Vollmond
Begeistert sah ich mir die Kleidungsstücke an, die vor mir lagen. Sie waren schön.
Unglaublich schön.
Eine weiße Strumpfhose und der dazu passende Unterrock mit Spitze. Zudem ein schlichter dunkelgrüner Rock und eine langärmlige weiße Bluse mit Spitzen am Ausschnitt. Die ledernen Schnallenschuhe, die das Outfit abrunden würden, standen vor dem Bett, auf dem die Klamotten lagen.
Ich wusste, dass ich in den Kleidern wahrscheinlich wie eine Fee, oder die Unschuld vom Lande aussehen würde mit meiner hellen Haut.
Was wahrscheinlich auch die Absicht von Jenny - meiner besten Freundin - war, die die Kleidung entworfen und genäht hatte.Gestern hatte sie mich noch mitten in der Nacht angerufen und mir gesagt, dass sie endlich fertig war.
Und dann hat sie mich auch gleich gefragt, ob ich ihr Model stehen könnte.Natürlich hatte ich ja gesagt.
Ich hatte schon viele ihrer Kleider gesehen, die sie während ihrer Schneiderausbildung genäht hatte.
Und jedes einzelne war ein Meisterstück.
Nur leider war jedes für einen Kunden oder eine Kundin bestimmt gewesen.
Aber diese hatte Jenny für sich selbst genäht.
Und da wir beide einen ähnlichen Körperbau hatten, war ich die perfekte Wahl als Model.Doch jetzt bereute ich es, so voreilig zugestimmt zu haben.
Denn gerade hatte sie mir den Shooting Platz mit geteilt.
Denn sie wollte nicht irgendwo Bilder machen, sondern mitten im anliegenden Wald.
Es war zwar erst September, aber schon eiskalt.
Und weder die Strumpfhose, noch die Bluse sahen besonders warm aus.Mit einen lauten Schlag flog die Tür zu Jenny's Schlafzimmer hinter mir auf.
Jenny stand grinsend im Rahmen mit ihrer Kamera in der Hand.
"Ich hab sie gefunden. Wir können jetzt los Amalia."
Sie drückte mir den Fotoapparat in die Hand und schnappte sich die Kleider und die Schuhe.
Breit grinsend strahlte sie mich an.
"Das wird super!"
Von ihrer Begeisterung angesteckt, musste auch ich grinsen.Fünf Minuten später saßen wir in ihren Auto und fuhren raus aus der Innenstadt Stuttgart's Richtung Wald.
Aus dem Radio dröhnten laut die Backstreet Boys und wir sangen noch lauter mit.
Lachend fuhr Jenny von der befestigten Straße auf einen Feldweg, während ich unglaublich schief den Refrain von Everybody mitsang.
Ungesund laut quitschten die Reifen ihres Opels, als sie auf einen Waldparkplatz stehen blieb.
Außer uns war niemand anderers da.
Natürlich, es war ja schließlich erst sieben Uhr morgens und es hatte gefühlt minus zwanzig Grad Celsius.Am Himmel waren sogar noch vereinzelt Sterne zu sehen und auch der Mond hielt sich tapfer, obwohl bereits die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont krochen.
Zwischen den dunklen Tannenbäumen hing noch Nebel, der dem ganzen einen schauerhaften Touch verlieh.
Ein ungutes Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit.
Eine schattenartige Vorahnung, dass heute noch etwas passieren würde, machte sich in meinen Kopf breit.Vielleicht war der Wald doch nicht so leer wie er scheinte?
Mit einen lauten Wumps schlug Jenny die Wagentür hinter ihr zu.
Wie immer strahlte sie von einer Wange zur anderen.
Ihr schien nichts seltsam vorzukommen.
Wahrscheinlich hatte ich mit das nur eingebildet.
Energisch verbannte ich alle guseligen Gedanken in den hintersten Winkel meines Kopfes.
Ich hatte bestimmt nur zu viele Horrorfilme geschaut."Oh, das wird so toll!", begeistert begann Jenny loszureden, "das Wetter passt einfach perfekt. Wenn die Sonne den Nebel etwas anscheint wirst du ganz mystisch ausschauen."
Aufgeregt redete sie über weitere Projekte, die sie dieses Jahr gerne noch machen würde.
Gespannt hörte ich ihr zu.
Ich war fasziniert davon, wie sie so begeistert und zielstrebig war. Und auch noch so talentiert.
Der weiche Stoff des Rockes, den ich mir über den Arm gelegt hatte war unglaublich leicht und angenehm.
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Angart - Land der Wölfe
WerewolfAmalia dachte, dass sie bescheid wusste, wie ihr Leben verlaufen würde. Aber aus Versehen in eine andere Dimension zu reisen, in der die Welt nicht von Menschen, sondern von Werwölfe beherrscht wurde, war doch etwas überraschend. Was sich wie ein T...