Kapitel 28

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In der letzten Schulstunde am Freitag war meine Konzentration nicht mehr wirklich vorhanden. Ungeduldig schaute ich alle zwei Minuten auf die Uhr und hoffte, dass der Gong mich bald erlösen würde. Die Vorfreude darauf Kai endlich wieder zu sehen und ihn in seiner Wohnung zu besuchen war einfach zu groß.
Kaum hatte mein Lehrer seinen letzten Satz beendet, warf ich mein Zeug in den Rucksack und sprang auf. Ich lief noch schnell zu Lena und drückte sie kurz, während sie mir augenzwinkernd ein schönes Wochenende wünschte.
Dann joggte ich schon fast nach draußen. Mein Vater hatte heute angeboten mich von der Schule abzuholen, damit ich noch genug Zeit hatte um etwas zu essen, bevor ich zum Bahnhof musste. Meine Tasche hatte ich schon gestern Abend gepackt, sodass ich heute eigentlich keinen Stress haben sollte.
Kaum war ich auf dem Parkplatz angekommen, sah ich schon den Wagen meines Vaters. Ich lief ihm schnellen Schrittes entgegen und öffnete schwungvoll die Beifahrertür.
Mein Vater, der bis gerade noch in sein Handy geblickt hatte, zuckte erschrocken zusammen.
"Meine Güte, Tara! Willst du, dass ich einen Herzinfarkt bekomme?", meinte er, während ich mich auf den Sitz fallen ließ. Meinen Rucksack stellte ich auf meinen Schoß.
"Tut mir leid, Papa. Aber ich will so schnell wie möglich nach Hause kommen."
"Da ist wohl jemand aufgeregt", schmunzelte mein Dad, während er vom Parkplatz fuhr.
"Irgendwie schon. Ich war schon ewig nicht mehr bei Kai in Leverkusen", gab ich zu, "Aber das ist eine positive Aufregung."
"Das ist doch schön. Vorfreude ist die beste Freude."
"Da hast du Recht."

Die Pasta meiner Mutter verschlang ich innerhalb weniger Minuten, dann räumte ich das Geschirr noch in die Küche, bevor ich nochmal nachsah, ob ich alles eingepackt hatte.
Als all das erledigt war, warf ich einen Blick auf mein Handy. Zuerst sah ich, dass ich noch eine halbe Stunde hatte, bevor ich los musste. Als zweites bemerkte ich die Nachricht von Kai. Er hatte mir geschrieben, dass ich ihn eine Station vor Leverkusen anrufen sollte, sodass er pünktlich losfahren konnte, um mich abzuholen.

Da ich es kaum noch abwarten konnte, machte ich mich überpünktlich auf den Weg zum Bahnhof. Die Bahn hatte sogar ausnahmsweise mal kaum Verspätung, sodass ich zur geplanten Uhrzeit im Zug nach Leverkusen saß. Um die Zeit ein wenig zu nutzen, machte ich während der Fahrt meine Hausaufgaben. Ich würde das restliche Wochenende dafür sowieso keine Zeit mehr finden.
So verging die Zugfahrt relativ schnell und ich hätte fast vergessen Kai Bescheid zu geben. Doch zum Glück fiel mir noch rechtzeitig ein, dass ich ihn anrufen sollte.

Noch ihm Zug sitzend sah ich Kai schon am Bahnsteig stehen. Kaum hatten sich die Schiebetüren geöffnet sprang ich raus und rannte ihm entgegen. Als ich ihn erreicht hatte, zog er mich in eine feste Umarmung.
"Hallo erstmal", meinte ich als wir uns wieder von einander lösten.
"Hallo zurück", antwortete Kai, dann hob er mir eine Tüte vor die Nase, "Ich hab uns Döner geholt. Deswegen sollten wir uns jetzt beeilen, damit wir die noch warm essen können."
Mir stieg sofort der leckere Geruch in die Nase.
"Du bist ein Engel", seufzte ich und merkte im selben Moment, wie mein Magen zu knurren begann.
Wir liefen zügig zu Kais Wagen und auf der Fahrt fragte er mich ein wenig über die Schule aus. Ich erkundigte mich im Gegenzug nach seinem Training. Das Thema Sophia ließen wir vorerst komplett aus.

Auch als wir in seiner Wohnung ankamen und dort über die Döner herfielen, redeten wir über alles mögliche andere belanglose Zeug, aber nicht über Kais Liebeskummer. Er versuchte seine Gefühle zu überspielen, aber ich merkte ihm schnell an, dass er immer noch litt. Sein Lächeln war nicht so strahlend und breit wie gewöhnlich und ich ertappte ihn immer wieder dabei wie er gedankenverloren ins Leere starrte. Ich hatte Mitleid mit ihm und wollte alles dafür tun, um ihm zu helfen, aber ich war ein wenig überfordert. Ich hatte selbst noch nie Liebeskummer und musste bisher auch noch niemanden ablenken, der welches hatte.

"So... Hast du irgendwelche Ideen oder Wünsche, was wir heute Abend noch machen sollen?", fragte ich während wir uns pappsatt auf die Couch fallen ließen. Kai blickte grinsend zu mir herüber.
"Ich kenne da ein Mädchen, das behauptet hat sie könnte mich in Fifa schlagen."
"Und dieses Mädchen ist sehr überzeugt davon!"
"Na dann. Beweis es!", forderte Kai mich auf.
"Liebend gern. Aber ich will nicht, dass du anfängst zu heulen, wenn du haushoch gegen ein Mädchen verlierst", provozierte ich ihn.
"Du wirst diese Worte noch bereuen."
Dann stand Kai auf, schaltete seine Playstation an und kam mit zwei Controllern in der Hand zurück. Er reichte mir einen davon und mir fielen sofort die Kratzer und Dellen auf.
"Da hat wohl jemand schon oft genug verloren", meinte ich mit hochgezogenen Augenbrauen.
"Die Schäden kommen von Fortnite-Runden mit Jule", stellte Kai klar. Ich merkte wie er in Erinnerungen abschweifte.
"Du vermisst ihn oder?", fragte ich vorsichtig.
Kai nickte. "Besonders jetzt gerade wäre es toll ihn hierzuhaben."
"Hast du ihm das mit Sophia erzählt?"
Als ich ihren Namen aussprach, spannte sich sofort Kais Kiefer an. Ich nahm mir vor, das wohl für das restliche Wochenende zu unterlassen.
"Ich kam bisher noch nicht dazu. Außerdem ist es mir ein wenig peinlich Jule davon zu erzählen..."
"Aber wieso? Du kannst doch nichts dafür, dass du betrogen wurdest. Ich meine, das kann eigentlich jedem passieren!"
"Ja schon... Aber Jule hatte mich von Anfang an vor ihr gewarnt. Er war nicht begeistert davon, dass ich mit ihr zusammen war. Ich fand seine Reaktion lächerlich, doch im Nachhinein gesehen, hatte er recht."
"Aber ich bezweifle, dass er dir das unter die Nase reiben wird. Wenn er ein richtiger Freund ist, dann wird er dich unterstützen", sagte ich.
"Du hast wahrscheinlich recht", antwortete Kai, bevor er das Spiel startete.

Die erste Runde gewann Kai relativ eindeutig, doch ich schaffte es in den Partien darauf auch ein paar Siege einzufahren. Wir spielten lange, bis ich irgendwann herzhaft gähnte. Ich war wohl noch ein wenig erschöpft von der etwas anstrengenderen Schulwoche. Doch als ich dann zum zweiten Mal gähnte, drückte Kai auf Pause und sah auf sein Handy.
"Es ist auch schon 23 Uhr. Kein Wunder, dass du mir hier fast einschläfst. Ich würde vorschlagen, wir spielen die Partie zu Ende und dann gehen wir schlafen. Du musst morgen ausgeschlafen sein für deine Stadtführung durch Leverkusen und Köln."
Ich war mehr als einverstanden mit diesem Vorschlag, denn langsam wurden auch schon meine Augenlider schwer. Ich war normalerweise kein Mensch, der unbedingt früh zu Bett ging, aber manchmal überkam mich einfach die Erschöpfung und Müdigkeit.

Als ich später ausgebreitet im Dunkeln auf Kais Sofa lag und hörte wie er nebenan im Schlafzimmer ebenfalls zu Bett ging, wünschte ich mir für einen Moment ich würde bei ihm liegen und nicht hier im Wohnzimmer. Doch ich versuchte diesen Gedanken schnell wieder aus meinem Kopf zu verbannen. Der Fakt, dass das Kissen, auf dem ich lag, diesen typischen Kai-Geruch besaß, machte die Situation auch nicht unbedingt einfacher. Doch ich versuchte mich zusammenzureißen und einfach glücklich darüber zu sein wenigstens Zeit mit Kai verbringen zu dürfen. Lange mit meinen Gedanken aufhalten konnte ich mich aber sowieso nicht, denn kurz darauf schlief ich friedlich ein.

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Moin!

Puuhhh, dieses Kapitel hat mich so viel Zeit gekostet, obwohl es eigentlich relativ langweilig ist. Ich hatte vor diese Handlung kürzer zu fassen, aber irgendwie ist mir das nicht gelungen und deswegen muss ich jetzt die Haupthandlung des Wochenendes nochmal in ein extra Kapitel verfassen. Ich hoffe, dass mir das dann leichter fällt haha

Habt eine schöne Woche!

Eure Laura ♡

Just a fence between us | Kai HavertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt