Heute war Freitag und am Montag wäre mein erster Schultag. Was war ich doch motiviert. Wir hatten die letzten Wochen damit verbracht das gesamte Haus zu streichen, möblieren und weiß Gott was noch alles zu machen und trotz dass es verdammt anstrengend war, war es eine wirklich gute Ablenkung und machte auch irgendwie Spaß. Der Umzugswagen mit unseren übrigen Sachen war erst eine knappe Woche nach unserer Ankunft angekommen, mittlerweile hatten wir aber so gut wie alles verräumt und einsortiert. Mein Zimmer war meiner Meinung nach absolut traumhaft geworden, die Wände waren in weiß und Grautönen gestrichen und ich hatte zwar ein paar Möbel von meinem alten Zuhause mitgenommen wie zum Beispiel mein verdammt teures Kingsize Bett, einen Großteil hatten wir dann aber auch einfach neu gekauft. Teilweise war ich sogar schon bei der Deko angekommen und so langsam fühlte sich dieses Haus an wie ein richtiges, vertrautes Zuhause.
In den letzten Wochen hatte ich es trotz meiner geringfügen sozialen Kompetenzen irgendwann tatsächlich geschafft, mich mit unseren Nachbarn anzufreunden. Sie waren Zwillinge, wohnten drei Häuser entfernt und waren in meinem Jahrgang, was den Vorteile hatte, dass ich dann in der Schule schon wenigstens irgendwen kennen würde. Außerdem waren sie echt nett, vor allem das Mädchen, Celia, mochte ich ziemlich gerne. Ihr Bruder Ethan war auch ganz okay, ich hatte aber irgendwie das Gefühl dass er nicht unbedingt so viel mit mir zu tun haben wollte und er war nicht allzu oft Zuhause. Größtenteils wusste dann nicht mal Celia wo er steckte. Da die Leute, mit denen sie befreundet war, fast alle den gesamten Sommer nicht in der Stadt waren, verbrachten wir recht viel Zeit zusammen, entweder am Strand oder sie half uns beim einziehen.
Ich wurde von meinem Handy aus meinen Gedanken gerissen. Eine Nachricht von meinem Vater. Ich hatte nicht allzu viel Kontakt mit ihm, die ersten Tage hatte ich ihn völlig ignoriert, danach hatte ich irgendwann angefangen ihm wieder zu antworten und von Zeit zu Zeit sogar mit ihm zu telefonieren. Das meiste waren aber eher oberflächliche Konversation, da die Stimmung zwischen uns noch immer ein bisschen seltsam war, trotzdem vermisste ich ihn auch ein wenig. Der Blick auf die Uhrzeit verriet mir allerdings das ich mich so langsam beeilen müsste, wenn ich rechtzeitig fertig sein wollte um mit Celia zum Strand zu gehen. Einige ihrer Freund waren aus ihren Sommerresidenzen wieder gekommen und denen wollte sie mich jetzt vorstellen.
Also zog ich mir schnell einen Bikini an, zog einen Rock und ein Top drüber, packte ein paar Sachen zusammen und hastete nach unten. "Ich bin dann weg Mum." "Ist gut. Bis Später mein Schatz."
Draußen wartete Celia bereits auf mich. "Hey, na du." "Hey." Wir gingen los Richtung Strand und begannen uns über ihre Freunde, die ich gleich kennenlernen würde und ihren Bruder, der mit ein paar Freunden ebenfalls dort sein würde, zu unterhalten. "Wie kommts dass so plötzlich alle wieder da sind?" wollte ich irgendwann wissen. Sie schmunzelte. "Der Großteil von den Leuten mit denen ich und Ethan so befreundet sind hat reiche Eltern und verbringt somit den gesamten Jahr eigentlich irgendwo in nem Sommerhaus oder Golfhotel oder sowas. Machen wir normalerweise auch, aber dieses Jahr waren meine Eltern geschäftlich dafür zu eingespannt. Sie sind richtig schlimme Workaholics geworden." Das glaube ich ihr gerne, ich hatte ihre Eltern bisher ziemlich selten gesehen.
Wir betraten den Strand und weiser Sand schob sich in meine FlipFlops. Ich zog sie aus und genoss das Gefühl, meine Zehen im warmen Sand vergraben zu können. Es begeisterte mich immer wieder aufs neue jetzt am Meer zu wohnen. Celia lief zielstrebig auf eine Gruppe Jugendlicher zu. Mir graue es bereits davor mich ihnen vorstellen zu müssen, ich schaffte es bei sowas eigentlich immer mich irgendwie zu blamieren.
Die Gruppe bestand aus drei Jungen und zwei Mädchen. Kurz bevor wie bei ihnen ankamen entdecke uns eine von ihnen, sprang auf und lief mit ausgebreiteten Armen auf uns zu. "Celia!" Die beiden fielen sich in die Arme. "Gott, ich hab dich so vermisst. Du kannst dir nicht vorstellen wie langweilig es war den ganzen Sommer alleine mit meiner Familie in dieser zivilisationsfernen Hütte zu verbringen." Celia lachte. "Ich dich doch auch Charly. Tja, ich hatte hier gute Gesellschaft. Zumindest in den letzten Wochen." Sie wandte sich aus den Armen der Brünetten und drehte sich zu mir um. "Leute, das ist Harper. Sie ist mit ihrer Mum vor ein paar Tagen hier her gezogen und wohnt jetzt in meiner Straße. Harper, das sind Emma, Archie, Noah, Luc und Charlotte, wir nennen sie aber alle Charly." "Oh, ähm, Hi Leute. Freut mich euch kennenzulernen." Ich lächelte alle ein wenige zurückhalten an. Ich war nicht wirklich gut im neue-Leute-kennenlernen.
Wir legten uns zu den anderen und nachdem wir uns alle ein klein wenig besser kennengelernt hatten, hatte sich auch die Stimmung ein bisschen gelockert und ich begann mich zu entspannen. Eigentlich machten alle einen ganz coolen Eindruck und sie schienen mich zu mögen. Glaubte ich jedenfalls. Ich hasste es, aber ich verbrachte unglaublich viel Zeit damit, darüber nachzudenken, ob andere Leute mich mochten oder nicht. Minderwertigkeitskomplexe und so.
Nach ein paar Minuten schlug irgendwer vor ins Meer zu gehen und so standen wir auf und Celia und ich entledigen uns unserer Klamotten. Bis auf den Bikini natürlich. Luc und Emma, von denen ich erfahren hatte dass sie bereits seit längerem zusammen waren, hatten keine Lust und so gingen wir nur zu fünft. Das Wasser war eine willkommene Abkühlung. Als wir wieder zurückkamen hatten sich zwei weitere Jungen und ein Mädchen zu unserem Platz gesellt. Sie sahen alle drei nicht schlecht aus, wie gefühlt jeder hier. Das trug ja auch nur immer weiter zu meinen ach so ausgeprägten Selbstbewusstsein bei. Einer der Jungen starrte so intensiv zu uns rüber, dass ich mich direkt unwohl fühlte. Emma sah so aus, als würde ihre Anwesenheit sie furchtbar nerven, während Luc sich angeregt mit ihnen unterhielt. Auch Archie und Noah gingen auf sie zu und begrüßten sie freudig. Celia, Charly und ich blieben ein paar Meter weiter entfernt stehen.
"Das sind James und Travis. Sie sind in der selben Basketballmannschafft wie die Jungs, deswegen sind sie alle befreundet. Und das Mädchen ist Kiara, wir haben nicht besonders viel mit ihr zu tun aber sie ist eigentlich voll in Ordnung." erklärte mir Celia. Charly fuhr fort: "James ist auch ganz okay wenn du mich fragst. Travis dagegen ist ein ziemlicher Arsch. Das ist der, der uns die ganze Zeit so ekelhaft angestarrt hat. Bevor ich irgendwas erwidern konnte fing Travis an zu sprechen. "Charly, Celia. Und wer ist die Schönheit an eurer Seite? Wir kennen uns noch nicht oder?" Jetzt sahen auch die anderen zu uns rüber. "Nein tun wir nicht. Ich bin Harper. Bin mit meiner Mum vor ein paar Wochen hergezogen."
"Ach ja? Und woher kommt so eine Schönheit wie du?" Er lächelte dreckig und ließ seine Augen über meinen Körper wandern. "Ich... aus Wyoming." meinte ich also nur kurzangebunden. Seine Blick verunsicherten mich. James stieß ihm genervt den Ellbogen in die Seite. "Lass jetzt gut sein Travis. Du musst nicht zwanghaft wirklich jeden anmachen." Etwas lauter sagte er dann zu mir: "Freut mich dich kennenzulernen, Harper." Ich lächelte ihm zu, er war mir direkt sympathisch. Travis murmelte nur irgendwas vor sich hin, hörte aber auf mich anzustarren.
Plötzlich ertönte die Stimme von Ethan hinter uns. "Celia, Schwesterchen. Harper, Charly, Hi. Gut das ihr jetzt auch hier seit. Hat vielleicht irgendwer Lust auf ne Runde Beachvolleyball?" Bevor ich dankend ablehnen konnte hatte Charly schon begeistert zugestimmt. Und auch die meisten der anderen wollten nach kurzem Zögern mitmachen. Weil ich keine Lust hatte alleine mit Travis, Luc und Emma am Platz zu bleiben, war ich dann wohl oder über auch dazu gezwungen. Ich hasste alle Sportarten die mit einem Ball zu tun hatten und ich war einfach nur katastrophal schlecht darin. Na das konnte dann ja was werden, der Moment der völligen Blamage war gekommen.
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I dare you
RomantikHarper zieht nach einem Vorfall in ihrer Familie spontan mit ihrer Mutter an die Küste Georgias. Dort scheint ihr Leben vorerst gut zu laufen, sie findet Freunde und trifft auch auf den attraktiven Henry, in den sie sich schnell verliebt. Sie schei...