. Henri schaut ihn überrascht an und stimmt sofort zu. Ich grinse und die 3 Jungs gehen zum Mannschaftsbus, der jetzt nur auf Marco, Kai und Julian gewartet hat. Julian sitzt auf dem Beifahrersitz und schaut mich sauer an. Ich nehme seine Hand und streichele mit der anderen über seine Wange. "Das wird wieder. Versprochen. Es sind höchstens zwei Wochen. Die kriegst du schnell wieder aufgearbeitet.", lächle ich ihn an und drücke ihm einen Kuss auf die Lippen. Er guckt mich weiterhin sauer an. Ich muss schmunzeln und küsse ihn nochmal. Dann bringe ich uns heil zum Hotel und die Mannschaft ist schneller da. Am Kontrollzaun, wollen sie uns gar nicht reinlassen, bis Julian seinen Ausweis gezeigt hat. Ich finde das sehr vorbildlich. Julian regt sich furchtbar darüber auf. Das regt mich wiederum auf. Marco und Kai helfen mir Julian hoch aufs Zimmer zu bringen und ich bedanke mich bei ihnen. "Jetzt bring den Trauerkloss mal auf andere Gedanken.", grinst Marco frech. "Mach' ich.", ich nicke und gehe nicht weiter auf seine Anspielung ein. Dann gehen sie auf ihre Zimmer. Henri stand die ganze Zeit strahlend neben mir. Er erzählt mir dann wild von der Fahrt im Bus, aber ich muss ihn abwürgen. "Wir reden morgen darüber ok?" "Na gut.", schaut er enttäuscht. "Tut mir leid.", sage ich ernst. "Schon gut.", murmelt er. Ich weiß er möchte mir sein Erlebnis im Bus erzählen, aber ich muss meine Wut auf Julian jetzt ablassen. Und zwar nicht an einem glücklichem, unschuldigem Henri, sondern an Julian.

Foul! - Julian Brandt Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt