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Nakim schwieg. Denn er wusste, das Sören Recht hatte, doch er hatte schon lange nicht mehr daran gedacht. Nakim war hier aufgewachsen, er war seit Jahren hier und hatte gelernt, dass diese Männer immer zuerst starben. Die Männer die gegen eine Ungerechtigkeit kämpften. Doch was Sören nicht verstand, war das es hier keine Gerechtigkeit gab. Hier trauten sich selbst die Götter nicht her. 
Der Tag verging schleppend und Sörens Gedanken schweiften zu seiner Freya. Auch wenn er sich nicht verkneifen konnte daran zu denken wie sie in den Armen eines anderen lag. Er versuchte das Bild ihrer Wildheit und ihres Kampfgeistes zu verinnerlichen. Wie sie ihn einem Schnitt zufügte und dann lachte. Wie sie spottete. Wie sie gleichzeitig die Präzession besaß die jemanden töten konnte und so weich und weiblich war.
Auf dem Weg zu seinem Käfig, schlug eine Glocke. Erschrocken fuhr er um. Die Menschen verfielen in Aufregung doch Sören verstand nicht. Das war neu. Er wurde neben Nakim und den Anderen in den Käfig gedrückt. Nakim spannte sich an. Er hatte Angst. Wovor?
Alle Männer pressten sich an die Stäbe und spähten hinaus. Barbaren auf Pferden kamen hereingeritten und blieben auf dem Platz stehen. Es waren drei Reiter und ein Dutzend laufende Männer. Sie alle waren mit Seilen aneinandergebunden. Es kamen also Neue. Jetzt verstand Sören auch warum Nakim so angespannt war. Er hatte Angst jemanden zu sehen den er kannte. Allen ging es so nur einem älteren Mann nicht. Er saß auf der anderen Seite des Käfigs und starrte zu Boden.
Sören glaubte nicht, dass er jemanden sehen würde den er kannte und ging auf ihn zu und setzte sich zu ihm. Er hob den Kopf. Er sah wirklich alt aus. Doch hier sahen alle Männer alt aus. Alt und getrieben.
Sein Bart war grau und seine Züge waren zusammengefallen. Er war dünn und Sören empfand es als grausam ihn noch arbeiten zu lassen.
„Es scheint dich nicht zu interessieren." Stellte Sören fest. Überrascht blickte der alte Mann Sören an. „Das gleiche gilt für dich. Glaubst du weil du aus der weiten nördlichen Ebene stammst würde dort niemand sein den ihr kennt?" Überrascht sah Sören ihn an.
„Der nördlichen Ebene?" Fragte er misstrauisch. Der Mann lachte. „Die Zeichen auf deiner Haut. Ihr stammt aus Brom. Unverkennbar." Sagte der alte Mann und blickte auf Sörens Brust. Er kannte die Zeichen. Also war er im Norden gewesen. Kam er von dort?
„Wart ihr dort?" Fragte Sören ihn sehnsüchtig. Der alte Mann nickte. „Als ich noch jung war. Die Männer der höheren trugen diese Zeichen." Sagte er während er auf seinen Rücken zeigte. Er nickte. „Ich bin Sören aus Brom." Sagte dieser entschlossen und fühlte sich entblößt.
Der Mann schnappte nach Luft. „Was tust du dann hier? Du solltest bei deinem Volk sein." Sagte er aufgebracht. Er schien zu wissen wer Sören aus Brom war.
„Sag mir was tust du hier?" Sören drehte seinen Kopf zu ihm. „Ich habe jemanden in die immergrüne Ebene begleitet. Dort wurde ich geschnappt." Der Alte nickte. „Deswegen trägst du einen anderen Namen?" Fragte der alte und Sören nickte nur.
Es war gefährlich eine der Fremden Ebenen zu betreten ohne jemanden der sich auskannte. Sicher war das auch der Grund wie sie ihn schnappen konnten. Das wollte er jedenfalls glauben. „Das war sehr mutig was du für das Mädchen getan hast. Du kanntet die Strafe nicht einmal." Wechselte der Alte plötzlich das Thema. Sören starrte ihn an. Hatte er das gesehen?
„Nichts daran war mutig." Sörens Worte wurden lauter. Der Alte sah ihn an. Er bedeutet weiterzusprechen. „Sie ist ein Kind. Ich bin es nicht. Die Chance, dass sie hier raus kommt ist größer als meine. Mein ganzes Sein hat sich dagegen gesträubt. Das hat nichts mit Mut zu tun. Es ist selbstverständlich." Sagte Sören. Wobei seine Stimme leiser wurde. Der Alte schien zu verstehen. „Du bist ein sehr ehrenvoller Mann, Sören aus Brom." Sagte der Alte, damit war das Gespräch für ihn beendet, denn er drehte sich von ihm weg.
Die anderen Männer setzten sich hin und machten sich für die Nacht bereit. Sie schienen alle so erleichtert. Anscheinend hatten sie niemanden gesehen den sie kannten.
Sören stand auf und setzte sich neben Nakim. Auch er schien erleichtert. „Vor wem hast du solche Angst er könnte hier her kommen?" Fragte Sören ihn leise.
Nakim sah Sören an und schloss die Augen. Er hatte nicht Erwartet er würde das verstehen. „Meine kleine Schwester. Ein paar meiner alten Freunde. Doch ich weiß nicht mal ob noch einer von ihnen lebt. Vor allem meine kleine Schwester." Sagte er.
Sören nickte. Dann legte Nakim sich hin und sank in einen Schlaf, der nicht die Erholsamkeit brachte, die er brauchte. Sören wollte ihn fragen wie seine Schwester so war oder seine Freunde, doch Nakim wollte nicht reden. Also legte sich Sören ebenfalls hin und schlief ein. Unruhiger Schlaf war besser als nichts. Wie jeden Abend bereute er die Entscheidung gegangen zu sein. Er vermisste sie. Sie und seine Freiheit.

FREYA - Im Auge des Sturms (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt