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Vor Jahren einmal sollte das Dreieck, zwischen den nördlichsten, den östlichen und den westlichsten Orten eine Handelsrouten entstehen. Die Dörfer, die sich auf diese neuen Wege Abhängig sahen waren dafür.
Doch der Hafen von Brom sollte nicht als solch ein Drehkreuz missbraucht werden. Dies fand jedenfalls der Burgherr von Brom. Ohne Kompromiss lehnte er ab. Schien die Not der Ebenen nicht zu sehen. 
Die Menschen in den westlichen und östlichen Ebenen waren wütend und verzweifelt. Also versuchten sie den Burgherr von Brom zu stürzen. Dadurch wurden viele Orte zerstört. Und die Bevölkerung der Ebenen hatte keine Chance. Ohne den Handel kam es zu Hunger und zu Armut . Brom wurde als Verweigerer auf die Liste gesetzt und verachtet. Auch wenn sich Freya sicher war, das Sören keinerlei Ahnung hatte, dass diese Entscheidung solche Konsequenzen haben würden, wusste sie, dass es Lachlan egal wäre. Er hatte durch diesen Kampf einen Sohn und seinen Bruder verloren, so wie viele seiner Männer, die immer wieder gegen Angreifer kämpfen mussten. Er hatte sich keine Gedanken gemacht, wie gefährlich diese Routen sein konnten. Doch der Hass und seine Sturheit, ließen ihn blind werden.
„Freya ist alle in Ordnung? Geht es dir gut?" Elisa holte sie aus ihren Gedanken. Freya bemerkte erst jetzt, dass sie stehen geblieben war und blickte sie an „Du siehst blass aus." Sagte Elisa besorgt.
Mit einer Hand fasste Elisa auf Freyas Stirn. „Ich denke du bist warm. Vielleicht solltest du dich hinlegen. Vater wird das verstehen." Doch Freya lächelte sie an und griff nach ihrer Hand. Sie versuchte so viel Dankbarkeit mit dieser kleinen Geste wie ihr nur möglich war, Elisa zu vermitteln. Sie verstand und drückte als Zeichen ihre Hand.
„Ach übrigens, wenn der Abend vorbei ist. Musst du mir alles über deinen Begleiter erzählen. Judith meinte er sei ein wirklich stattlicher Bursche." Sie fing an zu lachen und Freya tat es ihr gleich. Judith. Sie schaffte es immer alles, als erste zu wissen und wenn es um 'stattliche Burschen' ging so war sie immer mit von der Partie.
Ein kleiner Blitz der Unzufriedenheit schoss durch Freyas erhitzte Adern. Denn obwohl Freya es nie verstand, so bekam Judith doch häufig die Burschen die sie wollte. Sören konnte tun was er wollte.
Nur war Freya der Meinung, dass er es nicht mit jeder tun konnte, weil... Nun, weil sie es einfach nicht wollte. Als Freya sich über ihre Gedanken klar wurde, war sie erschrocken und versuchte sie abzuschütteln, doch es gelang ihr nur spärlich und so hingen ihre Gedanken daran wie sie Sören und Judith hinter der Taverne finden würde. Sie war sich nicht sicher, ob sie Judith nicht ein wenig verletzen würde, wenn er sie auf seinem Schoß finden würde. Und Sören würde sie auch weh tun.
Elisa zog sie hinein und sofort umfing sie die Wärme des Saales. Es hatte sich nichts verändert. Ein Viereck aus Holztischen am Kopf saßen Lachlan und Nils. An den Wänden hingen Schilde in verschiedenen Farben. Der Tisch war mit Essen beladen und nur durch die Fackeln an den Wänden und den angezündeten Kerzenleuchter über ihnen konnte sie etwas sehen. Sie suchte seinen Blick. Sie wusste das er sie sah. Sie wusste nicht woher, doch sie spürte, dass er nach ihr Ausschau hielt. 
Dann sah sie seine blauen Augen. Er starrte sie an. Er konnte nicht fassen wie wunderhübsch sie war. Jeder konnte es sehen und das machte ihn wütend. Jeder Mann würde ihre Brüste so sehen. Das passte ihm nicht. Doch er konnte sich nicht rühren. Ihre grünen Augen strahlten ihn an. Am liebsten wäre er zu ihr gegangen hätte seinen Pelz genommen und sie damit verdeckt.  Nein, am liebsten wäre er zu ihr hingegangen und hätte sie geküsst, hätte sie an sich gepresst. Denn eigentlich hatte er kein Problem damit sie so zu sehen. Nur wollte er der einzige sein der sie so sah. Seine Gedanken schossen zur Höhle zurück. Wie sie sich an ihn geschmiegt hatte. Die Gefühle die er hatte waren neu.
Doch er wollte Freya unbedingt. So oft sie sich auch stritten und bekämpften, er wollte sie. Sie war so wild. Wild und wunderschön. Seine Gefühle verwirrten ihn. Er war ein Krieger. Schon immer war er das gewesen. Damit konnte er auch nicht einfach aufhören und das wollte er auch nicht. Er verlor sich beinahe in ihrem Blick und das, obwohl sie mehrere Meter voneinander getrennt waren.
Freya blickte in seine Eisblauen Augen und sah seine Begierde. Sie hatte das schon oft gesehen. Sie hatte es bei anderen Männern gesehen und es bei ihm zu sehen, beruhigte sie. Mit einem Ruck wurde ihr Blick von seinem getrennt.
Sie lag in den Armen eines anderen Mannes. Sören wollte am liebsten auf Freya und den Fremden zu stürzen und sie ihm aus den Händen reißen. 
Freya jedoch wollte seine Arme ebenfalls, nur seine und das machte ihr eine höllische Angst. Als sich der Mann von ihr löste suchte Freya seinen Blick erneut jedoch fand sie ihn nicht. Sie blickte an dem Mann hoch der sie noch immer hielt. „Nils." Flüsterte sie. Er nickte als würde sie nicht wissen wer er war. Als wäre das nicht selbstverständlich. Dann griff er nach ihrer Hand und zog sie zu dem Platz direkt neben ihm.
Freya suchte in der Menge nach Sören. Sie dachte es sollte leicht sein seine hellen Haare zu entdecken, doch das war es nicht. Er schien wie vom Erdboden verschluckt. Als sie saß wurde die Stimmung unruhig. Sie wusste was nun kommen würde. Die Männer griffen nach den Schilden, die an den Wänden hingen. Mit Rufen eingeleitet, hoben sie die Schilde hoch und bildeten ein Viereck. Sie schluckte.
Nils stand auf. Er stieg über den Tisch auf eines der Schilder und lief eine Runde. Obwohl es eine wackelige Angelegenheit sein sollte war er äußerst sicher auf den Beinen. Dann schrie er: „Du!" Er zeigte, mit seinem Finger in die Menge. Freya folgte seinem Finger, der in die Menge zeigte.  Auf Sören. Sie keuchte. Sie keuchte und starrte den Auserwählten an. Natürlich nahm Nils Sören. Denn Sören war der neue und er musste sich beweisen. Auch wenn seine Chancen äußerst gering waren nahm er an. Freya starrte ihn an.
Dann stand sie auf. „Wie wäre es denn mit mir?" Nils grinste. Er wollte Sören bloßstellen. Freya entschied es wäre besser wenn sie es tat. Wenn sie es freiwillig machte. Als Freya das erste Mal auf den Schilden stand, hatte sie Nils besiegen können.
Damals hatte er sich den Arm gebrochen und dementsprechend war die Reaktion der anderen. Sie kannte sie fast alle und beinahe jeder konnte sie noch an diesen Tag erinnern. Nils war es unglaublich Peinlich gewesen. Sie war genauso gut wie er. Doch er hatte mehr Übung. Denn auch er war älter und erfahrener geworden.
Es würde ihm Spaß machen sie zu schlagen. Er nickte. So konnte er sich für ihr erstes Mal revanchieren. Nils kam auf sie zu und hielt ihr die Hand hin. Sie war eine Lady und das wollte er allen zeigen.
Es würde ihm ein Vergnügen sein endlich mit ihr verheiratet zu sein. Er hatte nie daran geglaubt, dass sie ihr Versprechen halten würde. Sie ergriff seine Hand und stieg hinauf. Die Schilde waren wacklig und sie hatte vergessen wie schwer das war.
Nachdem Nils auf der Gegenüberliegenden Seite angekommen war grinste er noch einmal. Freya spürte Sörens Blick. Doch konnte sie sich nicht darauf konzentrieren. Dann rannte er los. Er war schnell. Das aber wusste sie vorher schon. Die Schilde waren wackelig und manchmal gaben sie auch nach. Doch Freya hielt sich wacker oben. Sie rannte schneller und auch Nils musste sein Tempo beschleunigen. Er hatte unterschätzt wie schnell sie war.
Früher hatte er immer versucht besser als sie zu sein. Denn er wusste er würde sie heiraten und so tat er was er konnte. Er musste immer besser sein als sie. Das Problem war, dass er wusste wie stark, eigensinnig und wild sie tatsächlich war.
Als sie Lachlans Stimme hörten stoppten sie und blickten ihn an. Er beendete das Spiel jedes Mal, wenn es ihm zu lange ging. Freya wusste nicht wie viele Runden sie gelaufen war. Sie wusste nur, dass sie ihn noch nicht überrundet hatte. Das bedeutete, sie hatte noch nicht gewonnen. Und sie musste gewinnen.

FREYA - Im Auge des Sturms (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt