Mein Leben fing schon früh an ein echtes Chaos zu werden. Mein Vater wurde ermordet, meine Mutter hat ihren Trost im Alkohol gefunden und wir Kinder waren überfordert mit der Situation und was überhaupt los war. Wir haben die Welt nicht mehr verstanden, was mit unserer Mutter plötzlich los war und vor allem wo war Papa? Ich war die jüngste von 4 Kindern, habe erst recht nichts verstanden, nur gespürt das irgendwas nicht stimmt. Täglich stand ich am Tor mit frisch gepflückten Blumen und meinem kleinen Hocker, den mein Vater mit mal selbst geschreinert hat für mich und war den ganzen Tag am Warten das Papa wieder nach Hause kommt. Aber er kam nie den Weg hoch und ich konnte ihn nie mehr in die Arme schließen. Eines Tages waren komische Leute bei uns im Haus, haben meine Mutter geschlagen, sie angeschrien, ihr irgendwelche Blätter vor die Nase gehalten und gebrüllt das sie es unterschreiben soll. Meine Mutter hat viele Schläge eingesteckt und uns beschützt und die Männer sind abgezogen mit den Worten das sie aber wieder kommen werden. Wir durften dann aus unseren Verstecken rauskommen aber die Stimmung war echt bedrückt. Am nächsten Tag waren meine Geschwister weg nur ich war noch da. Meine Mutter wurde immer aggressiver, schmiss mich vor die Türe und so musste ich gucken das ich außerhalb des Hauses überlebe. Es war schwer, aber ich habe es geschafft. Eines Tages wurde ich von komischen Leuten gefangen und weggebracht. Das Auto war kalt, es war feucht und muffig. Die Männer sahen auch nicht sehr nett aus, aber ich war zu geschockt, um nur einen Mucks von mir zu geben. Sie brachten mich von Zuhause weg und irgendwann war ich eingeschlafen.
Als ich wieder wach wurde saß ich in einem dunklen Raum, mein Mund war verbunden sowie meine Arme und Beine. Es war noch kälter hier, dunkel, muffig und feucht, aber ich war nicht allein hier es waren noch andere Kinder in diesem dunklen Loch. Einige weinten, andere guckten mit leerem Blick in die Dunkelheit des Raumes und andere versuchten sich zu befreien. Das hat mich alles so eingeschüchtert das ich gar nicht wusste was ich tun soll. Sollte ich weinen oder doch lieber ruhig bleiben? Wo war ich hier? Warum sind wir Kinder hier? Wer sind die Leute? Vorsichtig guckte ich mich um und versuchte irgendwas zu erkennen, aber man sah einfach zu wenig. Das Einzige was ich erkennen konnte in dem trüben Licht war, das die Kinder alle nackig waren. Warum waren wir nackig? Die ersten dumpfen Schluchzer verstummten langsam und es wurde ruhig in dem Raum, sehr ruhig. Scheinbar waren jetzt alle schlafen, ich hörte nur leises gleichmäßiges Atmen, schnarchen und ab und an ein leises Schluchzen. Ich lauschte den verschiedenen Rhythmen des Atmens und versuchte alles zu verstehen, aber es war alles zu viel und meine Augen wurden langsam schwer und Müdigkeit machten sich in meinem Körper breit. Meine Arme fingen auch ein bisschen an zu brennen die Seile waren so fest um meine Handgelenke gebunden, mein Po schmerzte vom Sitzen und es gab nichts an dem ich erkennen konnte, wie lange ich hier schon so saß. Mein Vater hatte mir beigebracht an dem Stand der Sonne die Uhrzeit zu lesen, aber ich konnte sie nicht sehen. Jegliches Zeitgefühl hatte ich verloren, mein Magen fing an zu knurren und zu schmerzen. Wann hatte ich das letzte mal was gegessen? Wann bekomme ich je wieder was zu essen? Eine Mischung aus Angst, Unsicherheit, Müdigkeit und Schmerzen machten sich in mir breit. Was war mehr vertreten? Die Müdigkeit war größer als alles andere und so nickte ich dann ein.
