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Minho PoV

"Ist Jisung schon da?", fragte ich seine Freunde sofort, als ich am nächsten Tag in der Schule ankam.

"Dir auch einen guten Morgen, Minho.", meinte Felix.

"Jaja, guten Morgen. Ist Jisung schon da?"

"Noch nicht. Aber du bist auch echt früh dran. Er kommt normalerweise erst ein paar Minuten später.", antwortete Chan.

"Was hast du mit deiner Hand gemacht?", fragte mich Jeongin.

"Küchenunfall. Fangt niemals fallende Messer auf."

"Das klingt schmerzhaft..."

"Ja, aber ich hab Schmerzmittel, also alles gut."

"Da drüben kommt dein Ehemann, Minho.", meinte Seungmin und ich drehte mich sofort zu meinem Freund, der erschöpft zu uns stapfte. Seinen Kopf behielt er dabei gesenkt. Ich ging zu ihm und nahm ihn stumm in den Arm.

"Kuss?", fragte er schwach und ich gab ihm sofort, was er wollte. "Noch einen."

"So viele wie du willst...", antwortete ich sanft und küsste ihn wieder, doch er war kaum bei der Sache.

"Wir gehen jetzt zu mir nach Hause und machen dir einen Tee. Du brichst hier doch sonst jeden Moment zusammen."

"Ich muss in den Unterricht...", antwortete er.

"Nein, musst du nicht. Du musst dich ausruhen."

Ich ging schnell den anderen Bescheid sagen, dass ich mich um Jisung kümmern würde, da der Schultag gerade zu viel für ihn war und brachte ihn dann zu mir nach Hause.

"Leg dich schonmal ins Bett. Ich komme gleich mit einem Tee nach."

"Kann ich lieber heiße Schokolade haben...?"

"Du kannst alles haben, was du willst, mein Hübscher. Nur leg dich hin und ruh dich aus."

Er nickte und verschwand in meinem Zimmer. Ich machte ihm noch schnell eine heiße Schokolade, auf die ich sogar mit Sprühsahne ein Herz gemalt hatte, und folgte ihm dann.

"Minhoooo... Komm kuscheln."

"Willst du nicht erstmal etwas trinken? Wenn du einschläfst, wird es sonst kalt."

"Hast recht. Dann gib mir meinen Kakao, du sexy Barista."

"Sexy? Soll ich noch für dich strippen?", fragte ich und ging zu ihm, um ihm seinen Kakao zu geben.

"Ich heb mir das Angebot für wann anders auf.", antwortete er und nahm seinen Kakao entgegen, um ihm zu trinken.

"Sogar mit Herz. Wie süß von dir.", meinte er und gab mir einen kleinen Kuss.

"Hast du eigentlich gefrühstückt?"

Er schüttelte den Kopf.

"Baby... Du musst doch essen... Zumindest ein bisschen was. Sonst hast du keine Energie für den Tag."

"Wollte aber nicht in die Küche zu meinen Eltern..."

"Dann hast du Hunger?"

"Ein wenig..."

"Dann machen wir dir mal was zum Frühstück. Na komm."

Er nahm seinen Kakao und folgte mir in die Küche, wo ich begann ihm Rührei zu machen.

"Dein Bett war irgendwie wärmer...", meinte er leise.

"Willst du eine Decke? Einen Pulli?"

"Es geht schon. Keine Sorge."

Ich zog mir meinen Hoodie aus und gab ihn ihm, damit er ihn anziehen konnte.

"Aber jetzt wird dir kalt... Du hast doch nur ein Shirt an."

"Mir wird am Herd sowieso warm, also zieh ihn dir an."

"Na schön..."

Ein wenig unsicher zog er meinen Hoodie an und kuschelte sich da rein.

"Warte. Du bist Rechtshänder. Wie kochst du? Geh da weg und lass mich das machen."

"Oh ich bin nicht nur Rechtshänder. Ich kann alles mit beiden Händen. Aber ich nehme meistens rechts, weil dann niemand nachfragt. Also alles kein Ding."

"Whoaahhh... Ich wollte das als Kind immer lernen. Das ist so cool."

"Im Moment ist es ziemlich praktisch. Ist dir eigentlich noch kalt?"

Jisung stand auf und umarmte mich von hinten.

"Jetzt nicht mehr.", antwortete er und seufzte leise. "Ich liebe dich, Minho."

Normalerweise gefiel es mir, diese Worte von ihm zu hören, doch jetzt gerade waren da nur Schuldgefühle. Er sollte mich nicht lieben.

"Ich liebe dich auch, mein Engel.", antwortete ich.

"Mir wurde ein heißer Bad boy versprochen und jetzt hab ich einen süßen Softie, der für mich Frühstück macht.", kicherte er und strich mit seinen Händen über meinen Bauch. "Aber ich beschwere mich nicht, denn du bist wundervoll."

Nein, das war ich nicht. Nur wusste Jisung davon nichts.

"Sag das nicht, Babe. So toll bin ich nun auch wieder nicht."

"Ich finde schon. Mein Minho ist der beste~"

"Das bin ich nicht, Jisung...", seufzte ich. "Und das werde ich auch nie sein."

"Hey... Was ist los, Min? Du bist doch sonst auch nicht so ernst..."

"Du weißt, dass ich dich liebe, oder?"

"Ich mag überhaupt nicht wie das klingt... Aber ja. Das weiß ich."

"Und wenn ich einen ganz blöden Fehler gemacht habe, den ich mehr als alles andere bereue...?"

"Minho... Sei ehrlich. Bist du mir fremdgegangen?"

"Was? Nein! Das ist es nicht. Das ist es wirklich nicht. Ich würde dir niemals fremd gehen."

"Was ist es dann?"

"Kennst du das Gefühl, wenn jemand ein so schönes Leben hat, dass es dich schon aggressiv macht? Diese Person scheint alles zu haben, während du das Gefühl hast, das du nichts hast. Und du weißt, dass du dein Leben nicht wieder gerade biegen kannst, aber es stört dich, dass die andere Person so viel mehr zu haben scheint als du. Es gibt nicht mal einen guten Grund dafür. Dein ganzer Selbsthass scheint sich auf einmal auf jemand anderen zu übertragen, obwohl diese Person dir nichts getan hat. Trotzdem willst du sie nicht mehr glücklich sehen. Du willst sie fallen sehen.
Oh Gott, ich klinge so verrückt..."

Ich machte eine Pause und sah ihn an.

"Du hasst mich?", fragte er traurig.

"Hey, hey, hey, Baby... Ich hasse dich doch nicht.", antwortete ich schnell und legte meine Hände an seine Wangen. "Ich liebe dich, hörst du? Ich liebe dich. Und ich bin das größte Arschloch dafür, was ich am Anfang von dir gedacht habe... Ich weiß, wie viele Probleme du hast und ich hasse es, dass ich dachte, dein Leben wäre perfekt, denn das ist es verdammt nochmal nicht. Niemandes Leben ist perfekt. Ich fühle mich so schuldig dafür, dass ich dir wehtun wollte. Du bist so ein unglaublich toller Junge, Jisung... Und du verdienst nur das beste. Ich werde nicht zulassen, dass dir jemals wieder jemand so weh tun will, wie ich es wollte. Nicht einmal du selbst."

Er sah ein wenig überfordert aus, doch umarmte mich dann, so dass ich meinen Kopf in meiner Halsbeuge vergraben konnte.

"Es tut mir so leid, Jisung... Es tut mir so verdammt leid."

"Es ist okay, Minho. Pass auf mich auf, ja?"

"Das werde ich. Immer."

Ein kurzes Schweigen entstand, dass ich jedoch unterbrach.

"Ich will den Rest meines unperfekten Lebens mit dir teilen, Jisung."

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Nothing Left || MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt