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Er hatte keine Wahl. Er musste raus und musste frische Luft schnappen. Freya hatte die Wahl. Und sie entschied sich. Denn es gab nur diese Möglichkeit. Er blickte zu ihr zurück. Er konnte es in ihren Augen glitzern sehen.
Sie wollte mit ihm sprechen. Sie wollte das nicht so im Raum stehen lassen. Doch der Lärm verschluckte jedes Wort das sie hätte an ihn richten können. Sein Blick brach ihr das Herz. Er schien so enttäuscht. Doch nicht von ihr. Das hätte sie sich gewünscht.
Er war es von sich selbst. Das zerriss sie. Er warf ihr einen Blick zu und verließ den Saal. Sie wollte ihm hinterher, doch dann griff Lachlan nach ihr und nach Nils und drückte sie an sich. „Ich bin ja so glücklich. Nach Ericas Tod glaubte ich nicht mehr daran."
Freya litt. Als Lachlan sie losließ schwankte sie kurz. Ihre Hand glitt zu ihren Waffen und zählte sie unauffällig durch. Den Rest der Feier saß Freya nur schweigend da und starrte die Tür an. Sie hoffte so sehr Sören würde hereinkommen. Doch er tat es nicht. 
Sie war genervt von dieser Feier. Sie wollte weg. Und auch wenn sie gestern noch versucht hatte Sören zu töten, war er der einzige hier, der sie nicht wie eine Fremde fühlen ließ. Denn das hier war nicht ihr Leben. Sie lebte draußen in den Wäldern. Sie hatte schon einige Ebenen gesehen und sie wollte sich nicht in diesem Dorf einsperren lassen.
Es war schon weit nach Mitternacht als Freya endlich den großen Saal verlassen konnte. Elisa hatte ihr angeboten in ihrer Hütte zu schlafen und dahin wollte sie jetzt gehen.
Die meisten Bewohner waren in ihren Häusern und nur einige waren noch auf dem Weg. Freya trat so leise sie konnte die kleine Hütte und sah sich um. Es brannte eine kleine Kerze auf dem Tisch und Freya ging auf sie zu. Ihre Gedanken waren bei Sören und sie hoffte er war nicht abgehauen. Er hatte ihr Versprochen ihr zu folgen, egal wohin sie ging. Und im Moment ging sie gar nicht. Doch wie konnte sie erwarten, dass Sören ihr traute. Ausgerechnet ihr.
Ein klopfen an der Tür und sie fuhr herum. „Elisa?" Hörte sie Judith flüstern. Leise kam sie herein. Freya schwieg. Als Judith sich umdrehte, schrie sie plötzlich auf. Als dann auch noch Elisa aus ihrem Schlafraum mit einem Messer gestürmt kam, griff Freya nach ihrem Handgelenk und entwendete ihr das Messer. Elisa würde sich eher selbst verletzten, anstatt jemand anderen. Sie hatte keine Ahnung wie sie auch nur das Messer halten sollte.
Elisa schrie ebenfalls erschrocken auf, was sofort einem Lachen wich. Judith und Elisa lachten und setzten sich dann an den Tisch. Freya verstand die Situation nicht und wollte verschwinden, doch Elisa hielt sie auf. „Willst du dich nicht zu uns setzen?" Fragte Elisa immer noch lächelnd. Freya wusste nicht wohin sie sollte und so setzte sie sich neben Elisa auf die kleine Holzbank. „Sören ist so charmant. Aber was könnte man von einem Mann wie ihm auch erwarten." Schwärmte Judith und Freya starrte sie an. „Und dabei ist er noch ein Krieger. Schade das er von Nils die neuen Kleider bekommen hat. Ist er ein guter Krieger, Freya?" Fragte sie und wandte sich Freya zu. Freya schüttelte ihre Gedanken ab und nickte sachte.
„Ich wusste es doch. Er ist wirklich großartig. Ich hoffe er bleibt." Sagte sie weiter. Elisa blickte Freya an und sah ihren Blick. Sie konnte Freya verstehen. Sie wollte Nils nicht heiraten, dass wusste sie und es tat ihr beinahe leid. Damals hatte sie ihr geholfen, als sie gehen wollte. Judith erzählte weiter und schwärmte. „Naja, jedenfalls schläft er bei Ole." Redete sie weiter und Freya blickte auf. Ole war einer der Schmiede und wohnte neben Nils Hütte. Sie wollte mit ihm reden. Freya stand auf. „Ich gehe nochmal raus." Ihre Stimme klang bemüht ruhig und Freya konnte in Elisas und Judiths Augen sehen, dass die beiden wussten wohin sie gehen wollte.
Mit schnellem Schritt ließ sie die beiden tuschelnden Mädchen hinter sich. Freya lief so leise sie konnte, denn obwohl sie niemanden traf, wusste sie, dass es genügen Leute hier gab die sie hören konnten. Elisas Hütte stand auf der gegenüberliegende Seite des Saales. Und ebenfalls schräg gegenüber von Oles Hütte. Freya zuckte zusammen, als sie einige Männer grölen hörte. Wahrscheinlich hatten sie weitergefeiert und waren nun, sturzbetrunken, auf dem Weg zu ihren Häusern. Freya blieb vor Oles Hütte stehen und blickte die Tür an. Was wenn Sören nicht da war? Was war wenn Sören sie nicht sehen wollte? Freya zögerte.
Sie bezweifelte das Sören sie sehen wollte. Als sie Schritte hörte, drehte sie sich um. Schwankend sah sie jemanden auf sich zukommen, doch sie konnte nicht erkennen wer es war. Doch sie erkannte ihn, als er stehen blieb und aufrichtete. Sein Blick lag auf ihr. Sie wollte auf ihn zu gehen und mit ihm reden. Doch sie wusste nicht wie sie anfangen sollte. Also schwieg sie. Sören starrte sie an.
Er konnte sie kaum erkennen und nur eine kleine Fackel beleuchtete sie sanft. Es schmerzte ihn beinahe sie zu sehen. Langsam ging er auf sie zu und hätte sich gerne geohrfeigt, denn er schwankte gefährlich. Er hatte sich nie so betrunken wenn er niemanden hatte der ihn hätte beschützen können, doch es war ihm egal gewesen. 
Er musste dringend aufhören an Freya zu denken. Sich um sie zu sorgen. Er musste aufhören sie behalten zu wollen. Leichter gesagt als getan. 

FREYA - Im Auge des Sturms (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt