Als ich aufwache, geht grade die Sonne auf. Aus meinem bodentiefen Fenster sehe ich den lila-pink gefärbten Himmel hinter tausenden von Wolkenkratzern. Nachdem ich mich gestreckt habe, greife ich nach meinem Handy auf der anderen Hälfte meines Bettes.
Es ist leer, was hab ich erwartet? Wahrscheinlich lief das Telefonat bis mein Handy ausging. Ich kann mir vorstellen, dass Keith nicht aufgelegt hat, aus der Angst der Ton könnte mich wecken. Nachdem ich es angesteckt habe, gehe ich in mein begehbaren Kleiderschrank und suche mir frische Sachen aus, bevor ich mich aus meinen Sachen schäle. Ein weißes Crop Top und eine schwarze Jogginghose dürften reichen. Meine Haare binde ich zu einen Knoten nach oben und mache much auf den Weg in die Küche.
Überall ist es dunkel, weshalb ich von dem weißen Licht geblendet werde. Ich mache mir eine Schüssel Müsli, ich kann wenn Meghan hier ist ausgiebig Frühstücken.. Gestern habe ich bis auf mein Frühstück mit Keith nichts gegessen und das zeigt mir mein Körper auch.
Die Schlüssel ist schneller leer, als mein letzter Cocktail. Mein Magen hört auf zu rebellieren und ich will wieder in mein Zimmer gehen, als der Fahrstuhl aufgeht. Das Licht im Wohnzimmer geht an und ich entdecke meinen Vater.
» Dad?« frage ich. » Kommst du jetzt erst nach Hause?«
» Ashley, wie ich sehe bist du gut nach Hause gekommen.« weicht er meine Frage aus.
» Dad, warum kommst du jetzt erst nach Hause?«
» Ich musste noch ein paar organisatorische Dinge regeln, so ist das nunmal wenn man ein Geschäft führt.«
Das bezweifle ich. Denn ich weiß dass Sekretärin ihn spätestens um Mitternacht rausschmeißt, da er sich schonmal komplett überarbeitet hat - nicht nur einmal. Und es ist sechs Uhr morgens. Mein Blick fällt auf den weißen Kragen seines Hemdes.
» Ist das Lippenstift?« ich gehe auf ihn zu, während er versucht, den violetten Abdruck zu verdecken. » Ist das dein scheiß ernst? Mom ist am anderen Ende des Landes und du gehst ihr fremd?« ich werde immer lauter, er hält mir den Mund zu.
Nicht fest. Nicht übergriffig. Einfach nur, damit ich nicht mehr schreie.
» Es ist nicht so-«
» Oh doch. Dad, das ist Lippenstift an deinem Hemd und Mom ist in Kali-«
» Sie weiß es, Ashley. Ich gehe ihr nicht fremd.« er fährt sich durchs Haar. Es sind ein paar graue Strähnen dazu gekommen. » Wir wollten es dir in Ruhe erklären, wenn deine Mom wieder hier ist.«
» Was?« ich hebe meine Augenbrauen. » Was sagen?«
» Können wir das später besprechen. Ich-«
Ich verschränke meine Hände vor meiner Brust. » Nein, ich finde jetzt ist ein guter Zeitpunkt.«
» Wir lassen uns scheiden. Unsere Ehe ist nicht mehr das selbe, sie ist noch mehr als früher unterwegs, ich arbeite mehr als früher. Wir haben keine Zeit diese Ehe weiterzuführen sodass wir beide zufrieden damit sind.«
Ausdruckslos schaue ich ihn an. Am liebsten würde ich schreien, aber das tue ich nicht. Schließlich will ich noch etwas und wenn ich meinen Vater jetzt aufrege, kann ich den Laden komplett vergessen.
» Geh schlafen Ashley, das Essen ist heute Abend.« damit wendet er sich von mir ab und geht die Treppe hoch ins Schlafzimmer.
Anscheinend ist er genauso wenig begeistert, dass ich zurück bin, wie ich. Schlafen werde ich jedoch nicht können.» Meine Eltern lassen sich scheiden.« sage ich zu Keith ins Telefon, während ich mich schminke. » Ich weiß immer noch nicht wie ich damit umgehen soll.«
» Vielleicht ist das ein Zeichen?«
» Was soll dass denn für ein Zeichen sein?« ich ziehe mit mehr Kraft als nötig, das Mascarabürstchen aus der Packung. » Das ich nicht hier bleiben soll, weil meine Mutter ohnehin nicht mehr her kommt und ich meinem Vater so gut wie egal bin? Oh ja was für ein nettes Zeichen, Keith.« spotte ich.
» Zeichen sind nicht immer nett. Ich sag das nicht, weil ich davon profitiere. Vielleicht kann ich dir nicht die Antwort geben die du willst, weil ich nur darauf warte, dass meine Eltern sich scheiden. Ich verstehe, dass diese Nachricht scheiße ist, aber meinst du nicht deinen Eltern würde es dann nicht besser gehen? Wenn sie nicht mehr um eine Ehe kämpfen müssen, die sie nicht mehr führen können?«
» Keith, du verstehst das nicht.«
Ich höre sein Schmunzeln während er seufzt und ich kann nicht anders als Lächeln. Selbst in der Situation. Ich würde ihn gerne verfluchen, aber das kann ich nicht.
» Konzentrier dich auf das Essen heute Abend, du hast noch Zeit dich damit auseinanderzusetzen.«
Ich löse meinen Zopf und lasse meine Locken über meine Schultern fallen. » Na gut.«
» Ashley?« mein Vater klopft an meine Tür und öffnet sie.
» Ich muss jetzt auflegen, ich schreib dir später.«
» Viel Glück, Baby. Bye.«
Lächelnd lege ich auf und schaue meinen Vater an, während ich versuche das Lächeln zu unterdrücken.
» War das dieser Michaels Junge?« Dad schaut mich mit undurchschaubarer Miene an.
Findet er das gut oder nicht? Anscheinend hat der den Beitrag gesehen. Es wäre ein Wunder wenn es nicht so wäre.
» Ähm ja.« sage ich und greife meine Tasche, während ich meine Heels anziehe.
Dad nickt nur, aber mir fällt auf dass er etwas verwirrt ist, während er sich umdreht.
Hättest du mich einmal gefragt was ich mache oder ob es etwas neues gibt, selbst hättest du mich nur aussprechen lassen, hättest du es gewusst, meine innere Stimme klingt aggressiver als ich eigentlich bin. Aber sowas würde ich meinem Vater nicht vorwerfen.
Anscheinend hatte er ja genügend zu tun. Genügend mit der Scheidung die er mir verschwiegen hat. Genauso wie Mom! Ich bin so sauer. Wenigstens in einem Nebensatz hätte man ja etwas sagen können.
In Gedanken verdrehe ich die Augen.
» Problem damit?« ich hebe herausfordernd die Augenbrauen.
Er dreht sich wieder zu mir um. » Ich glaube, dafür ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.«
» Oh wie lange willst du warten? Bis Morgen? Einer Woche? Zehn Jahre? Hmm?« meine Stimme wird immer schriller. Es verletzt mich wirklich, dass mir niemand etwas gesagt hat. Ich meine, ich bin doch genauso betroffen. Ihr bin ihr Kind verdammt.
Die beiden waren doch so.. so.. ich kann mir nicht vorstellen, wie es ist wenn sie getrennt sind.. Für immer. Offiziell. Natürlich war es nicht perfekt, nein... aber sie haben zueinander gepasst, sie haben sich nie gestritten.. Sie hatten nur eine Distanz zwischen sich, sowas kann man doch überwinden.. oder nicht?
» Ash, können wir nach dem Essen darüber sprechen?«
Ich zupfe meine weiße Wickelbluse zurecht, ich habe diese mit einer schwarzen Paperbag-Hose und schwarzen hochhackigen Sandalen kombiniert. Es reicht um seine Worte zu ignorieren.
» Ashley.«
Ich schaue zu meinem Vater hoch und strecke mein Kinn in die Höhe. » Natürlich, schieb es weiter auf. Die paar Stunden machen ja keinen Unterschied.« ich gehe an ihm vorbei, nehme meine Clutch, um mein Handy reinzustecken, und drücke den Knopf des Fahrstuhls.
» Kannst du einmal nicht so stur sein? Du musst dich konzentrieren, hier geht es schließlich um dich.«
Und etwas was ich nicht mehr wirklich will.
Mein Vater wirft sich sein Jackett über und wir betreten den Fahrstuhl.
» Ich bin nicht stur, Dad.« jedenfalls jetzt nicht. » Es gibt ein Unterschied zwischen stur und verletzt sein. Und wenn du ein Problem mit meiner Beziehung hast, dann sag es jetzt.« ich halte seinen Blick stand, auch wenn er mich nicht anschaut, wenn er es tut bin ich bereit dazu.
Er schnaubt. » Beziehung. Es ist doch ohnehin nur wieder einer deine Sommerflirts wie jedes Jahr.« dann schaut er zu mir runter. Seine Gesichtszüge wirken erschöpfter als sonst. Ich war doch nicht darauf vorbereitet.. Jetzt bin ich auch noch beleidigt. » Wäre nur positiv gewesen, hättest du dir dafür nicht den Sohn eines Milliardären gesucht.«
Ich brumme. » Du verstehst das nicht, Dad. Wir sind wirklich zusammen. Das ist mehr als nur ein Sommerflirt.«
» Vielleicht solltest du dich auf das Wesentliche konzentrieren. Was denkst du? Dass er alles stehen und liegen lässt um zu dir zu kommen?«
Nein, das Thema hatten wir schon. Und ich will auch gar nicht hierbleiben. Die Vorstellung nach Rosewood zu gehen ist nicht die verlockendste, da bin ich ehrlich. Ich dachte immer in einer Großstadt zu landen, wenn ich nicht in New York bleibe. Doch ist es eine bessere Vorstellung, als in New York mit Keith zu sein. Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Sein Glück, dass seine Freunde mich verzaubert haben und ich sie jetzt schon schrecklich vermisse.
» Und was ist das Wesentliche?« frage ich zwischen zusammengebissenen Zähnen.
Eine Falte bildet sich auf seiner Stirn.
» Manchmal ist Karriere nicht das wichtigste im Leben, Dad.« die Türen gehen auf und ich verlasse vor ihm den Fahrstuhl.
Unser Fahrer hält die Hintertür auf und ich rutsche durch, damit mein Vater direkt nach mit einsteigen kann.
Die Fahrt über schweigen wir, das kann mein Vater ohnehin am besten. Aber ich bin froh darüber. Ich will einfach nur dass dieses Essen vorbei ist. Egal wie es läuft.
Ich folge ihm in das Restaurant. Wie sollte es anders sein, es sieht schick aus, es beeindruckt mich nicht. Nicht im geringsten.
Die Kronleuchter an der Decke, die schicken Vorhänge an der Fensterfront, auch nicht die weißen Seidentischdecken.
» Ashley.« Giovanni steht auf, breitet die Arme aus und küsst meine Wangen.
» Giovanni, schön dich zu sehen.« lächle ich.
Giovanni kennt mich schon da habe ich in zu teuren Windeln gesteckt. Er ist ungefähr Mitte Vierzig, hat gebräunte Haut und schwarze Haare, die zurück gegelt sind, sowie einen ordentlichen Bart. Heute trägt er einen hellgrauen Anzug mit einer dunkelroten Seidenkrawatte.
» Wir geht es dir? Wie war dein Urlaub?«
» Fantastisch. Beides.« antworte ich und setze mich während er meinen Vater begrüßt.
Mein Vater setzt wich ebenfalls.
Ein Kellner kommt zu uns an den Tisch, während Dad und Giovanni noch reden.
» Guten Abend, wissen Sie schon was sie trinken wollen?«
» Weißwein.« antworte ich und überschlage meine Beine.
Mein Vater schließt sich an und Giovanni bestellt einen Rotwein.
Das ganze Essen über lasse ich meinen Vater reden, teure Stoffe hier, glamouröser Laden da.. Nie ist die Frage was ich will, doch ich esse einfach meinen Salat und bleibe still.
Als ich mich zurücklehne und einen Schluck meines zweiten Weinglases nehme, entschuldigt sich Dad und verschwindet zur Toilette.
» Giovanni, ich will nicht unhöflich sein aber.. Ich glaube ich brauche deine Hilfe nicht«
Er legt die Stirn in Falten.
Gott ist das schwierig.
Ich richte mich auf und atme kurz durch.
» Dad hat nicht mit mir gesprochen, die Sache ist die.. Ich will nicht in New York anfangen.. Ich hätte lieber meinen eigenen kleinen Laden in...« ich muss ein Lächeln unterdrücken. » Rosewood. Zwar würde ich mich wirklich über deine Hilfe freuen, aber ich weiß nicht wie du mir da helfen solltest. Ich kann da nicht grade Kleider für fünfhundert Dollar anbieten.. Also wenn es überhaupt klappen sollte.«
Ein sanftes Lächeln erscheint auf seinen Lippen. » Die Stadt hat es dir also angetan.. Oder dieser Junge?«
Wer hat diesen Artikel nicht gesehen?
» Ehrlich gesagt beides.. Ich.. Dad will etwas entscheiden, dass ich nicht möchte. Natürlich weiß ich, dass ich Hilfe brauchen werde, aber die Anfänge will ich alleine schaffen. Ich will nicht direkt so viel Geld in etwas stecken, dass nicht zu hundert Prozent sicher ist.. oder mir wirklich gefallen wird.«
Er tätschelt meine Hand. » Kein Problem, ich verstehe das. Wenn ich dir bei etwas helfen kann, du hast meine Nummer.«
Ich nicke. » Danke, ich spreche noch mit Dad darüber.« ich sehe wie er wieder zum Tisch kommt. » Grade haben wir nur einige Angelegenheiten die vorher geklärt werden müssen. Also hör ihm einfach zu.«
Ich lehne mich mit meinem Glas wieder zurück. Dad nimmt wieder Platz und widmet sich seinem Steak.
Wenigstens wäre diese Sache schonmal geklärt.
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The hottest Summer
Romance☼ Teil 3 der Season-Reihe ☼ * Kann einzeln gelesen werden »Ich muss mich nicht verstecken, ganz im Gegenteil, aber in Keiths Nähe fühle ich mich nicht ganz so Einsam. « Ashley Summer landet mit ihrer besten Freundin Tamara Calvert in einer Kleinstad...