Durch lautes Geschrei wurde ich wach, einige Kinder schrien und andere waren weg. Wo waren die? Ein paar Lichtstrahlen kamen durch die kaputten, dreckigen Fenster. Ich guckte mich wieder um in der Hoffnung mehr erkennen zu können wie vor dem Schlafen aber das einzige was ich erkennen konnte war, das alle Kinder hier Mädchen waren. Ich sah keinen einzigen Jungen in dem kleinen Radius, den ich einsehen konnte. Wo waren wir hier und warum waren wir hier? Diese Frage ging mir immer und immer wieder durch den Kopf. Mein Magen schmerzte noch mehr, mein Hals war trocken und mir taten die Arme und Beine weh. In dieser Position konnte ich nicht mehr lange so ausharren aber hatte auch keine Möglichkeit mich anders hinzusetzten oder generell zu bewegen. Wie lange muss ich hier noch sein? Plötzlich öffneten sich Türen und vier Männer kamen rein. Sie nahmen sich für uns Zeit und hockten sich neben jedes Kind, um uns Trinken zu geben und eine Kleinigkeit zu essen. Das taten die bei jedem einzelnen von uns. Das Wasser war lauwarm und der Brei, mit dem wir gefüttert wurden, war merkwürdig aber der Hunger war zu groß, um genauer darüber nachzudenken. Nach einer geraumen Zeit verschwanden die Männer wieder, die Türe ging mit einem lauten knall zu und so saßen wir hier wieder allein. Als die Sonne weiter aufstieg und mehr Licht in diesen Raum kam sah ich erst wie viele wir hier waren. Geschätzt waren hier fast alle Altersklassen vertreten von Jung bis zu fast erwachsen. Mir taten die Arme und Beine so weh, dass ich versuchte mich irgendwie anders hinzusetzten und mein Gewicht anders zu verlagern, aber es ging nicht. Ich war wie an den Boden getackert und bewegen war unmöglich egal wie sehr ich das auch versuchte.
Die Tage vergingen und jeder Tag war mit demselben Ablauf geplagt. Mir schmerzte noch immer alles, aber ich habe gelernt damit umzugehen und es so besser aushalten zu können. Nach einigen Tagen kam einer der Männer zu mir aber nicht um mir was trinken und essen zu geben. Er löste meine Fesseln und trug mich so als ob ich seine Tochter wäre aus dem Raum. Er war anders als die anderen, nahm sich mehr Zeit für uns und war fürsorglicher. Er sagte mir immer wieder das es ihm leid tut und entschuldigte sich, aber ich wusste gar nicht warum. Er war so vorsichtig mit mir und verständnisvoll das es für mich keinen Sinn machte sich zu entschuldigen. Er trug mich aus dem dunklen Raum in einen anderen kleineren, aber helleren Raum. Hier war es warm, hell und es roch lecker nach Essen. Er setzte mich vorsichtig ab auf einem Stuhl, wickelte mich in eine Decke und streichelte meinen Kopf. Erneut entschuldigte er sich bei mir und ging aus dem Raum. So saß ich jetzt hier im warmen, in eine Decke gekuschelt und wusste nicht was als nächstes kommen würde. Ein Stimmengewirr ging los, es hörte sich nicht sehr nett an, aber ich konnte kaum etwas verstehen was die Männer so aufgebracht hatte. Die Stimmen wurden lauter, kamen in meine Richtung und da standen sie auch schon vor mir. Einer der vier Männer schmiss mich über seine Schulter und brachte mich aus dem warmen Raum weg in ein Auto.
Im Auto war es kalt ich versuchte mich noch mehr in der Decke einzukuscheln damit mir wärmer wird. Der freundliche Mann stieg zu mir nach hinten, half mir mit der Decke, nahm mich in den Arm. Der andere stieg vorne hinter das Lenkrad und schon fuhren wir los. Die Männer unterhielten sich und so hörte ich raus das der freundliche Mann Gregor hieß. Die ganze Fahrt über streichelte er meinen Kopf, während er mit dem andren Mann sprach. Die Motorgeräusche und das Streicheln über den Kopf ließen mich müde werden sodass ich bald auch einschlief.
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Emotionale Kälte
Short StoryEine Geschichte vom jungen Mädchen bis zur erwachsenen Frau.