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#happyvalentinesday

Er sah auf zu mir und ich konnte seine Augen nicht deuten. Ein undefinierbarer Blick ließ mich mir die Frage stellen, ob er mich töten oder küssen wollte. Doch er wandte sich wieder an die beiden.

"Vi amo [ital.: Ich liebe euch]."

Sein Satz bescherte mir Gänsehaut. Es war komisch, sowas aus Riccardos Mund zu hören. Ich stellte gar nicht in Frage, ob er es ernst meinte.

Ein Mann, der so selten über seine Gefühle sprach, musste einfach die Wahrheit sagen. 

Dessen war ich mir sicher.

Zusammen verließen wir den Park und Riccardo bestand erst einmal darauf, ein Eiscafé aufsuchen und den Kindern ihr vermutlich verlorenes Eis zu ersetzen.

Die ganze Zeit über war er schweigsam und tauschte auch sonst kein Wort mit seinen Männern aus. Ich orderte einen Espresso, weil mich der ganze Schock hatte ziemlich erschöpft werden lassen. Er hingegen starrte nur den Tisch vor sich an und schenkte ein oder zwei Mal Sofia ein Lächeln, wenn sie ihn angrinste. 

Als sein Handy klingelte, sprang er auf und verließ das kleine Lokal. Ganze fünfzehn Minuten dauerte der Anruf, bis er zurückkehrte.

Wir verließen das Café und fuhren zu ihm nach Hause. Im Vorhof seines Anwesens standen etwa acht schwarze abgedunkelte Wagen, mehrere Männer umzingelten ein Paar. Als wir aus dem Auto stiegen, rannte Mia Mancini auf ihre Kinder zu und brach dann heulend auf den Knien zusammen.

"Mama, warum weinst du?", Sofia stupste ihre Wange an und sie lachte und weinte zeitgleich. Ich schluckte meine Reaktion herunter und druckste wie ein Sündenbock auf dem Fuße herum. Schließlich war es mein Vater, der die beiden gekidnappt hatte. Dafür schämte ich mich.

Andrès fiel ein Stein vom Herzen, als er daneben stand und sich Adriano krallte, um ihn gegen seinen Willen an sich zu reißen.

"Valencia! Hilf mir!", quetschte er hervor.

Dann fielen alle Augenpaare auf mich. Mia wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und Adriano klammerte sich an mich, nachdem ihn sein Vater zu mir rennen ließ. Ich war überfordert und riet, wer zuerst auf mich losgehen würde. Irgendwen mussten sie ja beschuldigen. Vermutlich würden sie sich danach Riccardo vorknöpfen. 

Gott sei Dank stellte dieser sich zwischen uns und verscharrte die Hände in den Hosentaschen. Mia rannte auf ihn zu und boxte wie wild auf seine Brust.

"Du verdammter- du! Ich bin gestorben, weißt du das?!"

Andrès ging diesmal nicht dazwischen und wusste, dass sie das brauchte. Auch wenn Riccardo nichts dafür konnte, war er nun mal ein gefährliches Risiko eingegangen, Kinder bei sich zu beherbergen. 

Wie wäre es, wenn er jemals eigene hätte?

Ach stimmt, er will ja nicht.

Ein paar Sekunden verstrichen, bis er seine Hände aus den Taschen zog, sie auf Mias Rücken legte und anfing sie zu trösten.

"Ist gut. Beruhige dich."

"Nein, ich- Ich hatte Angst...", schluchzte sie und schon lehnte sie mit dem Kopf auf seiner Brust. Er strich ihr über die Haare.

"Shh, ich weiß. Alles ist jetzt gut."

"Ja, alles ist jetzt gut", wiederholte sie in Trance. 

Diese Bindung zwischen den beiden verstörte mich mehr, als seine Liebeserklärung an die Kinder seines Bruders. 

Wie es aussah, sprang sie auf seine Beruhigung an. Irgendwann rüttelte Andrès sie an ihrem Oberarm und sie ließ von Riccardo ab.

Als Riccardo den Weg frei machte, lief Mia zu mir, nahm meine Hand in ihre und drückte sie fest.

R O M E R O {Riccardo Mancini} [ABGESCHLOSSEN] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt