„Hey. Du." Hörte sie ihn rufen. Er war betrunken. Sie hatte ihn schon früh bemerkt. Er und seine Männer waren vor Tagen gekommen und fragten wegen den Barbaren herum. Doch sie schienen keine guten Informationen bekommen zu haben. Freya hatte Gerüchte gehört.
Freya drehte sich um und sah ihn an. Er musterte sie und lachte über eine Bemerkung die einer seiner Männer machte. Als die Männer sich zurückzogen schlich Unbehagen in ihr auf.
„Ich habe dich gesehen. Mit dem Blonden in der Taverne." Sören griff in seine Tasche, lief auf sie zu und blieb wenige Zentimeter schwankend vor ihr stehen. „Ich dachte du würdest den gerne Wiederhaben." Sagte Sören und streckte ihr den kleinen Dolch entgegen." Verwirrt griff sie danach. „Danke. Ich werde jetzt gehen, wenn das alles wäre." Sprach sie weiter und wollte sich schon abwenden.
Der Alkohol vernebelte sein Gehirn. Seine Gedanken umkreisten ihren Körper. Sie war gut trainiert und man sah ihre Schnelligkeit. Ihre Bewegungen waren unglaublich geschmeidig. „Du solltest nicht gehen." Lallte er. Er schloss die Augen. Freya starrte ihn an und schloss kurz genervt die Augen. Dafür hatte sie keine Zeit und keine Lust.
„Ok, hör zu: Danke, dass du mir mein Messer zurückgebracht hast aber ich bin nicht so eine. Ich werde keinen Sex mit dir haben." Sagte sie und wollte gehen. Dann presste er sie an sich.
„Das hätte ich nicht erwartet. Man hat mir schon gesagt, das du dich für was besseres hältst." Freya riss sich los und starrte ihn an. „Niemand kennt mich hier." Stieß sie aus. „Die Leute können Beobachten. Du wettest nicht und gehst auf Nummer sicher." Stieß er aus. „Ich wette also nicht? Ich wette mit dir, dass ich mehr über diese Barbaren weiß und ich wette, dass ich sie schneller finde." Sagte sie und drehte sich weg.
Irgendwas an diesem Unhöflichen Mann brachte sie dazu ihre Prinzipien aufzugeben. Und warum auch immer, sie zögerte tatsächlich ihm einfach die Kehle aufzuschlitzen.~~*~~
Hustend richtete er sich auf. Er wusste nicht wie viele Tage schon vergangen wahren. Geschweige denn Wochen oder ganze Monde. Doch obwohl ihn die körperliche Arbeit auslaugte so war sie auf eine Art und Weise befriedigend für ihn.
Der Bau des ersten Gebäudes war kurz vor dem Ende und nun mussten sie Tag für Tag den Weg hinauf und wieder herunter und das unzählige Male. Makro stieß ihn an und zeigte auf den großen Platz der zwischen den Holzgefängnissen war. Makro ein etwa fünfzig Jahre alter Mann. Sein langes schon angegrautes Haar wehte ihm leicht durchs Gesicht. Er kam aus Merito ein Dorf in der südlichsten Ebene. Ein Ort von dem Sören nie gehört hatte.
Zeichen auf seiner Haut zeigten dies. Makro der in diesem Gefängnis der einzige war mit dem Sören aus Brom sich halbwegs verstand seit er von Nakim und den anderen Männern getrennt wurde. Doch nur ein paar Meter weiter war sein altes Gefängnis.
Nachdem Nakim versucht hatte zu fliehen und sich Sören, laut den Wachen, rebellisch verhielt sei es nur das Beste sie zu trennen. Der Staubige Sand ließ Sören husten. Makro stieß ihn zum wiederholten Male. Sören blickte ihn fragend an. „Neuankömmlinge." Sören nickte nur. „Ich frage mich wie weit sie dieses Mal vorgedrungen sind. Die kompletten westlicheren Ebene haben sie schon hierher verschleppt." Sagte Makro, mehr zu sich selbst als zu Sören. Sören stand auf. Mit wenigen Schritten war er an dem Gitter angelangt und spähte hinaus. Obwohl er nicht wusste nach wem er suchte sah er jedes Mal dabei zu wenn die Neuen ankamen. Anfangs hatte er nicht verstanden warum die Männer sich ansahen wer dort kam doch nun verstand er es. Man sah andere, neue Gesichter.
Der Sand staubte unter den schweren Hufen der Pferde. Hinter den Wachen waren die Männer aneinander gebunden. Dieses Bild hatte er so oft in den letzten Wochen gesehen.
Sören seufzte erleichtert auf als ihm klar wurde das dies wirklich nur Männer waren. Er hasste es Frauen zu sehen. Noch mehr hasste er es wenn er Kinder sah. Doch es würde ihn schlichtweg umbringen sollte er Freya sehen. Diesen wilden Rotschopf, dessen kostbarster Besitz ihre Freiheit war.
Die Männer stiegen ab und bereden sich miteinander bevor ein anderer einige Befehle schrie. „33." Brüllte einer der Männer. Sören atmete auf und sah sich in beide Richtungen um. Schon sah er wie die Silhouetten der Männer auf die Box neben der seinen zusteuerten. Sie war leer. Durch eine Krankheit hatten sie viele der Männer verloren und hatten nun große Lücken in der Vollständigkeit der Arbeiter.
Sören sah dabei zu wie die Männer in ihr Gefängnis gestoßen wurden. Sein Herz beschleunigt sich als er ein bekanntes Gesicht ausmachte. Mit zwei Schritten war er an der linken Seite seiner Box angekommen und spähte hinüber. Hatte er sich vielleicht geirrt?
Nein. Dort stand er. Blond und stolz, wie eh und je. Sören fuhr sich durch seine Haare. Wie konnten sie ihn gefangen nehmen. Als sich der junge Mann zu ihm dreht und Sörens Blick auffingt erstarrte er. Doch nur wenige Sekunden später drängt er sich zu Sören hindurch. „Was tut ihr hier?" Fragt der junge Mann verblüfft.
Sören starrt in das früher einmal unschuldige Gesicht. Eine Schramme zog sich über sein Gesicht. Weitere kleine Kratzer waren hier und da in seinem Gesicht. „Lange Geschichte. Doch wie bist du hier gelandet, Aapo?" Aapo blickt zu Boden und verspannte die Muskeln seines Gesichtes.
„Ich machte mich auf den Weg in die immergrüne Ebene da ihr so lange brauchtet. Ich sollte euch etwas berichten. Ich dachte ich hätte versagt als ich euch nicht fand." Wieder blickte er zu Boden.
Die Männer hinter ihm drängelten und sprachen. Manche Männer traten gegen das Holz der Boxen andere schrien. Der Sand staubte unter ihren Füßen und Sören schloss die Augen.
„Eure Mutter, Sir. Ihr geht es sehr schlecht." Sagte Aapo. Sören starrte ihn an. Unfähig zu verstehen was das hieß sagte er nichts. Sören biss auf seine Lippen. Schließlich nickt er nur.
„Wir müssen hier raus." Sagte Sören plötzlich. Aapo nickte.
Nicht nur einmal hatte Sören daran gedacht zu fliehen. Er musste seine Mutter sehen. Sie war alles was er noch hatte. „Aapo?" Der junge nickte. „Wir sind nun gleich. Du brauchst mich nicht so höflich anzusprechen. Verstanden?" Fragte Sören aus Brom den jungen Mann vor sich. „Ja, Sir. Ich meine, Sören." Sagte dieser nur. Sören nickte.
„Wie kommen wir hier heraus?" Fragte Aapo schließlich. Doch Sören konnte nur mit den Schultern zucken. Woher sollte er eine Antwort auf diese Frage hernehmen? Enttäuscht, dass die Euphorie so schnell verschwunden war wie sie gekommen war setzte er sich auf den Boden. Mit dem Rücken lehnte er sich an die Wand. Auch Aapo ließ sich nieder. So wartete Sören auf den Morgen der, so wie er hoffte bald einbrechen sollte. Grübelnd über einen Ausweg.
Noch nie fühlte er sich so gefangen. Er wollte es, doch er konnte es nicht erreichen. Er musste sich ein zynisches Lachen verkneifen als er an Freya dachte. Schon wieder. Wäre er nicht so stolz gewesen so hätte er wenigstens sie bekommen. Das zu mindestens wollte er sich einreden. Auch wenn es ihn jedes Mal wütend machte das er es geschafft hatte sie zu brechen und sie sich fügig machen zu wollen. Sie wollte es und das hatte sie gesagt.
Er bereute es sie weggestoßen zu haben aber genauso bereute er es sie überhaupt so weit gebracht zu haben. Sören musste sich zwingen um sich ins Gedächtnis zu rufen das diese Frau nun einem anderen gehörte. Doch sobald er das vor Augen hatte wendeten sich seine Gedanken in eine andere Richtung.
Lange blickte er in den Himmel. Er sah Sterne die er unweigerlich beneidete. Eine leichte Brise umfing ihn und nahm die Hitze etwas von ihm. Entspannt dachte er nach und kam schon bald wieder an den Punkt, an dem er so oft gewesen war. Er wusste es wirklich nicht. Doch die Gedanken konnten nicht über seinen erschöpften Körper siegen und so glitt er schon bald in einen unruhigen Schlaf. Im Kopf noch die Frage, ob er Freya, seine Freya je wieder sehen würde.
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FREYA - Im Auge des Sturms (Band 1)
Fantasy(Überarbeitete Version von Sturmgestöber.) Freya hatte keinen Plan gehabt. Meistens wollte sie nur genau das Gegenteil von allen sein. Sie wollte keine Frau sein, die kochte und Körbe flechten. Sie war eine Kriegerin. Wie ihr Vater. Doch das Land w...